Standortspieler für die Region

von Christian Weßling/ IHK/Frank Hesse, IHK
Unsere Region ist überdurchschnittlich dynamisch – dies haben erst kürzlich wieder verschiedene Rankings aus Wirtschaftsindikatoren und Unternehmensbefragungen ergeben. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: er gründet unter anderem auf den Aktivitäten der zahlreichen Akteure vor Ort. Diese Standortspieler machen sich für unsere Region stark.
Ende September vergangenen Jahres sorgte der „Prognos-Zukunftsatlas“ für eine Überraschung. Die Studie hatte nämlich gezeigt, dass die Teilregionen in unserem IHK-Bezirk, insbesondere die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim in der Liste aller deutschen Regionen einen großen Sprung nach oben gemacht haben. Sowohl das Emsland als auch die Region Osnabrück gehören außerdem zu den zukunftsstarken Regionen. „Das bestätigt unseren Eindruck: Unser IHK-Bezirk gehört zu den ‚Top-Wachstumsregionen‘ in Deutschland. Ein toller Erfolg“, kommentierte dies Uwe Goebel kürzlich in seiner Rede zum IHK-Neujahrsempfang.
Mit dem Zukunftsatlas überprüft das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos AG regelmäßig seit 2004 die Zukunftsfestigkeit der rund 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte. Dabei hat unsere Region insgesamt noch nie so gut abgeschnitten. So kletterte das Emsland um 44 Rangplätze auf Rang 98. Die Grafschaft Bentheim legte sogar um 70 Rangplätze zu und belegt nun Rang 142.

Region punktet mit harten Fakten

Die guten Ergebnisse hatte das Handelsblatt – der Kooperationspartner von Prognos – zum Anlass genommen, über beide Teilregionen unter dem Titel „Moor and More“ zu berichten. Zwar bedient der Bericht auch Klischees. Beispielsweise erfährt man, dass im Landkreis Grafschaft Bentheim auf jeden Einwohner fast ein Rind, vier Schweine und 67 Hühner kommen. Dann aber stellt das Handelsblatt zahlreiche Erfolgsfaktoren heraus. Hierzu gehören harte Standortfaktoren wie niedrige Gewerbesteuerhebesätze oder verfügbare Gewerbeflächen. Typisch für die Region sei auch „die Bereitschaft, die Ärmel hochzukrempeln und hart für ihren Erfolg zu arbeiten“.
Der Zukunftsatlas ist nicht das einzige Ranking, das unsere Region auf dem Vormarsch sieht. So hat die Wirtschafts-Woche Anfang des Jahres ihren Aufbruch-Atlas veröffentlicht. Dieser zeigt Orte, in denen Deutschland neue wirtschaftliche Kraft schöpft. Dazu haben die Berliner Meinungsforscher von Civey Bundesbürger ab 18 Jahren nach Jobs, Ansiedlungen oder Aussichten auf neuen Wohlstand gefragt. Im Ergebnis sind auch hier unsere Teilregionen gut platziert. So berichteten im Emsland beispielsweise 59 % der Unternehmen, dass sie ihren regionalen Standort positiv bewerten. Der Bundesdurchschnitt lag bei 42 %.
Bestätigt werden diese guten Ergebnisse vom IHK-Monitoring, in dem regelmäßig 46 Indikatoren untersucht werden. So erreichte beispielsweise die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit rund 426 500 Personen zuletzt ein Allzeithoch. Fünf Jahre zuvor waren es noch über 40 000 Beschäftigte weniger. Ein weiteres Beispiel ist die Zahl der betreuten Kinder unter 3 Jahren. Aktuell werden knapp 10 800 Unter-Dreijährige in öffentlichen Betreuungseinrichtungen betreut. Das ist ein Anstieg von immerhin 3 000 betreuten Kindern innerhalb von fünf Jahren. Eng verbunden mit diesem Wachstum ist der Anstieg der Beschäftigungsquote von Frauen von 52 % im Jahr 2016 auf aktuell fast 58 %.

Engagement für die Region

Das gute Abschneiden der Region basiert auf der erfolgreichen Arbeit zahlreicher Standortspieler, die sich für unsere Region stark machen. So haben sich aktuell die Stadt und der Landkreis Osnabrück zur Zukunftsregion „StadtLandZukunft Osnabrück“ und die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim zur „Zukunftsregion Ems-Vechte“ zusammengeschlossen. Sie sind zwei von insgesamt 14 Zukunftsregionen in Niedersachsen, für die das Land mehr als 95 Millionen Euro aus EU-Mitteln zur Verfügung stellt. Sie sollen ihre Region mit konkreten Projekten wie dem „Campus Berufliche Bildung“ in Nordhorn oder dem Projekt „Automotiv und intelligente Mobilitätslösungen (AmIn-OS)“ in Osnabrück voranbringen. In beiden Zukunftsregionen bringt sich auch unsere IHK ein.
In den Zukunftsregionen spielen Unternehmen keine direkte Rolle, sie sind dort über die Kammern und Verbände vertreten. Das ist bei den regionalen Verbänden anders. So sind etwa bei der Wachstumsregion Ems-Achse, dem Wirtschaftsverband Emsland, der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim oder dem Verein für Wirtschaftsförderung in Osnabrück (VWO) die Unternehmen eine maßgebliche Stütze ihrer Arbeit.
„Im unserem Verband sind rund 450 Unternehmen mit mehr als 46 000 Beschäftigten Mitglied“, erklärt Geschäftsführerin Mechtild Weßling für den Wirtschaftsverband Emsland. Dieser setze sich unter anderem für eine enge Zusammenarbeit von Unternehmen und Institutionen ein. So gibt es Unternehmensstammtische und Arbeitskreise etwa zu Logistik, Projektmanagement oder Energie, die ganz konkrete Erfolge aufweisen konnten. „Über die Arbeitskreise konnten Projekte mit Modellcharakter ins Leben gerufen werden – zum Beispiel das EmslandStipendium und die Lernpartnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen, das Projekt Perspektive Emsland oder das Energieforum“, berichtet Weßling. Zudem vergebe der Verband alle drei Jahre den emsländischen Unternehmenspreis, habe mit mehreren Bildungseinrichtungen die Emsland-Akademie aufgebaut und sei Mitbegründer der Stiftung Familie und Beruf sowie der Energieeffizienzagentur.
Neben dem Erfahrungsaustausch leistet der Verband auch Lobbyarbeit für die emsländische Wirtschaft – etwa über den beim Wirtschaftsverband angesiedelten Förderverein Pro E 233. Ein zentrales Aufgabengebiet ist derzeit die Fachkräftesicherung. „Wir stellen fest, dass sich der Arbeitskräftemangel verschärft hat und zu einem Wachstumshemmnis für die Unternehmen geworden ist“, so Weßling. Insbesondere fänden viele Unternehmen vor allem wegen des demografischen Wandels keine Auszubildenden. Hier arbeitet der Verband auch eng mit der IHK zusammen. So werben beide Partner etwa in Sportvereinen und bei Sportevents gezielt bei jungen Menschen für die betriebliche Ausbildung.

Lokale Netzwerke fördern den Gesamterfolg

Auch auf lokaler Ebene gibt es erfolgreiche Netzwerke, die ihren Standort fördern. Ein solcher Standortspieler ist der Meller Unternehmensnetzwerk e. V. Er steht mit seinen 29 Mitgliedsunternehmen aus verschiedenen Branchen – darunter Metallverarbeitung, Maschinenbau, Verpackungsindustrie und Logistik – für mehr als 7 000 Arbeitsplätze und 500 Auszubildende. Das Netzwerk setzt sich für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung der Region ein und arbeitet eng mit der Stadt Melle und den weiterführenden Schulen zusammen.
Das Meller Netzwerk organisiert unter anderem Vorträge, Workshops oder Netzwerktreffen. „Im Rahmen der Netzwerkarbeit findet ein reger Wissens- und Gedankenaustausch auf vielen Unternehmensebenen statt. So können sich Geschäftsführer, aber auch Abteilungsleiter und Sachbearbeiter, über ihre Themengebiete austauschen und sich unterstützen“, erklärt der Erste Vorsitzende Michael Reich, Geschäftsführer der Multi Packaging Solutions GmbH / WestRock. „Ziel ist, die Mitarbeiter auf Fachebene gezielt miteinander zu vernetzen. Dazu finden alle drei bis vier Monate Fachkreistreffen für Bereiche wie Personal, IT, Produktion und Marketing statt“, ergänzt Netzwerkkoordinatorin Sandra Kübler.
Aktuell sei die Fachkräftesicherung ein beherrschendes Thema für die Unternehmen, sagt Katharina Wilms, die Geschäftsführerin im Netzwerk-Mitgliedsunternehmen Gustav Wilms oHG ist. „Um die Unternehmen dabei zu unterstützen, hat unser Netzwerk z. B. im Rahmen des Projekts ‚Deine Zukunft Melle‘ eine Jobbörse und eine Ausbildungs-Plattform eingerichtet oder es wird regelmäßig der Tag der Ausbildung durchgeführt“, berichtet Katharina Wilms.
Diese gute Vernetzung der Unternehmen und Institutionen auf verschiedensten Ebenen ist ein zentraler Erfolgsfaktor unserer Region. Dazu trägt auch unsere IHK bei. Eine Übersicht über die vielen Mitmach-Möglichkeiten und insbesondere die rund 30 IHK-Netzwerke finden Sie hier:

Frank Hesse
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Stv. Hauptgeschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter
Christian Weßling
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Projektleiter Wirtschaftspolitik und -statistik