"Neues wagen, Wurzeln achten"
Im Herbst 2024 trat Pia Albers in die Geschäftsführung der ELA Container GmbH in Haren (Ems) ein. Gemeinsam mit ihrer Tante Liesel Albers-Bentlage, ihrem Vater Günter Albers sowie dem externen Geschäftsführer Dr. Stefan Leopold steht die 32-jährige heute an der Spitze des Familienunternehmens, das weltweit in 12 Ländern vertreten ist.
Das international agierende Familienunternehmen ELA Container ist seit 1972 Spezialist für Räume und Gebäude aus Containern – in jeder gewünschten Größe, individuell ausgestattet, zur Miete oder zum Kauf. Mit 60 000 Containern und 1 600 Mitarbeitenden an 18 Standorten ist ELA Container einer der führenden Anbieter von hochwertigen und flexiblen Raummodulen. Die regionale Fachberatung und ein eigener Fuhrpark mit über 100 Spezial-Lkw mit Ladekran stellen eine kurzfristige Lieferung und fachgerechte Montage an jeden Ort sicher.
_ Frau Albers, Sie haben bereits im Rahmen des 50-jährigen Firmenjubiläums Mitte Oktober 2022 die Leitung der IT-Abteilung im Familienunternehmen übernommen. Wann reifte in Ihnen erstmals der Gedanke, ins Unternehmen einzusteigen? Was hat Sie dabei am stärksten motiviert – und wie haben Sie persönlich den Weg zurück ins Emsland erlebt?
Ganz bewusst reifte der Gedanke erstmals im Rahmen unseres Familienverfassungsprozesses in mir. In dieser Phase wurde mir deutlich, dass ich selbst ein echtes Interesse daran habe, unsere Nachfolge eines Tages aktiv mitzugestalten.
Motiviert hat mich vor allem die Chance, das erfolgreich auf- und ausgebaute Unternehmen der ersten und zweiten Generation gemeinsam mit der geballten ELA-Team-Power eines Tages noch erfolgreicher in die kommende Generation zu überführen. Der damit verbundene Weg zurück ins Emsland hat sich genau richtig angefühlt – und mich zugleich wieder näher zu meiner Familie und zu langjährigen Freunden gebracht.
_ Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle im Familienunternehmen vorbereitet?
Beruflich hieß es für mich zunächst: „Hörner abstoßen.“ Nach meiner betriebswirtschaftlichen Studienausbildung habe ich externe Berufserfahrung in einer Unternehmensberatung im IT-Bereich sammeln können. Von IT-Quick-Checks und App-Entwicklungen bis hin zu verschiedenen In- und Auslandsprojekten war ich in dieser Zeit tätig und durfte ein Team rund um die Microsoft-Standard-Applikationen aufbauen.
Durch die Arbeit mit Kunden aus unterschiedlichsten Unternehmensgrößen, -formen und Projekten sowie durch den Kontakt mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten konnte ich in dieser vergleichsweise kurzen Zeit sehr viele wertvolle Einblicke gewinnen. Ich bin bis heute überzeugt, dass es jedem guttut, sich zunächst extern die „Hörner abzustoßen“, bevor man im eigenen Unternehmen anklopft.
_ Wer oder was hat Sie auf Ihrem beruflichen Weg besonders geprägt?
Unsere Unternehmerfamilie – Oma, Opa, Onkel, Tante sowie natürlich meine Eltern. Die persönliche Berufsausbildung startete bereits in frühen Jahren – nämlich am Küchentisch meiner Eltern. Wir wussten immer, wie sich das Unternehmen entwickelt, waren bei Kundenterminen, Bewerbungsgesprächen oder Veranstaltungen dabei – und das alles ganz unbeschwert. Unsere Eltern haben es geschafft, eine natürliche Nähe zum Unternehmen herzustellen, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Das Unternehmen saß im Grunde genommen als fünftes Kind immer mit am Küchentisch und hat kontinuierlich neue Gedanken und Impulse geliefert.
_ Was bereitet Ihnen an Ihrer Arbeit im Familienunternehmen am meisten Freude – und was fordert Sie am meisten heraus?
Am meisten Freude bereitet mir die enge Zusammenarbeit mit den Menschen – mit unseren Kollegen und Partnern. Mindestens genauso beeindruckt bin ich immer wieder von den Zukunftsmöglichkeiten, die ELA offenstehen, und freue mich darauf, diese in den kommenden Jahren gemeinsam weiter auszuschöpfen.
Die größte Herausforderung liegt vielleicht genau darin: die Balance zu finden zwischen Dynamik und Stabilität – also Veränderungen anzustoßen, ohne das Bewährte aus den Augen zu verlieren und dabei die gesamte Mannschaft mitzunehmen.
_ Oft ist es schwierig, wenn mehrere Generationen im Unternehmen zusammenarbeiten. Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit Familienmitgliedern und Gesellschaftern im Unternehmen?
Offene Kommunikation ist für uns der Schlüssel – innerhalb von 48 Stunden müssen alle Störgefühle auf den Tisch. Außerdem haben wir sowohl in der Familie als auch im Unternehmen klare Rollen definiert und legen großen Wert darauf, Themen sachlich zu besprechen – unabhängig davon, wer sie anspricht. Dabei empfinden wir den Austausch zwischen den Generationen als sehr wertvoll, weil unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen, die sich am Ende meist gut ergänzen. Unsere Familienverfassung dient zusätzlich als gemeinsamer Orientierungsrahmen.
_ Familienunternehmen stehen oft zwischen Tradition und Erneuerung: Wie gelingt es Ihnen, beides miteinander zu verbinden?
Das gelingt uns, indem wir Bewährtes nicht infrage stellen, sondern weiterentwickeln. Unsere Wurzeln – Unternehmertum, Bodenständigkeit und Verlässlichkeit – sind die Basis, auf der wir Innovation aufbauen. Das Spannende an ELA ist, dass Tradition und Fortschritt bei uns kein Gegensatz sind, sondern Hand in Hand gehen.
_ Welche Rolle spielt für Sie Kommunikation – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch nach außen – im Nachfolgeprozess?
Kommunikation spielt für mich eine zentrale Rolle. Sie schafft Verständnis, Vertrauen und Transparenz – und genau das ist im Nachfolgeprozess entscheidend. Innerhalb des Unternehmens bedeutet das, offen über Veränderungen zu sprechen und die Mitarbeitenden früh einzubeziehen. Nach außen ist es wichtig, die eigene Haltung sichtbar zu machen und den Dialog mit Kunden, Partnern und der Öffentlichkeit aktiv zu gestalten.
_ Was bedeutet für Sie eine „gelungene Unternehmensnachfolge“ – persönlich und unternehmerisch?
Eine gelungene Nachfolge ist für mich dann erreicht, wenn sie frühzeitig, offen und gemeinsam gestaltet wird – mit Raum für Neues, aber auch mit Respekt vor dem, was über Jahrzehnte gewachsen ist. Neues wagen und Wurzeln achten.
Persönlich bedeutet sie, Verantwortung zu übernehmen, ohne die eigene Persönlichkeit zu verlieren. Unternehmerisch bedeutet sie, das Unternehmen so weiterzuentwickeln, dass es auch für kommende Generationen attraktiv bleibt – für Familie, Mitarbeitende sowie Kunden gleichermaßen.
_ Erleben Sie aktuell einen Wandel in der Unternehmenswelt, bei dem Frauen selbstverständlicher Führungspositionen übernehmen?
Ja, absolut. Eine Veränderung ist spürbar – allerdings verläuft sie in meinen Augen weiterhin recht schleppend. Gleichzeitig zeigt sich, dass Führungsverantwortung heute viel stärker über Kompetenz, Haltung und Kommunikation getragen wird statt über Hierarchien oder Rollenbilder wie früher.
Insgesamt empfinde ich die Entwicklung als positiv, wenngleich es weiterhin mehr Mut und Strukturen braucht, die Frauen gezielt fördern, ohne sie auf das Thema „Frauenförderung“ zu reduzieren.
_ Was würden Sie anderen Frauen mit Führungsambitionen mit auf den Weg geben?
Frauen mit Führungsambitionen würde ich raten, mutig Verantwortung zu übernehmen, ihre Stärken bewusst einzusetzen und sich mit Menschen zu umgeben, die inspirieren und fördern. Der Austausch – sei es mit Kollegen, Mentoren oder anderen NextGens – kann unglaublich wertvoll sein.
Kontakt
Enno Kähler
Unternehmensgründung und -förderung
Projektleiter