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Wirtschaftsspiegel
Nr. 5802144
4 minLesezeit
IHK-Fachkräftekongress 2023 in Münster
„Wir können nicht länger warten“
Voller Saal beim Fachkräftekongress der IHK Nord Westfalen: Rund 300 Geschäftsführende und Personalverantwortliche haben sich am 9. Mai im IHK-Bildungszentrum in Münster informiert, wie Verstärkung auf dem leergefegten Arbeitsmarkt noch zu finden und zu halten ist. (Von Dominik Dopheide)
„Der Fachkräftemangel ist eine existenzbedrohende Herausforderung, und die Fachkräftegewinnung deshalb eine strategische Chefaufgabe“, betonte zu Beginn des
Kongresses Melanie Baum, Vizepräsidentin der IHK Nord Westfalen. Aber: „Wie viele Unternehmensspitzen sind im Saal“? Mit ihrer Frage stellte die Unternehmerin aus Marl schnell fest, dass die Teilnehmenden in der Mehrheit Mitarbeitende aus dem Bereich Personalmanagement sind. Für sie hatte Baum eine Botschaft parat: „Sie haben eine große Verantwortung. Fordern Sie deshalb von Ihren Chefs große Aufmerksamkeit und ausreichend Ressourcen ein“, sagte die IHK-Vizepräsidentin und appellierte: „Halten Sie durch!“
Aufzugeben im Wettbewerb um Fachkräfte war für die meisten Teilnehmenden ohnehin keine Option. 90 Prozent zeigten sich bei einer Umfrage im Saal überzeugt, mit Eigeninitiative die Fachkräftegewinnung verbessern zu können. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel zeigte sich erfreut: „Wir können auch nicht länger darauf warten, bis die immer komplexeren bürokratischen Prozesse vereinfacht werden, sondern müssen selbst versuchen, etwas zu verändern“, sagte er. Jaeckel hat dabei die Barrieren im Blick, die potenziellen Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern den Weg an den Arbeitsmarkt in Deutschland erschweren. So strebt die IHK Nord Westfalen eine Zusammenarbeit mit der Honorarkonsulin von Honduras an. „Wir wollen erreichen, dass sich Patenschaften zwischen Schulen des Landes und Unternehmen aus Nord-Westfalen gründen“, erklärte Jaeckel.
Bei allen Anerkennungsverfahren wird das ausländische Zeugnis durch die IHK geprüft und mit einer deutschen Qualifikation verglichen. Im Idealfall wird Ihre Qualifikation als gleichwertig eingestuft und eine Anerkennung ausgesprochen.
Die Potenziale, die Flüchtlinge mitbringen, können Unternehmen in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels für sich nutzen. Dies eröffnet die Chance auf eine Integration in den Arbeitsmarkt.
Recruiting-Mythen auf dem Prüfstand
Felicia Ullrich, Geschäftsführerin u-form Testsysteme (l.), und Felix von Zittwitz, Geschäftsführer der Plattform Ausbildung.de, zeigten den Teilnehmenden die Mythen auf, denen Unternehmen oftmals noch nachhängen.
Fachkräfte selbst auszubilden: Das klingt nach einer einfachen, eleganten Lösung. Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Die Bewerberinnen und Bewerber können zwischen sehr vielen Ausbildungsangeboten wählen. Wie ein Unternehmen bei der „Generation Z“ punkten kann, erklärten deshalb Felicia Ullrich, Geschäftsführerin u-form Testsysteme, und Felix von Zittwitz, Geschäftsführer der Plattform Ausbildung.de. Ihr Vortrag war gespickt mit hilfreichen Tipps und Erkenntnissen aus aktuellen Studien. Denn Ullrich und von Zittwitz stellten die Mythen des Ausbildungs-Recruitings auf den Prüfstand und räumten mit manchem Vorurteil auf. Einige Beispiele:
Alle wollen lieber studieren? Das ist nur die halbe Wahrheit: Immer mehr Abiturienten entscheiden sich für die Ausbildung. Sie gelte nicht generell als unattraktiv.
Stellenanzeigen sind tot? Keinesfalls: Sie sind nach wie vor ein wichtiges Instrument des Ausbildungsmarketings und werden gründlich gelesen. Es kommt darauf an, dass sie in den richtigen Kanälen geschaltet werden.
Schülerpraktika lohnen sich nicht? Falsch: Sie sind laut Studien der erfolgreichste Recruiting-Kanal.
Über Geld spricht man nicht? Es darf sogar geschrieben werden: Information zur Ausbildungsvergütung gehöre in die Stellenbeschreibung, meinen die Referenten. Neben dem respektvollen Umgang und Chancengleichheit sei eine angemessene Bezahlung ein wesentliches Entscheidungskriterium bei der Wahl des Ausbildungsunternehmens.
Gute Bewerberinnen und Bewerber sind innerhalb von 30 Sekunden zu erkennen? Pustekuchen: Von Lücken im Lebenslauf, einem durchschnittlichen Anschreiben oder Verstößen gegen den traditionellen Dress-Code sollten sich Unternehmen in ihrem Entscheidungsprozess nicht mehr leiten lassen.
Die bundesweite IHK-Kampagne Jetzt #könnenlernen wirbt bei jungen Menschen für Ausbildung, indem sie das positive Lebensgefühl hervorhebt. Betriebe können zeigen, dass sie ausbilden, in dem sie ihr Engagement durch Grafiken sichtbar machen.
Die IHK-Lehrstellenbörse bringt bundesweit Jugendliche und Unternehmen zusammen. Ausbildungsbetriebe der IHK und Lehrstellensuchende können die Plattform kostenlos nutzen.
Echte Azubis zeigen auf dem IHK-Instagram-Kanal einen Tag ihre Ausbildungsberufe und ihren Ausbildungsalltag. Hier finden Sie Informationen zu den Unternehmen und Einblicke hinter die Kulissen.
Die IHK-Mobilitätsberatung unterstützt Auszubildende und Unternehmen dabei, mit einem Auslandspraktikum bereits während der Ausbildung internationale Berufserfahrung zu sammeln.
Unternehmen müssen verstärkt auf die Bewerberinnen und Bewerber zugehen und über sich und die Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Die IHK unterstützt mit Impulsen zum Ausbildungsmarketing.
Beim IHK-Projekt „Partnerschaft Schule-Betrieb“ geht es darum, Schüler bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Hierzu schließen Schulen und Betriebe eine Kooperationsvereinbarung ab.
Auszubildende, die an die Schulen gehen und dort einzelnen Klassen ihre Ausbildungsberufe vorstellen - es gibt keine authentischere und zielführendere Maßnahme zur Berufsorientierung.
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Auch der Recruiting-Prozess sollte Gegenstand einer fundierten Analyse sein, empfahlen von Zittwitz und Ullrich. Wie viele der Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich wirklich? Wie hoch ist die Absage-Quote? Über welchen Kanal gehen die meisten Bewerbungen ein? Solches Wissen sei erforderlich, um das Ausbildungsmarketing stetig zu optimieren. Fortgesetzt wurde der Kongress mit Workshops, zu den Themen „Fachkräfte international gewinnen“, „Azubi-Recruiting und -Marketing“, „Fachkräfte aus den eigenen Reihen sichern“ sowie „Nachhaltigkeit in der Fachkräftesicherung“.
Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen ist die IHK verpflichtet, auf weitere Anbieter hinzuweisen. Diese finden Sie u.a. im Weiterbildungs-Informations-System (WIS).