"Dranbleiben ist das Erfolgsrezept"
Gitarrenlehrer und Musiker Peter Bursch aus Duisburg hat durch seine Bücher sogar „Die Toten Hosen“ inspiriert. Er verrät, warum Ausdauer für Kreative wichtiger ist als Perfektion und wieso Leidenschaft der einzige Weg zum Erfolg ist.
Herr Bursch, wie gelingt es Ihnen, in einem kreativen Beruf zu bestehen?
Peter Bursch: In meinem Kopf schwirren manchmal fünfzehn Ideen gleichzeitig herum. Das können Kapitel für ein Musikbuch sein oder neue Songs für meine Band. Dann laufe ich los und setze mir zum Ziel, alle Idee umzusetzen. Wenn ich Glück habe, komme ich am Ende bei fünf zu einem Ergebnis. Aber das ist schon ein großer Erfolg. Viele Kreative scheitern, weil ihnen die nötige Ausdauer fehlt.
Welche Tipps geben Sie in solchen Fällen?
Ich rate immer dazu, Sport zu treiben. Das gibt mir persönlich die nötige Kraft für meinen Job. Mit Joggen, Gerätetraining und Tischtennis halte ich mich fit für das Musikgeschäft. Trotzdem erlebe auch ich Phasen, in denen monatelang nichts läuft. Da gilt immer: weiter dranbleiben! Das ist das Erfolgsrezept für jede gute Idee.
Wie sehr hilft bei so einem Prozess der Austausch mit anderen Kreativen?
Gegenseitiges Feedback ist sehr wichtig. Wenn ich ein Stück schreibe, müssen meine Bandkollegen am Ende auch darauf abfahren. So ein Song ist ja ein Gemeinschaftsprojekt, das aus dem Nichts entsteht. Es ist immer klasse, wenn wir ein gemeinsam entwickeltes Stück dann erstmals auf die Bühne bringen.
Sie touren als Musiker nicht nur mit Ihrer Band, sondern geben auch Gitarrenunterricht. Wie kitzeln Sie Kreativität bei Ihren Schülern hervor? Geht das überhaupt?
Mir ist es wichtig, dass Neueinsteiger schnell Erfolge erzielen. Bei den Workshops lernen sie zu Beginn die ersten Griffe. Und dann können sie nach einer Viertelstunde die Melodie von ihrem Lieblingssong spielen – etwa „Smoke on the Water“. Dafür brauchen sie nicht wochenlang Noten zu lernen. An erster Stelle steht bei mir der Spaß am Gitarrespielen. Dann kommt die Kreativität von ganz alleine.
Sie sind jetzt mehr als sechs Jahrzehnte im Geschäft. Welche kreative Entscheidung war prägend für Ihren Weg?
Das war mein Entschluss, Musiker zu werden. Für mich stand als Jugendlicher fest, diesen Weg zu gehen. Aber zunächst habe ich was Bodenständiges gemacht. Mein Vater hat als Elektriker gearbeitet, meine Mutter war Schuhverkäuferin. Sie wollten, dass es ihren Kindern später gut geht. Am besten sollten wir unser Geld als Ingenieure verdienen.
Konnten Sie das nachvollziehen?
Auf jeden Fall. Ich habe mich deshalb nach dem Abitur für ein Geodäsie-Studium eingeschrieben. In dem Fach geht es um die Vermessung der Erde. Mathe lag mir schon in der Schule. Das passte gut. Trotzdem habe ich während des Studiums mehr Zeit für Musik als für die Uni aufgewendet. Ich war auf Tournee und stand im Tonstudio. Mein Diplom habe ich zwar gemacht, aber nie als Ingenieur gearbeitet. Am Ende bin ich Berufsmusiker geworden – und darüber unfassbar glücklich.
Würden Sie heute jemandem empfehlen, sich für einen kreativen Beruf zu entscheiden?
Oft fragen mich talentierte Schüler, ob ich ihnen eine Profikarriere zutraue. Das ist aber der völlig falsche Ansatz. Wenn sie wirklich kreativ arbeiten möchten, sollen sie es auch machen. Wer sich unsicher ist, wählt lieber einen anderen Job. Und tritt am Wochenende hobbymäßig mit einer Coverband auf. Das macht auch Spaß. Aber wer die Leidenschaft in sich spürt, sein Leben der Musik oder einem anderen kreativen Bereich zu widmen, wird auch Erfolg haben.
Text: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
Foto: Dominik Asbach
Foto: Dominik Asbach
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Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg
