Ideenschmiede hoch drei!

Bernd Esders gründete 1989 in Bielefeld die Esders GmbH als Ingenieurbüro, zog damit 1994 nach Haselünne um. Heute ist das innovative Unternehmen international tätig, ist Hersteller und Anbieter von Messgeräten, Software und Systemlösungen für den Gas-, Wasser- und Abwasserbereich.
Von Andreas Meiners, IHK
Als Bernd Esders Anfang 2021 verstarb, hatte er mit Weitsicht die Weichen für die Nachfolge gestellt, hatte seine Söhne Bernhard (37), Martin (35) und Stefan (33) in den Familienbetrieb integriert. Aktuell planen die Brüder den „Esders Tech Campus“, eine Investition von 17,5 Mio. Euro.
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Sie wuchsen zusammen mit dem vom Vater gegründeten Unternehmen auf und führen es heute gemeinsam in zweiter Generation: (v. l.) Martin Esders, B. Eng. (FH Münster), seit 2018 Managing Director Sales & Marketing, Bernhard Esders, M. Sc. (Elektrotechnik, RWTH Aachen), seit 2018 Managing Director Research & Development und Stefan Esders, M. Sc. (Maschinenbau, TU Braunschweig), seit 2020 Managing Director Production & Service. © Helmut Kramer
_ Sie drei teilen sich die Geschäftsführung. Wie sind die Aufgaben untereinander aufgeteilt?
Bernhard Esders: Jeder von uns hat seinen eigenen Fachbereich, in dem er sich spezialisiert hat. Dies ermöglicht es uns, unsere individuellen Stärken optimal zu nutzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Aspekte des Unternehmens abgedeckt sind. Ich selbst leite die Entwicklung, mein Bruder Martin verantwortet den Vertrieb inklusive Marketing und Finanzen und mein Bruder Stefan leitet die Produktion und den Service.
_ Gibt es unter Ihnen als Brüder einen Treiber für Innovationen im Unternehmen?
Bernhard Esders: Wir alle sind leidenschaftlich daran interessiert, unser Unternehmen voranzubringen. Durch unsere Verantwortungsbereiche ergeben sich viele Optionen für jeden einzelnen von uns und wir sind nie alleine mit einer Idee, so geben wir natürlich auch unseren Mitarbeitenden Raum für Visionen und Innovationen. Und am Ende müssen wir gut abwägen, welche Idee es wert ist, weiter vorangebracht zu werden.
_ Eines Ihrer neuesten Produkte ist ein IoT-Modul („Internet of Things“) für einen Tore-Hersteller aus dem Emsland. Was gab den Anstoß?
Bernhard Esders: Unsere eigene Expertise in der Hardwareentwicklung und Programmierung ist für uns ein großer Vorteil. Das IoT-Modul ist eine unserer Auftragsentwicklungen, die wir für andere Hersteller entwickeln. Wir bauen auch komplette Messgeräte für unsere Kunden unter anderem Namen und vertreiben diese weltweit. Das schaffen wir zu 100 % in Haselünne und das beinhaltet neben der Platinenbestückung auch Themen wie Cloud Berichtswesen, Sensoranbindung, Feldtests und Schulung der Vertriebs- und Servicemitarbeitenden. Mit dieser Entwicklung haben wir für uns ein neues Geschäftsfeld eröffnet.
_ Sie verbessern Ihre Produkte mittels künstlicher Intelligenz. Inwieweit nutzt dies Ihren Kunden?
Martin Esders: Durch den Einsatz von KI können wir präzisere Messungen durchführen und unseren Kunden genauere Daten liefern. Das smart memo kann bei einer Druckprüfung schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt zurückmelden, ob diese Prüfung erfolgreich bestanden werden kann oder ob diese abgebrochen werden muss. Das hilft, effizienter zu arbeiten und Kosten zu sparen.
_ Für die Industrie ist grüner Wasserstoff (H2) auf dem politisch vorgegebenen Weg zur Klimaneutralität alternativlos. Wie tragen Sie dazu bei, dass Unternehmen „H2-ready“ werden?
Martin Esders: Wir entwickeln Messgeräte und Systemlösungen, die heute schon H2 detektieren und messen können. Das machen wir schon seit einigen Jahren. Es ermöglicht unseren Kunden, sicher und effizient mit Wasserstoff (H2) zu arbeiten. Denn das Wichtigste ist die Sicherheit bei der Arbeit mit Energieträgern, wie Wasserstoff (H2).
_ Welche Hebel sollte die Bundesregierung nutzen, um den H2-Hochlauf zu beschleunigen?
Martin Esders: Für die Energiewirtschaft ist es entscheidend, dass die Bundesregierung klare und langfristige Rahmenbedingungen für den Wasserstoffmarkt schafft. Dies könnte durch steuerliche Anreize, Investitionszuschüsse und eine Anpassung der Energiesteuern erreicht werden, um grünen Wasserstoff wettbewerbsfähiger gegenüber fossilen Brennstoffen zu machen. Hinzu kommen der Ausbau der notwendigen Infrastruktur, wie beispielsweise Wasserstoff-Tankstellen und Pipelines, und eine Harmonisierung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren auf nationaler und EU-Ebene, um Projekte schneller voranzutreiben. Schließlich sollte der Staat in Forschung und Entwicklung investieren, um die Technologie weiter zu verbessern und Kosten zu senken.
_ Welche Rolle spielt die interne Aus- und Weiterbildung, um Ihren Bedarf an Entwicklungspersonal zu decken?
Stefan Esders: Interne Aus- und Weiterbildung sind für uns von zentraler Bedeutung. Es ermöglicht uns, sicherzustellen, dass unser Team immer auf dem neuesten Stand der Technik ist und wir die besten Produkte für unsere Kunden entwickeln können. Im technischen Bereich wachsen wir stetig und konnten die meisten Azubis nach der Ausbildung übernehmen und weiter fördern.
_ Mit mehr als 150 Mitarbeitenden, davon zwanzig in der Entwicklung, wächst Ihr Unternehmen stetig. Welche Bedeutung hat Innovation für die Esders GmbH?
Stefan Esders: Innovation und Technik sind neben den Menschen, die hier arbeiten, das Herzstück der Esders GmbH. Es ist das, was uns antreibt und uns ermöglicht, ständig zu wachsen. Seit unserer Gründung haben wir immer den Fokus auf fortschrittliche Technologien und Prozesse gelegt. Unsere Mitarbeitenden sind ermutigt, kreativ zu denken, neue Ideen vorzuschlagen und ständig nach Möglichkeiten zu suchen, unsere Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Dieser Innovationsgeist hat uns nicht nur in der Branche einen Namen gemacht, sondern auch dazu beigetragen, dass wir stets an der Spitze der technologischen Entwicklung stehen. Es ist diese Kultur der Freiheit, auch mal unkonventionelle Lösungen vorzuschlagen. Wir ermutigen unsere Mitarbeitenden weiterzudenken, so führen sie uns mit ihren Ideen in die Zukunft.
_ Was bedeutete der Tod Ihres Vaters vor knapp zwei Jahren für das Unternehmen?
Stefan Esders: Es war ein großer Verlust für uns alle. Sein Erbe lebt in der Firma weiter. Wir sind entschlossen, seine Vision fortzusetzen und das Unternehmen auf das nächste Level zu bringen.
_ Mit dem Bau eines „Tech Campus“ haben Sie die bisher größte Investition in der Firmengeschichte gestartet...
Stefan Esders: Der Tech Campus dient als Innova­tionszentrum, in dem Ideen und Projekte entwickelt und umgesetzt werden können. Es bietet einen Ort für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams und Abteilungen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Der Campus ist mit modernster Technologie ausgestattet, die den Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Ein tolles Arbeitsumfeld fördert Talente und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und zu nutzen. Wir verfolgen einen zukunftsorientierten Ansatz, der darauf abzielt, innovative Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu entwickeln.
_ Ihr Unternehmen wurde im Jahr 2020 als „­Digitaler Ort Niedersachsen“ ausgezeichnet. Wo stehen Sie bzgl. Digitalisierung heute?
Martin Esders: Wir sind stolz auf diese Auszeichnung und haben seitdem unsere Digitalisierungsbemühungen weiter verstärkt. Unterdessen ist ­einiges passiert: Der Sommer 2022 war der Beginn einer E-Commerce-Revolution in unserer Branche. Unser Onlineshop ging live, In-house programmiert, mit Produkteditor, Translation Tool, CRM und ERP-Schnittstelle. Wir haben 360° Produktbilder für ­unsere UX im Onlineshop integriert und wir starteten mit der Marketing Automation. ­Unsere Softwareentwicklung hat zeitgleich ein DAM (Digital Asset Management) entwickelt, für eine bessere Nutzung unserer Inhalte und Bilder, die so für alle zugänglich sind. Und wer glaubt, dass wir schon genug haben, der täuscht sich. Unser Fokus im Team liegt jetzt auf Automatisierung und der Personalisierung unserer Inhalte sowie Verbesserung des E-Commerce durch unseren Onlineshop & KI in all seiner Vielfalt.
_ Für den Fall, dass Sie sich als Geschwister einmal nicht einig sind, hat Bernhard als Ältester dann automatisch das letzte Wort?
Bernhard Esders: Obwohl ich der Älteste bin, treffen wir alle Entscheidungen gemeinsam. Wir diskutieren und werden uns recht schnell einig und finden einen Kompromiss, der für jeden von uns akzeptabel ist. Das ist wie in jeder Familie, wir entscheiden dann so, was am besten für das Unternehmen und alle zugehörigen Familien ist.
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