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Grillen, gründen & gute Laune
von Dr. Beate Bößl, IHK
An der Gründerstory von Sven Werning ist so ziemlich alles Rock’n’Roll. Lederjacken für Metallica kommen darin vor, Gewürzmischungen namens „Rumshine Reggae“ werden entwickelt und mit dem „BBQ-Village“ entstand in Nordhorn eine Eventlocation, die nun zum Franchise ausgebaut werden soll. Dass alles den Anfang in der Corona-Zeit hatte? Passt dazu. Dass alles gut ging? Auch.
Der Slogan: “Irgendwo im Nirgendwo”
NORDHORN | Mit seinem „BBQ-Village“ auf einem umgebauten Resthof in Nordhorn hat sich Sven Werning mit der Werning GmbH aus Wietmarschen einen Traum erfüllt. Einen, der ihm selbst bis zum Jahr 2020 unbekannt war. Bis zu 170 Personen finden heute auf seinem Areal „Irgendwo im Nirgendwo“, so der Website-Slogan, Platz fürs Beisammensein. Gemeinsam mit Grillmeistern werden im „Village“ seit dem Herbst 2022 Barbecues als Event angeboten, aber auch Grillseminare oder Produktschulungen finden dort statt. Aktuell, sagt der 51-Jährige, entstehe ein Shop für die hauseigene Gewürzlinie, mit der im Jahr 2020 alles seinen Anfang nahm. Zudem sei ein virtueller Showroom geplant.
Fand ein neues Berufsfeld - -und zugleich seinen Traumberuf: Sven Werning.
Die Ausgangsfrage: “Was kann ich? Wo bin ich vernetzt?”
Fragt man Sven Werning nach der wichtigsten Erkenntnis seiner jüngsten Berufsjahre, ist die Bedenkzeit kurz. „Man braucht den Mut, etwas auszuprobieren“, sagt er. Da sei es mit den Grill-Rezepten ganz ähnlich wie mit den Geschäftsideen. Er selbst musste sich zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt nach neuen beruflichen Perspektiven umsehen: „Im Frühjahr 2020, direkt zu Beginn der Pandemie“. Der Grund: Sein damaliger Arbeitgeber aus der Bekleidungsbranche strukturierte aus familiären Gründen die Geschäftsleitung um. Werning, bis dato Führungskraft, wurde entlassen und musste kurzfristig schauen „Was kann ich? Wo bin ich vernetzt?“ In den Antworten darauf lagen die Funken für das, was kommen sollte: „Ich habe im Großhandel das Lizenzgeschäft mit Lederjacken für Bands wie Metallica oder Iron Maiden betreut. Über weitere Wege hatte ich gute Kontakte zu einem Lingener Unternehmen, das Top-Player für Merchandising- und Fanartikel ist.“
Grillen und Glücktreffer: “Eine eigene Gewürzlinie”
Als es darauf ankam, suchte der Wietmarscher nach einem Geschäftsbereich, der passen könnte. Seine Marktanalyse: „Die Leute mussten während der Coronajahre zu Hause bleiben. Was gekauft wurde, waren Whirlpools und Grillbedarf“. Werning entschied sich für das Element Feuer. Insbesondere, weil auch der Merchandiser zeitgleich nach neuen Märkten, Ideen und Lieferanten suchte. Eine „richtig glückliche Fügung“ sei es gewesen, dass zudem parallel der Kontakt zu Grillweltmeister Marco Greulich, seinem jetzigen Geschäftspartner, entstanden ist. Zusammen entwickelten sie Gewürzmischungen unter dem Namen „Rock´n´Rubs“ und mit Editionen, die nach Motörhead-Sänger Lemmy benannt wurden, die Pommes-Puder heißen oder Whiskey-Aroma haben. Sehr gut sei das als Gesamtpaket „mit frischen Namen, hoher Qualität und im mittel- bis hochpreisigen Segment angenommen worden.“ Es sei zur passenden Zeit die Eintrittskarte in einen Markt gewesen, „der an sich nicht ´Yippie´ ruft, wenn neue Gewürze angeboten werden.“
Die Reset-Taste: “Das Eventkonzept stärken”
Als sich die Zeiten nach der Pandemie normalisierten, drückten die damaligen Partner – zwischenzeitlich war die Marke großflächig im Fachhandel gelistet – die Reset-Taste. „Wir sind sehr schnell, sehr stark gewachsen und wollten nicht in Abhängigkeiten von wenigen Großen kommen“, ist zu hören. Stattdessen wurde mit Rock´n´Rubs der Weg in den Fach- und Feinkost- sowie in den eigenen Onlinehandel gesucht. Eine wichtige Veränderung gab es zum Jahresbeginn 2024, als man mit Lukas Middendorf von Miavit aus Essen (Oldb.), einen Gesellschafter fand.
Die N8Schicht GmbH, unter der die Gewürz-Sparte läuft, soll nun in neuer personeller Konstellation weiter gestärkt werden.„Geplant sind Franchise und Modulhäuser“Was ist für die Zukunft geplant? Das Herz von Sven Werning schlägt weiter für das „BBQ-Village“, für das zwei Gebäude umgebaut und umfangreich mit Grill-Equipment ausgestattet wurden. So erfolgreich sei das Angebot, dass jetzt vorgesehen ist, ein Franchise-Modell daraus zu machen: „Wir möchten bundesweit weitere Häuser umbauen, möchten im nächsten Schritt dann Modulhäuser auf die Flächen bringen und Übernachtungsmöglichkeiten schaffen.“
Das Fazit: “100 % neue Herausforderung”
Ist der Fachkräftemangel dabei ein Problem? „Für uns nicht“, ist zu hören. Neben Werning nämlich haben inzwischen auch dessen Frau, die Kinder und sein Schwager samt Familie Geschmack am Geschäftsmodell gefunden: „Dass wir allein in unserem Umfeld zehn Personen sind, die Freude an unserem Konzept haben, ist ein Vorteil. Und deshalb kann ich sagen: Was ich heute mache, das ist zwar zu 100 % eine andere Herausforderung als früher – aber totale Freude!“
Kontakt

Dr. Beate Bößl
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Projektleiterin Öffentlichkeitsarbeit