Keine Schrauben locker

von Andreas Meiners, IHK
„Der hat ja eine Schraube locker!“ – Für diese Art von Schrauben hat Uwe Steinkamp, Geschäftsführer der Altosens GmbH aus Osnabrück, (noch) keine technische Lösung gefunden. Wohl aber eine zur Überwachung sicherheitsrelevanter Schrauben, z. B. an Brücken, Fahrzeugen, Maschinen oder Windkraftanlagen. Jetzt wurde sein junges Unternehmen mit dem Innovationspreis 2023 des Landes Niedersachsen in der Kategorie „Wirtschaft“ ausgezeichnet.
OSNABRÜCK | Die zugrundeliegende Technologie wurde vor gut zehn Jahren am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt entwickelt. „Ich habe davon erstmals im Jahr 2017 gehört. Die sehr junge Technologie war aber noch weit entfernt von der Marktreife. Zudem fokussierte die Forschung damals die Realisierung von Aktoren, wie beispielsweise Lautsprecher. Der mögliche Einsatz so genannter Dielektrischer Elastomere als Sensor war eine unbeachtete Randnotiz“, erklärt Uwe Steinkamp im Gespräch. Seine Kraftsensoren werden als Unterlegscheiben in unterschiedlichen Größen verbaut und können Kräfte messen, wo es bisher nicht oder nur mit großen Aufwand möglich war. „In meinem früheren Job in der Automobilzuliefererindustrie hätte ich mir einen solchen Sensor gewünscht“, so Steinkamp.
Die Idee, hierfür ein eigenes Unternehmen zu gründen, entwickelte sich schleichend. „Ausschlaggebend war für mich die Frage, wie ich die restlichen 25 Jahre meines Berufslebens verbringen möchte. Als Beifahrer, der den digitalen Wandel der Branche kommen sieht, ihn jedoch nicht gestalten kann, oder als Entwickler von eigenen, innovativen Systemlösungen. Mit wurde klar, dass ich mit meinem erworbenen Spezialwissen lieber Lastenhefte schreiben wollte, statt sie zu erfüllen“, so der 47-Jährige. Das Interesse potenzieller Nutzer war ebenfalls gegeben und auch seine Frau unterstützte die Entscheidung. Er kündigte, durchlief in Vollzeit mit seinen Mitgründern Jan Hansmann, Techtransfer-Promotor am Fraunhofer LBF, und Sebastian Rieß, Doktorand am LBF, das Fraunhofer ­Gründungsvorbereitungsprogramm und schloss eine Lizenzvereinbarung.
Statt der üblichen drei Jahre absolvierten sie das dreistufige Programm von August 2021 an in nur neun Monaten. Noch im April 2022 gründeten sie. Starthilfe gab es zudem durch ein Gründerstipendium der NBank. „Ein wichtiger Meilenstein und eine wertvolle Bestätigung für uns war, dass wir tatsächlich bereits am Ende des ersten Monats unseren ersten Kunden gewonnen haben. Binnen eines Jahres entwickelten wir auf Basis der Fraunhofer-Technologie unser erstes eigenes Produkt und meldeten zwei eigene Patente an“, so Steinkamp.
Seit August 2022 profitierte das Startup von der niedersächsischen Förderung der Hightech-Inkubatoren und ist seitdem im ­Osna­brücker „Seedhouse“ angesiedelt. Hier produziert Steinkamp mit einem Werkstudenten seine Prototypen, die er zu Versuchs- und ­Entwicklungszwecken verkauft. „Mit der bisherigen Produktions­linie können wir aus Halbzeugen bis zu fünfstellige Stückzahlen realisieren. Je mehr Sensoren im Umlauf sind, desto verlässlicher und besser wird das cloudbasierte Monitoring. Dadurch können Wartungskosten, z. B. von Windkraftanlagen und Maschinen, ­gesenkt und kann sogar die Verfügbarkeit der Anlagen erhöht werden. So können wir heute, wenn gewünscht, unsere Kunden bei der Datenauswertung unterstützen. Das ist für beide Seiten ein Gewinn. ­Zugleich testen wir so weitere Einsatzbereiche.“
Parallel dazu werden kontinuierlich wichtige strategische Fragestellungen rund um die Marktbearbeitung in Kooperation mit Prof. Dr. Jürgen Franke von der Hochschule Osnabrück bearbeitet.
„Zukünftig werden wir unseren Kunden adäquate, digitale Systemlösungen anbieten, die bisher nicht verfügbar waren. Das Potenzial hierfür ist enorm groß und wir streben danach, in möglichst vielen Einsatzfeldern unser Produkt zu etablieren.“ Dazu werde man weiter in Kompetenz investieren und zwei weitere Teammitglieder für den Bereich Software / Künstliche Intelligenz einstellen.
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