"Ein Gefühl von Zusammenhalt": 200 Jahre Coppenrath Feingebäck

von Dr. Beate Bößl
Das Jahr 2025 ist für die Coppenrath Feingebäck GmbH aus dem emsländischen Geeste-Groß Hesepe ein ganz besonderes Jahr: Das Familienunternehmen feiert sein 200-jähriges Bestehen. Wir haben nachgefragt bei Andreas Coppenrath und Tochter Hanna, die im Sommer kommenden Jahres in siebter Generation die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernimmt.

Honigkuchen für Fürsten und Könige

Seit bald sieben Generationen steht der Name Coppenrath für die Fertigung von Gebäckspezialitäten. Angefangen hat alles in einer kleinen Landbackstube im Jahr 1825 und mit feinem Honigkuchen, den Gründer Heinrich Coppenrath aus seinem kleinen Heimatdorf im Emsland bis an die bedeutenden Fürsten- und Königshäuser auslieferte. Seither hat sich die Welt und auch das Unternehmen gewandelt: Von einer kleinen Backstube hin zu einer modernen Bäckerei mit rund 400 Beschäftigten.
Im Jahr 1995 trat der jetzige Geschäftsführer Andreas Coppenrath (62) die Nachfolge in sechster Generation an – und mit Tochter Hanna Coppenrath steht bereits seine Nachfolgerin in den Startlöchern. Hanna Coppenrath hat nach dem erfolgreichen Abschluss von Ausbildung und Studium unter anderem bei Backbetrieben, Schokoladenherstellern und Konditoreien in Deutschland und im Ausland gearbeitet. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einem großen Fest am 19. und 20. Juni. Für unsere IHK gratulierte IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf und überreichte eine Urkunde.

Nachgefragt bei Andreas Coppenrath und Hanna Coppenrath

_ Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Angenommen, Ihre Vorfahren aus dem Gründungsjahr kämen zur Keksverkostung zu Besuch – was würde Sie wohl am meisten erstaunen?
Andreas Coppenrath (AC): Vielen Dank! Ich denke, unsere Vorfahren wären vor allem von der heutigen Vielfalt und Raffinesse unseres Sortiments überrascht. In ihrer Zeit war das Backhandwerk noch deutlich stärker von Handarbeit geprägt und regional begrenzt. Heute kombinieren wir traditionelle Rezepturen mit modernen Herstellungsverfahren und kreativen Produktideen. Besonders erstaunen würde sie vermutlich, wie weit unsere Kekse heute reisen – bis nach Asien, Amerika und in viele weitere Länder der Welt. Vielleicht wären sie sogar ein bisschen stolz zu sehen, wie aus ihrer kleinen Bäckerei eine internationale Marke gewachsen ist, die dennoch ihre Wurzeln nie vergessen hat.
_ Als die aktuelle Generation im Jubiläumsjahr 2025: Was ist es, dass Sie gerade jetzt mit Freude erfüllt?
AC: Auch trotz der vielen Veränderungen sowie wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, die das Jahr 2025 mit sich bringt, schaffen wir es, uns treu zu bleiben: Tradition und Innovation gehen bei uns Hand in Hand. Mit viel Leidenschaft und Kreativität sowie unseren Mitarbeitenden, die Tag für Tag mit großem Engagement ihrer Arbeit nachgehen, fließt unsere Philosophie „Ehr´ das Alte, wag´das Neue“ in jeden einzelnen Keks – das ist nicht selbstverständlich.
_ Die Vorbereitung auf ein Jubiläum bringt häufig auch Überraschungen hervor. Haben Sie vielleicht auch etwas Neues oder noch Unbekanntes entdeckt?
AC: Überraschungen gab es für mich keine. Doch bei den Recherchen für unsere Jubiläumschronik stießen wir auf einige spannende handschriftliche Aufzeichnungen, Fotos, Dokumente und Berichte meiner Vorfahren. Mich erstaunt es immer wieder, mit welchem Idealismus, Qualitätsanspruch und Unternehmergeist sie damals zu Werke gegangen sind. Auch viele Erinnerungen langjähriger Mitarbeitender, die auch bereits meinen Vater begleitet haben, bereichern unser Archiv und sorgen für ein Gefühl von Zusammenhalt und gegenseitiger Wertschätzung.
_ In keiner Historie gibt es nur gute Zeiten. Dass die Coppenrath-Generationen auch Schicksalsschläge gemeistert haben, was macht das mit Ihnen?
AC: Es macht mich vor allem demütig und tief dankbar. Die Geschichte unserer Firma ist nicht nur geprägt von Erfolgen, sondern auch herausfordernden Zeiten. Änne Coppenrath etwa verlor 1942 ihren Mann und arbeitete dann mit acht Kindern allein im Unternehmen weiter. Sie ist für uns alle ein Vorbild für Mut, Verantwortung und Durchhaltevermögen. Und auch der Brand von 1978 – der alles hätte beenden können – wurde durch gemeinsamen Einsatz und Zusammenhalt überwunden. Die Bewältigung solcher Herausforderungen zeigen unsere Stärke: Ein Miteinander geprägt durch gegenseitiges Vertrauen und Solidarität.
_ Frau Coppenrath, im August 2026 übernehmen Sie in siebter Generation das Familienunternehmen. Gibt es etwas, auf das Sie sich schon jetzt besonders freuen?
Hanna Coppenrath: Auf ein selbstbestimmtes Arbeiten und die Möglichkeit, meine eigenen Ideen zu verwirklichen. Natürlich habe ich auch jetzt schon die Möglichkeit mitzubestimmen, aber eben auf eine andere Art und Weise. Ich freue mich sehr darauf, die dann gesteckten Ziele zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen erfolgreich umzusetzen.
Dr.Beate Bößl
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Projektleiterin Öffentlichkeitsarbeit