Handel mit Asien: So sieht die Praxis aus
Vietnam ist im wirtschaftlichen Aufschwung und Indien macht sich bereit, China zu überholen. Wie sich die Entwicklung in Deutschland dazu verhält, beleuchtete jetzt der „Wirtschaftstag Asien“ in der IHK. Aus unternehmerischer Sicht berichtete Gregor Rüth, Vorstandsvorsitzender beim Osnabrücker Reifenspezialisten Bohnenkamp SE, aus der Praxis.
_ Herr Rüth, welchen Stellenwert hat der Wirtschaftsraum Asien für Ihr Unternehmen?
Wir beziehen etwa 70 Prozent unseres Einkaufsvolumens aus Asien, insbesondere Reifen aus Indien, China und Vietnam. Diese Reifen haben mittlerweile eine hohe Bedeutung in Europa erreicht und zeichnen sich durch ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis sowie gutes Qualitätsniveau aus. Unsere Lieferbeziehungen mit asiatischen Lieferanten bestehen teilweise seit über 30 Jahren.
_ In der IHK wurde vorgestellt, wie rasant sich viele asiatische Märkte entwickeln. Wie halten Sie die Kontakte vor Ort?
Unsere Handelspartner verfügen über eigene europäische Vertriebs- und Serviceorganisationen. Insofern haben wir keine eigenen Mitarbeiter in Asien vor Ort. Wir pflegen allerdings auch enge persönliche Kontakte, die mit einigen Besuchsreisen verbunden sind.
_ Märkte und Handelswege sind komplex und werden durch wirtschafts- und politische Krisen beeinflusst. Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen?
Die vergangenen Jahre waren in der Tat sehr anspruchsvoll. Neben extremen Schwankungen bei den Frachtraten, kam es in der Corona-Zeit und kommt es aufgrund der geopolitischen Verwerfungen immer wieder zu gestörten Lieferketten. Teilweise haben sich die Containerlieferungen um Monate verzögert, um dann gleichzeitig den Hafen zu erreichen. In „normalen Zeiten“ haben wir etwa 150 Container im Hafen. Nun sind es auch schon mal bis zu 800. Solche Situationen erzeugen extreme Zusatzkosten durch Lagergelder in den Häfen und zusätzliche Vereinnahmungskapazitäten. Diesen Schwankungen in der Belieferung können wir nur durch entsprechende Bevorratung begegnen, was wiederum eine hohe Kapitalbindung verursacht und Investitionen in Lagerkapazität voraussetzt.
Kontakt
Dr. Beate Bößl
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Projektleiterin Öffentlichkeitsarbeit