Konjunkturstimmung bessert sich – Lage bleibt aber schlecht

Zum Ende des zweiten Quartals 2025 verliert die zaghafte Erholung der regionalen Wirtschaft an Dynamik. Der IHK-Konjunkturklimaindex verharrt unverändert bei 89 Punkten und liegt damit weiter deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 98 Zählern. Diese Kernergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturbewertungen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 349 KB) stellten die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim und Creditreform Osnabrück/Nordhorn jetzt gemeinsam vor.
„Die Erholung, die sich im Frühjahr angedeutet hatte, ist nun ins Stocken geraten. Der Rückgang bei der aktuellen Lageeinschätzung zeigt, dass viele Unternehmen weiterhin große Herausforderungen zu bewältigen haben“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Per Saldo beurteilen 14 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als schlecht – drei Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Die Erwartungen der Betriebe hellen sich hingegen leicht auf: Der entsprechende Saldo verbessert sich von minus elf auf minus acht Punkte. „Wichtige politische Maßnahmen sind bislang zwar angekündigt, aber noch nicht umgesetzt und wirksam – insofern ist die ungünstige Lagebeurteilung nicht überraschend. Dass sich die Erwartungen inzwischen verbessern, ist ein wichtiger Schritt. Denn ohne Zuversicht kann es keinen Aufschwung geben“, so Graf.
Insgesamt bleibt der Problemdruck in vielen Bereichen der Wirtschaft allerdings hoch: Im Durchschnitt nennt ein Unternehmen aktuell 3,2 verschiedene Risiken, nur knapp unter dem Höchststand von 3,6 aus dem Herbst 2022. Infolgedessen entwickeln sich die Personal- und Investitionspläne weiter rückläufig. Auch die Exporterwartungen geben angesichts geopolitischer Unsicherheiten nach. Besonders das verarbeitende Gewerbe und der Handel leiden unter Auftragsrückgängen und schwacher Nachfrage. Etwas stabiler zeigen sich Bauwirtschaft und Dienstleistungen, wobei auch hier die Lage je nach (Teil-)Branche deutlich variiert. Während unternehmensnahe Dienstleister von soliden Geschäften berichten, stellt sich die Lage im Verkehrsgewerbe deutlich schlechter dar.
Wie auch die aktuellen Creditreform-Daten aus dem ersten Halbjahr 2025 zeigen, nehmen die wirtschaftlichen Belastungen vieler Unternehmen weiter zu. So stieg die Anzahl der Firmen in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, die als Ausfall gelten und ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können, gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 434 Fälle. Die regionale Ausfallquote liegt damit auf einem Langzeithoch von 1,51 Prozent (Vorjahr: 1,29 Prozent) – wenn auch noch unter dem Bundesdurchschnitt von 1,84 Prozent.
Besonders stark trifft es die Bauwirtschaft: Hier liegt die Ausfallquote bei 2,58 Prozent und damit über dem bundesweiten Wert von 2,35 Prozent. Auch im verarbeitenden Gewerbe setzt sich der Anstieg fort. Hier mussten 38 Ausfälle gegenüber 31 im Vorjahr verbucht werden. Die Quote erreicht hier 1,68 Prozent und liegt damit etwa auf Bundesniveau.
Auch im Handel zeigt sich die angespannte Nachfragesituation: 87 Ausfälle bedeuten eine Quote von 1,69 Prozent. In den weiteren Dienstleistungsbranchen bleibt das Bild gemischt. Zwar sind die Ausfallquoten im Verkehr und im Gastgewerbe mit 2,28 bzw. 2,60 Prozent weiterhin hoch – bundesweit fallen diese jedoch noch deutlich höher aus (3,43 bzw. 3,65 Prozent).
„Insbesondere in den Bereichen Bau und Industrie spürt man, dass der hiesige Maschinenraum für die wichtigen Branchen unserer Bruttowertschöpfung enorm unter Druck steht“, betont Creditreform-Prokurist Armin Trojahn.
„Die strukturellen Probleme des Standortes lassen sich mit Geld allein nicht lösen“, mahnt Graf. „Entscheidend ist, dass Investitionsmittel – etwa aus dem Sondervermögen – auch dort ankommen, wo sie zum Potenzialwachstum beitragen können. Schnelle Planungsverfahren und weniger Bürokratie sind dafür unverzichtbar.“
Für besondere Kritik sorgen bei vielen Unternehmen die aktuellen Stromsteuer-Pläne der Bundesregierung. „Auf eine Entlastung bei den Energiekosten durch die Senkung der Stromsteuer haben sich hunderttausende Betriebe verlassen. So wie sie jetzt geplant ist, kommt sie allerdings nur bei einem Bruchteil der Unternehmen an. Aber nicht nur die Industrie leidet unter den massiv gestiegenen Energiekosten, sondern auch Handel und Dienstleister“, so Graf. „Wenn die Bundesregierung das Vertrauen der Wirtschaft nicht schon in den ersten 100 Tagen verspielen will, muss sie die Stromsteuer jetzt auf breiter Basis senken.“
Abschließend machen Graf und Trojahn deutlich: „Die wirtschaftliche Erholung bleibt fragil. Die leichte Stimmungsaufhellung ist ein positives Zeichen – sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns weiterhin in einer konjunkturellen Stagnation befinden. Ohne mutige Reformen für mehr Wachstum wird es keinen echten Aufschwung geben.“
Hintergrund: Die IHK-Konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 349 KB) zum 2. Quartal 2025 wurde vom 19. Juni 2025 bis zum 7. Juli 2025 durchgeführt. 296 Unternehmen nahmen teil.