„Wir zeigen Verbundenheit zu Standort und Region“

von Frank Hesse, IHK
Osnabrück ist seit über 100 Jahren wichtiger Automobilstandort. Ein zentraler Standortspieler ist seit 2009 die Volkswagen Osnabrück GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Volkswagen AG. Als Spezialist für Kleinserien und Kompetenzzentrum für Cabriolets und Roadster ist sie mit rund 2 300 Mitarbeitern einer der größten regionalen Arbeitgeber. Über die Bedeutung des Unternehmens für die Region und die Zukunftsperspektiven sprachen wir mit Geschäftsführer Jörn Hasenfuß.
Bei VW Osnabrück wird seit 2019 u. a. das T-Roc Cabriolet mit bis zu 20 000 Exemplaren gefertigt. Dieses Jahr ist erneut die Montage der Überlaufproduktion des Porsche 718 geplant. Wie bewerten Sie die Auftragslage am Standort aktuell?
Der T-Roc war im vergangenen Jahr das in Europa meistverkaufte Volkswagen-Modell. Wir am Standort Osnabrück sind stolz, dass wir mit der Produktion des T-Roc Cabriolets einen Teil zu dieser Erfolgsgeschichte beitragen konnten. Das Cabriolet fertigen wir hier komplett vor Ort, angefangen beim Karosseriebau, über die Lackiererei bis hin zur Montage. Außerdem fertigen wir in Osnabrück den Arteon Shooting Brake. Da bekommen wir die lackierten Karossen aus unserem Werk in Emden geliefert und finalisieren die Fahrzeuge bei uns in der Montage. Insgesamt sind im vergangenen Jahr mehr als 20 000 Fahrzeuge bei uns im Werk vom Band gelaufen. Darüber hinaus werden wir ab Ende April die Fertigung der Porsche 982 Modelle Cayman und Boxster übernehmen.
Was versprechen Sie sich von der erneuten Produktion für Porsche? Ist das ein nachhaltiger Gewinn für den Standort – oder eher ein vorübergehender Überlauf?
Porsche ist eine starke und sehr beliebte Marke. Die Produktion der Modelle Cayman und Boxster stärkt unseren Standort also in jeder Beziehung, sowohl in Sachen Image als auch in Sachen Auslastung. Wir stellen damit einmal mehr unsere große Flexibilität unter Beweis.

Bis zum Jahr 2026 ist die Auftragslage des Standortes weitgehend gesichert. Wie sehen die Zukunftsperspektiven des Standortes aus?
Die Zukunft für den Fahrzeugbau wird aktuell, wie auch für die anderen Standorte, in der Marke Volkswagen und im Konzern diskutiert. Ein Ergebnis dazu erwarten wir im Zuge der aktuellen Planungsrunde. Aber Volkswagen Osnabrück hat neben dem Fahrzeugbau auch die Geschäftsfelder Technische Entwicklung und Metallgruppe (Anlagenbau, Werkzeugbau und Presswerk). Das sind weitere starke Bereiche, die die Zukunftsperspektiven des Standortes festigen, insbesondere die intensive Abstimmung im Verbund mit den anderen Standorten trägt dazu bei.
Für die Wirtschaftsregion ist VW Osnabrück ein überregional strahlender Leuchtturm. Wie kann diese Strahlkraft noch stärker für den Standort genutzt und gleichzeitig die Verankerung an den Standort verbessert werden?
Dieser Standort hat für die Autoproduktion eine lange Tradition und Volkswagen Osnabrück ist in der Region inzwischen tief verwurzelt. Wir haben den Bekanntheitsgrad gerade in den vergangenen Jahren deutlich steigern können, vor allem durch die Öffnung unserer Automobilsammlung mit über 140 Exponaten, die in den letzten 100 Jahren hier am Standort entwickelt und produziert wurden. Wir bieten dazu einen „Visitor Walk“ an, der sehr gut bei den Besuchern ankommt und ohne Frage imagefördernd wirkt.
Darüber hinaus haben diverse Kooperationen und Zusammenarbeiten mit Partnern aus der Stadt und der Region – etwa mit dem VfL Osnabrück, Giro Live Panthers, Hochschule Osnabrück, Universität Osnabrück, Lokviertel, IHK, L&T, Marketing Osnabrück, Wirtschaftsförderung, Zoo Osnabrück – unsere Sichtbarkeit erhöht und vor allem unser gesellschaftliches Engagement für die Region unterstrichen.
Sie haben 2022 in Kooperation mit dem VfL Osnabrück den VW-Cup ausgerichtet, zu dem der VfL Wolfsburg und Hannover 96 zu Gast waren. Wie wichtig ist die Kooperation von Wirtschaft und Spitzensport?
Sind weitere Aktivitäten geplant? Die Partnerschaft zwischen Volkswagen und dem VfL Osnabrück ist Teil unseres unternehmensweiten Förderkonzepts „Fußball an Standorten“. Mit dem Sponsoring des jeweils „ersten“ bzw. traditionsreichsten Vereins in der Nähe unserer Werke zeigen wir unsere Verbundenheit zum Standort und der Region, zumal auch viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fußballfans sind. Das stärkt die Identifikation zwischen allen Seiten: zwischen Werk, Belegschaft, Stadt und Verein. Daher stehen auch gesellschaftliches Engagement, Mitarbeiteraktionen bzw. Nachwuchsförderung im Fokus der Partnerschaften. Der Volkswagen-Cup in Osnabrück war 2022 ein großer Erfolg und ja, wir planen aktuell – gemeinsam mit dem VfL Osnabrück und der VW Sportkommunikation – eine Neuauflage. Lassen Sie sich überraschen.
_ Wie im Sport ist unternehmerischer Erfolg eine Teamleistung – insbesondere der Mitarbeiter. Macht sich der Fachkräftemangel eigentlich auch bei VW Osnabrück bemerkbar und welche Strategien zur Fachkräftesicherung verfolgen Sie?
Der Fachkräftemangel ist auch für uns am Standort Osnabrück eine große Herausforderung. Allein mit der bisherigen Einstellungsregelung (Auszubildende in den heute relevanten Berufsbildern sowie Studentinnen und Studenten im Praxisverbund) wird es immer schwieriger, den Bedarf an Fachkräften zu füllen. Deshalb sind unsere Aktivitäten zur Kooperation mit regionalen Partnern wichtig: damit wir sichtbar sind für alle, die sich für den Automobilbau interessieren.
Teamgeist prägt auch die Zusammenarbeit mit den regionalen Zulieferern. Wie wichtig ist VW eigentlich für den regionalen Mittelstand? 
Volkswagen ist für den regionalen Mittelstand ein ganz wichtiger und zuverlässiger Partner. In der Region arbeiten wir nicht nur mit zahlreichen Teile- und Komponentenzulieferern eng zusammen, sondern auch mit sehr vielen Handwerkern und Dienstleistern, die sehr gute Qualität liefern.
#GemeinsamNachhaltigWirtschaften ist das Jahresmotto unserer IHK für 2023. Mit der Entwicklung des Kleinbusses MOIA konnte VW Osnabrück bereits Akzente in Richtung E-Mobilität setzen. Wie sehen Ihre weiteren Pläne in Richtung E-Mobilität und Nachhaltigkeit aus?
Volkswagen CEO Thomas Schäfer hat angekündigt, dass unsere Marke ab 2033 in Europa nur noch E-Fahrzeuge herstellen wird. Der VW Konzern und die Marke Volkswagen setzen also ganz klar auf die Elektromobilität. Davon werden wir in Osnabrück natürlich auch profitieren.
Zum Abschluss: Welchen Wunsch haben Sie für den Standort Osnabrück – einerseits für das VW-Werk und andererseits für die Region?
Der Region Osnabrück wünsche ich eine weiterhin positive Entwicklung in allen wesentlichen Feldern. Insbesondere das jetzt beginnende Thema „Stadtmarke Osnabrück“ sollte positiv verlaufen, um Stadt und Region als eigene Marke bekannter zu machen. Insgesamt sehe ich in der Region Osnabrück eine lebenswerte Industrieregion, die sich nicht verstecken muss und viele Vorteile bietet. Für Volkswagen Osnabrück wünsche ich mir eine stabile Auslastung und Belegung in allen Bereichen für die nächsten Jahre. Ich schätze den Zusammenhalt und die Leidenschaft unserer Beschäftigten wirklich sehr und wünsche mir, dass sie diese beibehalten und mit Begeisterung gemeinsam das Unternehmen weiterentwickeln.
Frank Hesse
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Stv. Hauptgeschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter