Machen statt klagen

Annegret Welbers und Markus Roß sind Mitglieder in der IHK-Vollversammlung. Sie möchten mit ihrem ehrenamtlichen Engagement die Wirtschaft am Niederrhein voranbringen.
Annegret Welbers (64) ist Inhaberin eines Musikhauses in Kevelaer. 2019 hatte sie sich erstmals um einen Sitz in der Vollversammlung beworben. Mit Erfolg. Im Herbst 2024 folgte ihre Wiederwahl. Im Spitzengremium der Niederrheinischen IHK trifft sie nun auf Markus Roß (44). Der Geschäftsführer einer Digitaldruckerei in Sonsbeck ist neu dabei. Im Interview berichten die beiden, warum ehrenamtliches Engagement für sie wichtig ist. Außerdem betonen die Geschäftsleute den Nutzen eines großen Netzwerkes.
Frau Welbers, warum haben Sie wieder für die Vollversammlung kandidiert?
Annegret Welbers: Weil ich mit anderen Unternehmern etwas bewegen möchte. Ich sitze auch im Ausschuss für Handel und Tourismus. Wir überlegen gemeinsam, wie wir mehr Kunden in die Innenstädte bekommen und vernetzen Händler aus verschiedenen Kommunen.
Welche Themen packen Sie an?
Welbers: Die verkaufsoffenen Sonntage haben uns zuletzt beschäftigt. Die sind stark zurückgegangen. Da versuchen wir gegenzusteuern. Aus den Gesprächen nehme ich sehr viel mit. Sie können sich also auf die kommenden Jahre in der Vollversammlung freuen, Herr Roß.
Markus Roß: Vielen Dank. Ich habe mich vorher schon ehrenamtlich in der IHK engagiert – als Prüfer für die Ausbildung zum Digitaldrucker. Auf diesem Weg begleite ich junge Leute auf ihrem Weg ins Berufsleben. Und dann kam die Frage, ob ich mich nicht noch anderweitig einbringen möchte. Ich habe mich mit der Vollversammlung beschäftigt und kam zu dem Entschluss: Das ist genau mein Ding.
Was ist Ihr Antrieb?
Roß: Ich vernetze mich gerne, lerne dabei von Kollegen, wie sie Probleme in ihrem Betrieb lösen. Auf der anderen Seite ist es mir wichtig, mich einzubringen. Man kann nicht immer nur klagen, sondern muss was machen. Ich habe vor zehn Jahren entschieden, mich nur noch Sachen zu widmen, auf die ich Lust habe. Das gilt für den Beruf und fürs Ehrenamt. Und auf die Arbeit mit der IHK-Vollversammlung habe ich große Lust.
Warum?
Roß: Unsere Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen, sowohl im Bereich des Handels als auch in der Industrie. Wir befinden uns in einem Rettungsmodus. Und diesen können wir nur gemeinsam beenden, indem wir Probleme anpacken und dranbleiben.
Welbers: Was uns seit Jahren beschäftigt, ist der Bürokratie-Abbau. Als Unternehmerin bin ich in Deutschland ständig mit neuen Vorgaben konfrontiert. Dazu kommen die ganzen EU-Richtlinien. Ich musste kürzlich ein neues Kassensystem im Musikhaus einführen. Das hat sehr viel Zeit gekostet. Diese Bürokratie ist für uns nicht tragbar. Auf solche Missstände weisen wir die Politik hin – auch in persönlichen Gesprächen. Wichtig ist, einen langen Atem zu haben. Das gilt auch für das Thema Gewerbesteuern. Viele Kommunen haben die Hebesätze zuletzt erhöht. Wir machen uns dafür stark, dass sie wieder gesenkt werden.
Warum würden Sie einem Unternehmer empfehlen, sich in der IHK zu engagieren?
Welbers: Der Austausch mit anderen Branchen ist sehr wertvoll. Nehmen wir mal uns als Beispiel: Eine Digitaldruckerei und ein Musikhaus haben auf den ersten Blick nichts gemeinsam. Aber uns beschäftigen ähnliche Dinge. Es ist beispielsweise sehr wichtig, junge Leute für eine Ausbildung zu begeistern. Sie halten unsere Wirtschaft in den kommenden Jahren am Laufen. Bei mir erlernt eine junge Frau gerade den Beruf der Musikfachhändlerin. Ein kurzer Draht zur IHK ist immer gut, wenn es um Ausbildungsinhalte geht.
Roß: Das kann ich nur unterstreichen. Jeder Betrieb hat beim Thema Ausbildung mal Sonderfälle. Die Kollegen von der IHK sorgen für schnelle Hilfe. So soll es doch laufen: Wir als Unternehmer zeigen auf, wo es brennt. Und die IHK entwickelt durch ihren kurzen Draht zur Politik Lösungen.

Info:

Das Musikhaus Welbers gibt es seit 1983 in Kevelaer. Annegret Welbers beschäftigt dort aktuell vier Mitarbeiter. Markus Roß gründete sein Unternehmen Rossimedia im Jahr 2002 in Sonsbeck. Rund 150 Mitarbeiter kümmern sich am Niederrhein und im sauerländischen Brilon um Druckaufträge aller Art.

Text: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
Fotos: Privat
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