Karriere-Coaching

Der Weg zur persönlichen Superpower

Annette Lampe unterstützt Menschen, die ihre berufliche Situation verändern möchten. Sie spricht aus eigener Erfahrung.
Warum kommen Menschen zu Ihnen?
Annette Lampe: Das ist ganz unterschiedlich und sehr individuell. Meist ist es ein diffuses Unbehagen über die eigene berufliche Situation und sie wissen, dass sie etwas verändern möchten – aber nicht wie. Manche haben den Wunsch, sich selbstständig zu machen, andere suchen eine sinnstiftende Alternative.
Woher kommen die Zweifel an der beruflichen Situation?
Menschen und Unternehmen entwickeln sich – manchmal in unterschiedliche Richtungen. Die eigenen Stärken, Werte und Bedürfnisse stimmen plötzlich nicht mehr mit den Anforderungen des Jobs überein. Das ist kein persönliches Scheitern, sondern ein ganz natürlicher Prozess. Ähnlich wie in einer Beziehung kann es auch im Berufsleben passieren, dass es einfach nicht mehr passt.
Also besser regelmäßig den eigenen Weg überprüfen?
Ja, unbedingt. Je länger wir in einem Job verharren, der uns nicht guttut, desto schwerer fällt die berufliche Veränderung. Ich empfehle daher circa alle fünf Jahre eine ausführliche Bestandsaufnahme: Entspricht mein Job noch meinen Stärken? Wie kann ich mich weiterentwickeln? Oft sind wir betriebsblind und orientieren uns nur an dem, was wir kennen – zum Beispiel an ähnlichen Stellenanzeigen. Doch der Arbeitsmarkt bietet oft viel mehr Möglichkeiten, als uns bewusst ist. Das herauszufinden, ist eine spannende Reise, auf der ich meine Coachees gerne unterstütze. Denn bei der Menge an Berufen, Ausbildungen, Studiengängen und Weiterbildungen ist es sehr schwierig, den Überblick zu behalten. Daher gehe ich gerne den umgekehrten Weg: Was kann ich am besten? Wo liegt meine Superpower und was möchte ich erreichen und erleben? Und auch: Was kann ich mir leisten, was möchte ich verdienen?
Wo liegt Ihre eigene Superpower?
Ich kann sehr gut die Stärken und Bedürfnisse von Menschen wahrnehmen und das in passende Berufswege übertragen. Mein Blick geht dabei über das Offensichtliche hinaus: Es geht nicht nur darum, was jemand kann, sondern auch darum, was ihn oder sie antreibt und erfüllt.
Auf Ihrer Website, in Podcasts und Posts kommen Sie immer wieder auf das Thema Frauen und Geld zu sprechen. Warum?
Das beschäftigt mich wirklich sehr. Immer wieder treffe ich auf Frauen, die unsicher sind im Umgang mit Geld oder sich zu wenig mit ihrer finanziellen Unabhängigkeit beschäftigen. Es überrascht mich immer wieder, wie viele – auch junge Frauen – sich nicht mit ihrem Geld befassen. Ich dachte wirklich, hier wären wir schon weiter. Geld ist immer noch mit so vielen negativen Vorurteilen besetzt.
Was meinen Sie genau mit diesen Vorurteilen?
Frauen sehen häufig für sich nicht die Notwendigkeit, sich eigenverantwortlich um ihre Finanzen zu kümmern. Zu viele traditionelle Glaubenssätze sitzen noch in den Köpfen fest. Angefangen von „Über Geld spricht man nicht“ bis hin zu „Man wird meinen Fleiß schon honorieren“ oder „Geld alleine macht nicht glücklich“. Nein, natürlich nicht, aber es ermöglicht die eigene Lebensplanung! Sehr häufig höre ich auch „Mit Zahlen habe ich es halt nicht so“.
Was steckt Ihrer Meinung nach dahinter?
Dahinter steckt häufig der Gedanke, dass ich es als Frau nicht verdiene, viel Geld zu haben. Das können Muster aus der Kindheit sein oder auch überholte gesellschaftliche Normen. Es ist dann ein befreiender Prozess, sich über das eigene Verhältnis zum Geld bewusst zu werden und neue Strategien zu entwickeln. Nur wer weiß, was er über Geld denkt, kann diese individuellen Überzeugungen ändern und zukünftig andere Ergebnisse erzielen.
Eine solide Finanzplanung gehört also auf jeden Fall zu einer beruflichen Veränderung oder Gründung?
Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ich warne vor Kamikaze-Aktionen, in denen aufgrund eines Gefühls oder einer momentan unbefriedigenden Situation das Handtuch geworfen wird. Wichtig ist ein strukturiertes Vorgehen mit einem klaren Bewusstsein der eigenen Stärken und Fähigkeiten. Dazu gehört ein genauer Blick auf die Ressourcen, die ich mit meinem Vorhaben erwirtschaften möchte. Bei einer Gründung spielen auch die Rücklagen eine Rolle: Wie lange kann ich eine finanzielle Lücke überbrücken? Und was brauche ich wirklich für mein Leben, wenn ich zum Beispiel nicht mehr Frust über Konsum kompensieren muss? Auch diese Überlegung kann erstaunliche Resultate erzeugen.
Interview: Susanne Hartmann, Foto: Katharina Neuenhaus
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