Gemeinsam für die Ausbildung

von Dr. Maria Deuling, IHK
Das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH) in Osnabrück unterstützt beim Einstieg in das Berufsleben: aus ganz Niedersachsen kommen Schüler und nutzen das berufsschulische Angebot der LBHZ, um erfolgreich eine duale ­Ausbildung zu absolvieren.
OSNABRÜCK | Im Schuljahr 2023/24 sind im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte 15 Teilzeitberufsschülerinnen und -schüler in verschiedenen Ausbildungsberufen und -jahren eingeschrieben. Die meisten von ihnen kommen aus der Region Osnabrück, aber auch Schüler aus Oldenburg, Braunschweig und Cuxhaven reisen speziell für den Berufsschulunterricht an. Einer der Schüler ist ­Shafi Yousafzai, der 2015 aus Afghanistan nach Deutschland kam, und von Geburt an gehörlos ist. Der 21-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik bei den in Hasbergen, die er im Sommer abschließen wird.
„Im Unterricht wird in Gebärdensprache kommuniziert und die Lehrer haben Zeit, uns die Inhalte zu erklären“, berichtet Shafi Yousafzai. Schulleiter Jens Dühne sieht genau darin einen der Erfolgsfaktoren: „Die kleinen Klassen mit nur drei bis sechs Schülern ermöglichen es, den Berufsschulunterricht optimal an die Bedürfnisse der Hörgeschädigten anzupassen.“ Viele, auch Yousafzai, nutzen zur Unterstützung Hörgeräte, die anfällig für Nebengeräusche sind. Im Vergleich zu größeren, lauten Klassenverbänden, sagt Dühne, müssten hörgeschädigte Schüler hier keine übermäßige Konzentrationsleistung erbringen, um gleiche Ergebnisse wie hörende Schüler zu erzielen.
Einen Ausbildungsplatz zu finden – das war für Yousafzai anfangs nicht leicht. Ein Lehrer des LBZH vermittelte ihm jedoch den Kontakt zu , die nach einem Praktikum einen Ausbildungsplatz anboten. „Shafi hat Freude im Umgang mit Metall, arbeitet sehr konzentriert und zuverlässig“, sagt Ausbildungsleiter Tim Schade und, dass er schnell mit seiner offenen, freundlichen Art überzeugt habe. Die Entscheidung für den Besuch der Berufsschule am LBZH trafen Betrieb und Azubi gemeinsam. Durch den Austausch mit den Fachlehrern funktioniert die Verbindung zwischen Theorie und Praxis gut. „Zudem haben wir an einigen Maschinen neben den akustischen Signalen auch Leuchtmelder angebracht, so dass es für Shafi leicht ist, einen Fehler zu bemerken“, berichtet Tim Schade.
Zu Ausbildungbeginn war die Kommunikation im Arbeitsalltag von Unsicherheit geprägt. Hilfe kam vom Integrationsfachdienst für Hörgeschädigte, der bei der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück angesiedelt ist. Amazone organisierte zudem regelmäßig eine Dolmetscherin, die z. B. bei einem Abteilungswechsel die Produktionsleiter begleitete und sicherstellte, dass Sharif Yousafzai alles verstanden hat. „Heute fragen mich die Kollegen von allein nach Gebärden und auch das Fingeralphabet beherrschen schon viele“, lächelt Shafi Yousafzai. „Damit Inklusion gelingt, braucht es ein wenig Mut, aber vor allen Dingen gute Strukturen in der Ausbildung, die den Ablauf und die Aufgaben der Auszubildenden in allen Bereichen regeln“, sagt Schade. Wie es nach der Ausbildung weitergeht steht übrigens fest: Der 21-Jährige wird nach bestandener Prüfung von seinem Ausbildungsbetrieb als Fachkraft übernommen.

Dr.Maria Deuling
Aus- und Weiterbildung
Internes Qualitätsmanagement und Controlling