Neue Perspektiven in Asien

Der Außenhandel ist einer der Wachstumsmotoren der Region – doch globale ­Unsicherheiten, wachsender Zollprotektionismus und fragile Lieferketten fordern heraus. Ein Schlüssel zur Resilienz heißt: Diversifizierung. Hier setzte die 5-tägige Delegationsreise unserer IHK nach Singapur und Malaysia an.
Zum Auftakt erhielt die Delegation im Briefing der AHK Singapur wertvolle Einblicke in wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Markttrends und Standortvorteile. Prägend waren drei Eindrücke: die enorme Leistungsbereitschaft der Menschen in Singapur, der starke gesellschaftliche Zusammenhalt – begünstigt durch eine Politik der Nicht-Segregation – sowie die herausragende Bedeutung von Bildung für den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt.
Im German Centre mit seinen rund 140 Unternehmen traf die Gruppe mit der Emsland Group aus der Grafschaft Bentheim auf ein starkes Beispiel regionaler Präsenz in Südostasien. Beim Business Round Table standen dann Zukunftsthemen wie die Johor-Singapur Special Economic Zone sowie Industrie-4.0-Lösungen des Advanced Remanufacturing and Technology Centre im Fokus – inklusive eines Robot Dogs für industrielle Monitoring-Anwendungen.
Tag 2 der Reise zeigte Singapurs Anspruch, globaler KI-Knotenpunkt zu sein. Bei SAP Labs Singapore wurde deutlich, wie KI-Daten verknüpft und strategisch nutzbar werden. Beim Besuch von DHL Global Forwarding beeindruckte der „Logistics Trend Radar“, der 40 Zukunftstrends sichtbar macht. Beim Mittagsgespräch „Singapore Insiders“ wurde deutlich, warum Singapur für viele Unternehmen Modellcharakter hat: smarte Immigrationspolitik, konsequente Business Cases und ein pragmatischer Umgang mit Regulierung.
Auf der zweiten Station in Malaysia zeigte das Briefing der AHK Malaysia: Das Land ist ein Hidden Champion der Region, insbesondere in der Halbleiterindustrie und bei seltenen Erden. Deutschland zählt zu den größten Investoren. Das geplante, aber immer wieder verschobene EU-Freihandelsabkommen könnte neuen Schwung bringen. Andere Länder wie die USA sind hier schneller und können daher ihre Interessen durchsetzen – auf Kosten der europäischen und deutschen Industrie. – Die folgenden Tage boten tiefe Einblicke in Unternehmen und Zukunftstechnologien. Faber-Castell Malaysia präsentierte die Entwicklung zum global be­deutenden Radiergummi- und Stiftehersteller. Im CelcomDigi AI Experience Center wurden praxisnahe Hightech-Anwendungen vorgestellt – von KI-gestützter Agrarrobotik bis zu virtuellen Arztbesuchen für ländliche Regionen.
Abschließend besuchte die Delegation das German Malaysian Institute, das auf Basis des deutschen dualen Systems ausbildet und als starker Industriepartner fungiert. Gespräche über mögliche ­Kooperationen mit der IHK versprechen konkrete Mehrwerte für die Region. Ein Besuch in Putrajaya, der modernen Verwaltungsstadt Malaysias, rundete die Reise ab.
Europa steht für kritisches Denken – Asien für Umsetzungskraft. Die Reise hat gezeigt: Die zukünftigen Chancen liegen in der Vernetzung beider Stärken. Für die Unternehmen unserer Region ­eröffnen Singapur und Malaysia vielfältige Potenziale in einer wirtschaftlich hochdynamischen Region.
Lesen Sie im nächsten ihk-magazin mehr über die Ergebnisse der Reise aus Sicht der Teilnehmer und die AHK-Arbeit vor Ort.
Frank Hesse
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Stv. Hauptgeschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter