So gelingt Inklusion

von Ulf Martin Uthoff, IHK
Die Ausbildung kann auch für Menschen mit einer Behinderung ideal sein. Das zeigt das Beispiel von Kai Arends. Seit einem Unfall im Jahr 2020 ist er querschnittgelähmt. Seit dem 1. August 2023 macht er eine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner bei der Euro-Jabelmann Maschinenbau GmbH in Itterbeck.
UELSEN/ITTERBECK | Das Unternehmen aus dem Landkreis Grafschaft Bentheim ist Hersteller und Vertriebspartner für Maschinen für die Kartoffelannahme, die Reinigungs- und Verlesetechnik sowie die Verwiegung und Abpackung und hat 50 Beschäftigte und vier Auszubildende. Zudem werden u. a. Gülleseparatoren und Fördertechnik entwickelt und gefertigt. Gitti Veurink-Bosmann, Geschäftsführende Gesellschafterin, kennt Kai Arends von klein auf. „Wir kommen aus demselben Ort“, sagt sie und, dass er im ersten Ausbildungsjahr zum Land- und Baumaschinenmechatroniker gewesen sei, als er 2020 verunfallte. Seither ist der 20-Jährige auf den Rollstuhl angewiesen.
Während eines dreimonatigen Aufenthalts im Diakovere Annastift Berufsbildungswerk in Hannover wurde er auf seinen jetzigen Ausbildungsberuf aufmerksam. „Landtechnik interessiert mich brennend“, sagt Kai Arends, „daher freue ich mich sehr, dass ich hier meinen Ausbildungsplatz gefunden habe“. Als Technischer Produktdesigner ist er an der Entwicklung und Konstruktion von Maschinen und Anlagen beteiligt. Mit Hilfe des CAD-Systems Solidworks erstellt er Datensätze und technische Dokumentationen für Bauteile und Baugruppen.
Vereinbarkeit geschaffen
Der Maschinenbaubetrieb hat die Ausbildung an die besonderen Bedürfnisse von Kai Arends angepasst. Dazu gehört z. B., dass die Ausbildung in Teilzeit erfolgt, so dass Termine für die täglichen Physiotherapien gut vereinbar sind. Ein Mehraufwand für das Unternehmen? „Wir hatten da keine Scheu und haben es einfach angepackt“, sagt Gitti Veurink-Bosmann und berichtet, dass ihr Unternehmen bereits einen Mitarbeiter mit Handicap beschäftigt. Auch aus der positiven Erfahrung heraus, habe man der Ausbildungsbewerbung positiv gegenüber gestanden. „Die Behinderung von Menschen sagt nichts über die Leistungsfähigkeit aus, da diese durch gezielte Maßnahmen wie der technischen Anpassung des Arbeitsplatzes ausgeglichen werden können“, sagt die Unternehmerin. Damit es möglichst keine Barrieren gibt, wurden Hallentore und Bürotüren mit einem automatischen Öffnungssystem nachgerüstet, so dass Rollstuhlfahrer wie Kai Arends sich mit Hilfe einer Fernbedienung unabhängig bewegen können. Pragmatisches Handeln und die Übernahme sozialer Verantwortung sei Teil der unternehmerischen Grundeinstellung, heißt es.
Gemeinsam stark
Auch unsere IHK stand dem Betrieb zur Seite, hat zum Berufsbild des Technischen Produktdesigners beraten und den Kontakt zum Integrationsfachdienst und den Berufsbildenden Schulen in Meppen hergestellt. Ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin im Frühjahr 2023 an der BBS mit dem Ausbildungsbetrieb, Kai Arends und seinem Vater, der IHK und dem Integrationsfachdienst hat den Grundstein für den gemeinsamen Austausch und die gute Zusammenarbeit gelegt. „Unsere Schule ist barrierefrei, die Unterstützung durch Mitschüler ist beachtenswert und wir beobachten, wie sich die Sozialkompetenz der Jugendlichen ohne Behinderung entwickelt“, betont BBS-Fachlehrer Enno Budde. Juliane Hünefeld-Linkermann, Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung appelliert: „Ich möchte auch andere Ausbildungsbetriebe dazu ermutigen, der Ausbildung von Menschen mit Beeinträchtigung offen und aufgeschlossen gegenüberzustehen. Auf der Suche nach Azubis kann es sich für Unternehmen lohnen, neue Zielgruppen anzusprechen – etwa junge Menschen mit Beeinträchtigung“.
Mehr Infos: IHK-Ausbildungsberater Ulf Martin Uthoff, Tel. 0541 353-455 oder uthoff@osnabrueck.ihk.de
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