„Ich hatte einen guten Start“

von Anastasija Daut, IHK
NORDHORN | Seit Juni 2022 arbeitet Ievgeniia Dobriak bei der LIST Ingenieure GmbH & Co. KG in Nordhorn und erstellt dort als BIM-Modelliererin 3D-Modellevon gewerblich genutzten Immobilien wie Logistikhallen. Gebürtig stammt die ­34-Jährige aus Charkiw in der Ukraine, kam im Mai 2022 in die Region.
Frau Dobriak, wie war Ihr beruflicher ­Werdegang, bevor Sie nach Deutschland kamen?
Nach dem Abschluss meines Masterstudiums am Kiewer Polytech­nischen Institut Sikorsky habe ich mit einigen Freunden eine Kunstwerkstatt gegründet. Wir haben exklusive Designs für die künstlerische Gestaltung von privaten Wohnungen und Häusern geschaffen und auch Auftragsarbeiten nach Wünschen der Kunden ausgeführt. Zusätzlich habe ich mich intensiv mit 3D Max und anderen modernen Grafik- und Animationstools und Techniken beschäftigt.
Sie mussten sich mit Zeugnissen aus Ihrer Heimat bewerben. Welche Herausforderungen gab es bei der Bewertung Ihres ­Abschlusszeugnisses in Deutschland?
Bei der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) in Bonn kann ich eine Bewertung meines Masterstudiums vornehmen lassen, das ich in der Ukraine abgeschlossen habe. So kann ein Arbeitgeber meine Qualifikation besser einordnen. Den Antrag habe ich online ausgefüllt und zahlreiche Unterlagen per Post eingereicht. Das war im August 2023. Leider warte ich noch immer auf die ZAB-Rückmeldung, obwohl es eigentlich nur drei Monate ­dauern sollte. Da mein Beruf nicht reglementiert ist, kann ich trotzdem bereits in dem Bereich arbeiten.
Wie hat Ihnen Ihr Arbeitgeber bei der Integration in den ­deutschen Arbeitsmarkt geholfen?
In der LIST Gruppe wurde ich sehr gut empfangen. Schon im ­Praktikum bekam ich interessante Aufgaben und Unterstützung bei der Arbeit mit ArchiCAD-Tools, einer Software für Bauzeichner und Architekten, mit der 3D-Modelle entworfen und Projekte geplant werden können. Inzwischen fühle ich mich als Teil des Teams. Meine Kollegen unterstützen mich sehr und es herrscht eine posi­tive Atmosphäre, was mir die Anpassung erleichtert. Mein künst­lerischer Werdegang und die Erfahrung im Umgang mit Grafik­programmen haben mir den Start als BIM-Modelliererin leichter gemacht.
Wie konnte unsere IHK Sie unterstützen?
Von meinem Arbeitgeber wurde für mich ein Treffen mit der IHK-Projektkoordinatorin Ukraine organisiert. Gemeinsam habe ich mit ihr den besten und kürzesten Weg zu meiner beruflichen Ent­wicklung in Deutschland besprochen. Dabei wurde mir empfohlen, ­einen Anerkennungszuschuss als finanzielle Unterstützung zu ­beantragen und meine Abschlüsse zur Bewertung bei der ZAB ­einzureichen. Hilfe gab es auch beim Ausfüllen der Unterlagen.
Was würden Sie anderen ukrainischen Geflüchteten raten, die in Deutschland arbeiten möchten?
Ich rate den neu angekommenen Ukrainern, ihre Abschlüsse so schnell wie möglich einzureichen und sich von Fachleuten ­beraten zu lassen. Sie sollten außerdem offen für alles Neue sein, an sich selbst glauben, freundlich und aufrichtig zu anderen Menschen sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen gerne helfen.
Welche Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft in ­Deutschland und wie möchten Sie diese erreichen?
Mein Ziel ist es, alle beruflichen Abläufe gründlich zu erlernen und in Zukunft neue Projekte von Anfang bis Ende eigenständig zu leiten.
Silvia Masuch
Aus- und Weiterbildung
Teamleiterin Ausbildungsberatung