Zu Gast bei der Innovation Nation

The Innovation Nation
IHK-Wirtschaftsdelegation zu Gast in Israel
„Intensiv“: treffender lässt sich die Vier-Tages-Reise einer IHK-Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Präsident Uwe Goebel und Hauptgeschäftsführer Marco Graf nicht beschreiben. 11 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es letztlich, die den Flug nach Tel Aviv antraten - die Corona-Pandemie hatte die Reisegruppe zuvor deutlich dezimiert. Für die meisten Mitreisenden war es dann eine neue Erfahrung, die komplizierten Ein- und Ausreiseformalitäten zu durchlaufen. Das hohe Sicherheitsbedürfnis des Staates Israel wurde für die Osnabrücker Gäste aber noch spürbarer, als während der kurzen Reisezeit Anschläge im Land die teils harte Realität dort deutlich machten.
Inhaltlich ging es vor allen Dingen um die Innovationskraft und technologische Entwicklung, die in Tel Aviv, einer pulsierenden Großstadt direkt am Meer, ihre Heimat finden. Etliche Start-ups haben dort ihren Sitz und so gingen die Mitglieder der Delegation in spannende Gespräche unter anderem mit den Gründern von Place Sense: Dieses Hightech-Unternehmen untersucht (auch für deutsche Handelskonzerne) u.a. die Wanderungsbewegungen im Einzelhandel, beispielsweise vom Supermarkt zum Discounter und vice versa. Unter Einhaltung der europäischen Datenschutzregeln gelingt es Place Sense dennoch, valide Daten für Standortentscheidungen aufzubereiten und vor allen Dingen stets aktuell zu sein. Die allen Mitreisenden noch gut bekannten Befragungen mit Hilfe von Zettel und Stift in der Fußgängerzone gehören mit der Technologie von Place Sense der Vergangenheit an.
Ausgesprochen beeindruckt waren die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer auch von einem städtisch-universitären Inkubator, der sogenannten City Zone in Tel Aviv: In einem abgegrenzten Quartier und mit Einverständnis der dort lebenden und arbeitenden Menschen werden hier wie in einem Reallabor neue Technologien nicht nur entwickelt, sondern direkt auch ausprobiert. Die Entwicklungen der Zukunft aus Mobilität, Sicherheit und Planung wurden eindrücklich in verschiedenen Start-up-Beispielen präsentiert und Hauptgeschäftsführer Marco Graf fasste im Namen aller Delegationsmitglieder zusammen: „Hier sehe ich eine gute Verbindung zu Themen der Stadtentwicklung, wie sie auch in den Zentren unseres IHK-Bezirks, beispielsweise im Lok-Viertel in Osnabrück, stattfindet. Es wäre wünschenswert, hier stabile Beziehungen zu schaffen und voneinander zu lernen“.
Wie auch schon die letzte Wirtschaftsdelegationsreise der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim im Jahr 2018 war der Audio- und Optikspezialist Orcam erneut ein Besuchspunkt. Noch einmal deutlich weiterentwickelt wurde dort die Technologie, die es zum Beispiel sehbehinderten Menschen ermöglicht, mit Hilfe eines digitalen, an der Brille befestigten Geräts sich Texte vorlesen, übersetzen und mit Querverweisen verständlich machen zu lassen.
Sehr imponierend, aber aus Sicht der Delegation „too much“: Der Microsoft-Campus in Tel Aviv. Es drängte sich der Eindruck auf, das Microsoft nahezu alles dafür tut, seine Mitarbeitenden so lang als möglich in einem top ausgestatteten und auch mit jeder denkbaren Verpflegung versorgten Umgebung zu halten. Ob Haustier oder Massage, nahezu alles wird dort ermöglicht. Im direkten Vergleich zu den teils spartanisch ausgestatteten Start-ups ein echter Kontrast.
Präsident Uwe Goebel fasste einen weiteren Eindruck der Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer zusammen: „Wir haben eine beeindruckende Innovationskraft gesehen, die allerdings im Alltag Israels ihre Wirkung noch längst nicht überall entfaltet“. Damit spielte Goebel auf das nahezu ständig spürbare „Balagan“ an, das der Gruppe auf ihrer kurzen Reise widerfuhr. So zwang ein Garagenbrand am ersten Abend zum Umzug in ein Nachbarhotel, ein Check-out war bis zum Abflug dem Hotel und seiner Technik nicht gelungen und 30 Minuten Reisezeit im Stadtverkehr von Tel Aviv für fünf Kilometer Strecke machten deutlich: Der Begriff „Balagan“ meint zwar etwas Fröhliches, im direkten Erleben dominiert aber das Chaos.
Gleichwohl: Ungebrochen die Faszination aller Reisenden von Land und Leuten, von Innovationen und Impressionen. „Unbedingt wiederkommen“ war dann auch nicht nur die herzliche Einladung vom Team der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Tel Aviv, die das Programm professionell und die Begleitung liebevoll organisiert hatte. Der Wunsch, dies faszinierende Land wiederzusehen, dominierte die Gespräche auf der Rückreise und weit darüber hinaus.
Die Eindrücke der Reise fasste Prof. Dr. Felix Osterheider, Teilnehmer der Delegationsreise, für uns zusammen.