Ein Startup mit rettender Idee

In der Bentheim will ein Duo die Selbstbestimmung von Patientinnen und Patienten mit digitalen Mitteln stärken und schnell groß werden. Die beiden Gründer der R&R Vivendi GbR orientieren sich hierzu an ihrer eigenen Lebensgeschichte.
BAD BENTHEIM | Dass Dr. h.c. Roman Rötting und Roman Breitenbach sich überhaupt kennengelernt haben, verdanken sie einem Zufall. Auf einer ­Veranstaltung in Bad Bentheim kamen beide ins Gespräch, stellten fest, dass sie nahe voneinander wohnten und arbeiteten: Dr. Rötting betreibt seit knapp 20 Jahren einen Onlinehandel und hat eine kleine Beratungsfirma. Breitenbach ist Programmierer und war lange Intensivkoordinator in ­einem Krankenhaus in Münster.

Schwierige Behandlung mangels Patientenverfügung

Aus seinem persönlichen Umfeld berichtete Rötting von einem engen Angehörigen, dessen Behandlung in seiner letzten Lebensphase mangels Patientenverfügung schwierig war. Diese Fälle sind Breitenbach aus seiner beruflichen Zeit als ­Intensivkoordinator gut bekannt. „Das Fehlen ­einer Patientenverfügung begünstigt oft, dass Menschen gegen ­ihren eigentlichen Willen übertherapiert werden.“ Der eigene Wille vieler Patienten sei viel zu oft weder dokumentiert noch vorab kommuniziert worden: „Gerade bei plötzlichen Unfällen stehen viele Angehörige vor einem Dilemma.“ Genau hier setzt das Start­up aus Bad Bentheim seit Januar 2023 an.
„Es haben auch deshalb so wenige Menschen eine Patientenverfügung, weil die Unterlagen oft sehr kompliziert“, sagt Rötting. Deshalb habe die R&R Vivendi die Unterlagen mit Sachverstand geordnet und mit Erläuterungen versehen. So sind sie gut für alle verständlich. Die Vorsorgedokumente werden digitalisiert und datenschutzgerecht aufbereitet.

Rote Scheckkarte mit QR-Code und Link

Zudem wurde überlegt, wie Rettungskräfte und Krankenhaus­mitarbeiter an die Infos gelangen. Die Lösung war schnell in Form einer leuchtend roten Scheckkarte gefunden, auf die ein QR-Code sowie zur Sicherheit auch ein Link mit Kennwort gedruckt wird. Wird der QR-Code ausgelesen, ist direkt die Patientenverfügung sichtbar und bei Wunsch alternativ auch die Betreuungsverfügung sowie die Vorsorgevollmacht. Zudem seien Notfallkontakt und ­Medikamentenallergien ablesbar. „Die Scheckkarte gehört direkt hinter den Ausweis“, rät Breitenbach. Denn wird eine hilflose Person gefunden, überprüften die Rettungskräfte als Erstes die Identität anhand des Ausweises der Person, finden dann auch diese Karte.
Mit ihrer Idee wollen die beiden Gründer schnell vielen Menschen eine Chance auf Selbstbestimmung geben. Ihr Ziel: „Wir wollen in zwei Jahren 100 000 Karten verkauft haben und dann immer schneller wachsen“, sagen Dr. Roman Rötting und Roman Breitenbach.

Unser IHK-Tipp

In Osnabrück gibt es drei Startup-Acceleratoren. Das Seedhouse fördert Startups in den Branchen Agrar, Food und Digital; das Smart City House in den Branchen Verkehr, Logistik und Stadtentwicklung. Den Kontakt zum dritten Accelerator, dem Osnabrück Healtcare Accelerator, hat die IHK der R&R Vivendi GbR vermittelt. Dort werden Startups aus dem Gesundheits- und Pflegebereich gefördert.
von Robert Alferink, IHK


Robert Alferink
Recht und Steuern
Projektleiter