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Fachkräfte gewinnen und integrieren
Mit dem neuen Amt für Integration und Einwanderungsservice möchte die Stadt Duisburg ihr Angebot verbessern. Für Michael Rüscher, Dezernent für Wirtschaft, Integration, Sicherheit und Ordnung, ist das International Talent Center ein zentrales Element.
„Die Welt hat sich weitergedreht“, sagt Michael Rüscher, und mit ihr auch die Anforderungen an städtische Strukturen. In der Vergangenheit waren die Bereiche Integration, Ausländerbehörde und Einbürgerung voneinander getrennt. „Das haben wir seit Jahrzehnten so gemacht. Doch mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und der steigenden Bedeutung internationaler Arbeitskräfte war klar: Wir müssen Prozesse neu denken.“
Das neue Amt bündelt die drei Bereiche nun, um Zuwanderern den Weg sprichwörtlich zu ebnen. Gleichzeitig soll der neue Ansatz auch Unternehmen helfen, die ausländische Fachkräfte anstellen möchten.
Service aus einer Hand
Zentraler Bestandteil ist das International Talent Center. Es dient als Anlaufstelle für internationale Fachkräfte, Studenten und Gründer. „Der Gedanke ist, alles aus einer Hand anzubieten“, erklärt Rüscher. Dazu zählt unter anderem Hilfe bei rechtlichen Fragen oder zum Thema Arbeitserlaubnis und Integration. Aber auch praktische Informationen über das deutsche Bildungssystem oder Krankenkassen. Ein besonderer Fokus liegt auf der sozialen Integration. Hier baut das Center Netzwerke auf und organisiert Veranstaltungen. Sie sollen den Ankommenden helfen, sich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich in Duisburg wohlzufühlen. Rüscher: „Wir haben festgestellt, dass viele Menschen, die hierherkommen, aufgrund von fehlender Integration nach kurzer Zeit wieder gehen. Das wollen wir ändern.“
Aktuell liegt der Schwerpunkt auf akademischen Fachkräften und Pflegeberufen, da hier der Bedarf besonders groß ist. In einer späteren Phase sollen auch andere Berufsfelder wie Handwerk und Erziehungsberufe einbezogen werden. „Wir haben das Konzept skalierbar gestaltet“, so Rüscher. „Wir starten klein und erweitern je nach Bedarf und Erfahrungen.“
Auf Zusammenarbeit setzen
Die Kooperation mit lokalen Unternehmen, der IHK sowie dem Jobcenter spielt eine zentrale Rolle. Die Partner weisen internationale Fachkräfte auf das Angebot hin und bieten Informationsveranstaltungen an. „Unsere Struktur ist darauf ausgelegt, dass sich alles zentral abspielt. Kurze Wege, gute Vernetzung – das ist unser Ansatz“, betont Rüscher. Duisburgs Internationalität – etwa 25 Prozent der Einwohner haben ausländische Wurzeln – und der Fachkräftemangel haben den Reformprozess vorangetrieben. Doch könnte das Konzept auch ein Vorbild für andere Städte sein? „Die Motivation war primär, auf den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu reagieren“, sagt Rüscher. „Aber natürlich könnten unsere Erfahrungen auch anderen Kommunen helfen.“
Noch viel vor
Besonderes Augenmerk legt die Stadt zudem auf die Atmosphäre. „Es ist uns wichtig, dass die Menschen sich willkommen fühlen – vom Wartebereich bis zur Ansprache durch unsere Mitarbeitenden.“ Dieser Servicegedanke sei essenziell, um Fachkräfte langfristig an Duisburg zu binden. Das neue Amt befindet sich noch in der Aufbauphase. Herausforderungen wie komplexe Verfahren bleiben jedoch bestehen. Dennoch zeigt sich Rüscher optimistisch: „Unsere Fluktuation ist gesunken, fast alle Stellen sind besetzt, und die ersten Rückmeldungen sind positiv.“
Text: Torsten Wellmann, Redaktionsbüro Schacht 11; Foto: Stadt Duisburg
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Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg