Ermittler auf E-Bikes
Man würde vielleicht nicht direkt darauf kommen, dass eine Region ins Kriminelle verfällt, um Touristen für sich zu gewinnen. Doch die Hasetal-Touristik GmbH scheut sich nicht. Planvoll macht sie die Sehenswürdigkeiten des Artlands zu Tatorten – und ließ eine eigene Krimi-Tour entwickeln. Von Mai bis Oktober machen sich nun Ermittler auf E-Bikes auf den Weg. Eine Spurensuche.
Tourismus braucht gute Ideen
Wer im Tourismus erfolgreich sein will, der braucht Ideen. Immer wieder überraschen die regionalen Anbieter deshalb mit Neuem. Die Hasetal-Touristik weckte in der Vergangenheit etwa Aufmerksamkeit mit Hotels, die eine „Kopfkissenbar“ mit einer Kissenauswahl einrichteten: Radtouristen konnten sich dadurch beim abendlichen Wechsel der Unterkunft darauf verlassen, immer ein gleiches Lieblingskissen zu finden. Ausgeruht haben sich Geschäftsführer Wilhelm Koormann und sein Team auf diesem Einfall jedoch nicht.
„In den vergangenen acht Jahren besuchen uns vermehrt E-Bike-Touristen. Hier haben wir intensiv nach neuen Angeboten gesucht“, sagt Koormann. Zusätzlich zu den zwei Touren aus 2017, gibt es in der Saison 2018 nun vier neue Tagestouren zu unterschiedlichen Themen. Für die neue Krimi-Tour nahm man den Kontakt zu Knut Diers auf, einem ehemaligen Tageszeitungsredakteur und Autor im Gmeiner-Verlag, der auf die Publikation von Regionalkrimis spezialisiert ist. Bereits im Band „Mörderisches Emsland“ verquickt Diers zahllose Orte mit kriminellen Machenschaften.
Krimi mit Stadtspielern
Für die neue touristische Aufgabe nahm Diers u. a. das Torhaus am Schloss in Fürstenau ins Visier, die Sültemühle in Bippen-Lonnerbecke oder den Artländer Dom in Ankum. „Die Besonderheit ist, dass Schauspieler an den Stationen, an denen es Frühstück oder einen Mittagsimbiss gibt, einzelne Kurzkrimis szenisch vortragen und die Gäste mit in die Handlung einbeziehen“, berichtet der Touristiker, der an der Premierenfahrt Ende April teilnahm. Was ihm besonders gefallen hat? „Die erste Tour war ein Erfolg und uns ist damit der Auftakt in die neue Radsaison gelungen“, sagt Wilhelm Koormann. Durch eine gute Vorbereitung und intensiven Gesprächen mit allen Akteuren sei man gut auf die Saison vorbereitet.
Übrigens: Das Krimi-Projekt folgt auf ein ähnlich „kriminelles“ im Jahr 2014. Damals wurden Gäste eingeladen, sich auf ihren Touren am Wegesrand reichlich vom Pflückobst am Wegesrand zu bedienen. Der Titel: „Mundraub im Hasetal“. Für das Gesamtkonzept gab es den „Deutschen Tourismuspreis“. Text: IHK, Elke Dreyer (/bö)
Das Hasetal: Auf einen Blick
Vor über 25 Jahren schlossen sich die Städte und Gemeinden entlang der Hase zum Tourismusverband zusammen. Heute generieren die Mitarbeiter des Tourismusverbandes Hasetal in der Löninger Geschäftsstelle jährlich etwa 10 Mio. Euro Umsatz u. a. mit dem Verkauf von Rad- und Paddel-Touren, Draisinenfahrten oder Fahrten im historischen Dampfzug der Museumseisenbahn. Ein rund 1 000 km langes Radnetz gehört zum Kernprodukt. Rund 50 000 Radler jährlich werden auf der Hase-Ems-Tour gezählt. Auch setzten Projekte wie der „Radurlaub auf Rezept“ oder die „Mundraub“-Tour“, bei denen Gäste Obst von über 2 000 öffentlichen Bäumen pflücken dürfen, bundesweit Akzente. (ha)