Nachhaltige Wirtschaft

Zweite Chance für Kunststoffe

Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann handelte Hösin Oynak mit Wertstoffen. Heute ist er Geschäftsführer der Klever Kunststoff Recycling (KKR) GmbH. Das Unternehmen kümmert sich darum, dass aus Kunststoffabfällen neue Produkte entstehen.
Hösin Oynak vermeidet Begriffe wie „Abfall“ oder „Müll“. Er spricht lieber von „Rohstoffen“: „Ich glaube, dass man aus sehr vielen Materialien noch etwas machen kann.“ Darum geht’s bei KKR: Das Unternehmen entsorgt spezielle, überwiegend technische Kunststoffe. Meist handelt es sich um Reste, die in einer Produktion anfallen. Die abgeholten Kunststoffe werden in den Recycling-Anlagen in Kleve und in Bedburg-Hau zu Körnern verarbeitet. Diese bilden die Basis für neue Produkte.
Anfangs verpönt – heute gefragt(er)
Gemeinsam mit Bruder Deniz gründete Oynak den Betrieb im Jahre 2006. Zu dieser Zeit sei das Kunststoffrecycling keineswegs üblich gewesen. „Damals waren Produkte aus recyceltem Kunststoff eher verpönt“, erinnert er sich. Einige Betriebe hätten Vorbehalte gehabt, was die Qualität betrifft.
Anderen wiederum sei es ums Renommee gegangen. Gerade Hersteller hochpreisiger Markenprodukte hätten von „billigem Recycling“ Abstand genommen. Heute sei dies anders.
Klever Beitrag zur Kreislaufwirtschaft
Allgemein habe sich die Einstellung gegenüber Rezyklaten – wie recycelter Kunststoff auch genannt wird – gewandelt. Das gestiegene Umweltbewusstsein spiele eine Rolle. Heute nimmt KKR Kunststoffe aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland an. Zu den „Zulieferern“ gehören unter anderem die Auto-, Bau-, Elektronik- und Haushaltsgeräteindustrie sowie die Medizintechnik.
„Die Branchen, deren Kunststoffe wir entsorgen, kennen Sie aus dem alltäglichen Leben“, konstatiert der KKR-Geschäftsführer. Und der Kreis der Abnehmer? „Der beginnt bei den Produzenten klassischer Massenprodukte wie etwa Eimern oder Blumentöpfen“, berichtet Oynak. „Aber wir haben immer mehr Kunden, die ihre recycelten Kunststoffe zurücknehmen. Damit sie neue Produkte daraus machen können.“ So finden Rezyklate aus Kleve zum Beispiel als Rohre, Motorabdeckungen oder Kaffeemaschinen ihre zweite Bestimmung.
Härteste Konkurrenz ist die Neuware
Eine Entwicklung, die Oynak auch der „Macht der Verbraucher“ zuschreibt: „Ich weiß aus Gesprächen, dass Unternehmen den Druck von Endkunden spüren. Ihnen ist es wichtig, dass ein Produkt aus wiederverwerteten Rohstoffen entsteht.“ Auch die Berichtspflichten nachhaltigen Handelns (Stichwort: Corporate Sustainability Reporting Directive) befördere ein Umdenken. Wenn es nach Oynak ginge, könnte die Recycling-Branche weitere politische Unterstützung vertragen. Damit mehr Produzenten animiert würden, Recycling-Rohstoffe einzusetzen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Aufbereitung von Kunststoffen ist aufwendig und kostspielig. „Immer wieder gibt es Phasen, in denen neue Kunststoffe so billig sind, dass es sich rein wirtschaftlich nicht lohnt zu recyceln. Eine solche Phase erleben wir gerade.“
Dennoch ist Hösin Oynak von einer kreislauforientierten Kunststoffwirtschaft überzeugt. Sie bringe ökologische und langfristig auch ökonomische Vorteile. „Wir haben uns der Nachhaltigkeit verschrieben und investieren weiter.“ Kürzlich hat KKR eine Produktionshalle gebaut. Im kommenden Jahr soll die Recyclinganlage im Klever Gewerbegebiet erweitert werden.
Text: Patrick Torma; Foto: KKR/Monkos
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