Die Kunst des Kompromisses

Bärbel Bas ist Politikerin, Bundestagspräsidentin – und Duisburgerin. Sie ist überzeugt: Eine offene Kommunikation ist wichtig, sie muss aber stets fair und respektvoll bleiben.
Frau Bas, Sie bewegen sich in einem Spannungsfeld aus Allianzen und der Notwendigkeit, deutlich für die eigenen Überzeugungen einzutreten. Welche innere Haltung oder welche Grundsätze helfen Ihnen dabei, Ihre Ziele im Blick zu behalten?
Bärbel Bas: Mir ist wichtig, dass wir als Gesellschaft allen Menschen faire Chancen bieten, soziale Gerechtigkeit leben und uns mit Respekt begegnen. Von diesen Grundsätzen lasse ich mich bei meiner Arbeit als Duisburger Abgeordnete und Bundestagspräsidentin leiten. In der Politik lernt man auch schnell, dass man immer Mitstreiterinnen und Mitstreiter durch Argumente gewinnen muss.
Wie gelingt es Ihnen, sich immer wieder auf Ihre Gesprächspartner einzustellen und offen für deren Argumente und Meinung zu sein?
Mein politischer Ansatz ist, auf Menschen zuzugehen und auch im Gespräch zu bleiben. Nicht mit jedem Argument muss ich einverstanden sein. Ich darf meine Meinung klar sagen, aber eben immer respektvoll. Für unsere Gesprächskultur und für unsere Debattenkultur im Parlament ist wichtig: Wir müssen die Kunst des Kompromisses wieder stärker schätzen. Als Abgeordnete haben wir auch eine Vorbildrolle für das gesellschaftliche Klima im Land. Und als Bundestagspräsidentin ist es mir daher besonders wichtig, die Plenarsitzungen unparteiisch zu leiten.
Bei all den großen Themen – von dem Zusammenhalt in der EU über die Inflation und strauchelnde Wirtschaftskraft in Deutschland: Wie behalten Sie Ihre Zuversicht?
2024 haben wir 75 Jahre Grundgesetz und Bundestag gefeiert. Wenn ich diese Geschichte Revue passieren lasse, sehe ich, welch schwere Aufgaben und Krisen wir schon erfolgreich bewältigt haben: Wirtschaftskrisen, Wiedervereinigung oder zuletzt die Corona-Pandemie. Unser Land und unsere Menschen sind stark und widerstandsfähig. Und es engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich, gerade auch in der Kommunalpolitik. Das macht mich zuversichtlich.
Warum lohnt es sich in der Politik, aber auch in Unternehmen, Frauen Führungsaufgaben zuzutrauen?
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – das sagt unser Grundgesetz. Wo Frauen mitentscheiden, geht es allen besser. Deshalb setze ich mich für Parität in den Parlamenten und echte Gleichstellung ein. Auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Vorteile.
Was fehlt Ihnen in Berlin, was Sie in Duisburg schätzen?
Die Menschen in Duisburg und Berlin sind vielfältig, bodenständig und offen für Neues. In Berlin bin ich während der Sitzungswochen vor allem mit meinen Aufgaben im und um das Parlament beschäftigt, während ich in meinem Wahlkreis mehr Zeit für persönliche Gespräche habe – auf der Straße, bei Besuchen in Vereinen, Einrichtungen und Unternehmen oder im Fußballstadion.
In meinem Bundestagsbüro verbindet der israelische Künstler Dani Karavan meine Heimat und Berlin: Dort hängt ein Bild seines „Garten der Erinnerung“ im Duisburger Innenhafen neben einem Bild seines Werkes „Grundgesetz 49“.

Foto: Deutscher Bundestag / Thomas Kühler / Phototek
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