In Szene gesetzt

Jens Lagarde hat es noch drauf: Wenn der Klever von Fotografen um einen „Move“ gebeten wird, lässt er seinen Oberkörper seitlich nach unten fallen und schwingt die Beine in die Höhe. Für Sekunden, so scheint es, friert er in diesem einhändigen Handstand ein.
Der 30-jährige Breakdancer weiß genau, wie man tolle Bilder liefert. Seit Sommer 2022 ist er nun geschäftsführender Gesellschafter der Newframes GmbH. Mit Unterstützung des in der Region bekannten Mediziners Dr. Michael Pelzer konnte er den Firmensitz in einem Haus an der Siegener Straße einrichten. Unter dem Motto „Zeigen, was möglich ist“ will das junge Team vor allem Mittelständler modern und innovativ in Szene setzen. „Mir geht es darum, tolle Unternehmen aus der Region auch außerhalb ihrer Branche bekannt zu machen“, sagt er. Das sei nicht zuletzt mit Blick auf die Arbeitgebermarke wichtig.
Unsere Kunden und wir sind an einem langfristigen Markenaufbau für den nachhaltigen Erfolg interessiert.
Bei der „San Hejmo“-Premiere dabei
Damit geht Jens Lagarde den umgekehrten Weg einer typischen Karriere in der Medienproduktion, denn schon ganz früh hat er einige spektakuläre Jobs eingeheimst. So begleitete er im vergangenen Sommer die Premiere des Musikfestivals „San Hejmo“ mit der Kamera. In diesem August ist er auf dem Festivalgelände in Weeze erneut am Start. Das offizielle Tour-Video zum Song „Do not sit if you can dance“ der deutschen Techno-Legende Scooter hat er ebenfalls produziert. Stand Anfang Juli wurde der rund dreiminütige Clip schon 1,2 Millionen Mal auf Youtube aufgerufen.
Ähnliche Klick-Ergebnisse sind auch mit noch so gut gemachten Image-Filmen für niederrheinische Unternehmen wohl nur schwer zu schaffen. „Doch darum geht es uns auch nicht“, betont Lagarde. „Unsere Kunden und wir sind vielmehr an einem langfristigen Markenaufbau für den nachhaltigen Erfolg interessiert.“ Und dabei spielen Videos zwar weiterhin eine wichtige, aber nicht mehr die alleinige Rolle. Die Newframes GmbH bietet inzwischen auch an, den gesamten Auftritt eines Unternehmens, also die sogenannte Corporate Identity, zu entwickeln. „Das beginnt beim Logo- Design und hört auch bei der optischen Gestaltung der Büros nicht auf“, so Jens Lagarde. Rund 50 Kunden betreut Newframes aktuell. Für Derbystar, den Bundesligaball-Lieferanten aus Goch, kümmerte sich das Team um eine neue Präsentation im Onlineshop. Aktuell läuft ein Projekt für Alwit, einem Spezialisten für Feuerwehrkleidung aus Emmerich.
Ausbildung zum Hörakustiker
Dass er einmal ein siebenköpfiges Team leiten würde, hätte sich der Wahl-Gocher nach eigener Aussage lange nicht vorstellen können. In der Schule hatte er große Probleme, drehte später eine Ehrenrunde. „Für meinen Abschluss habe ich dann allerdings ein paar Wochen lang intensiv gelernt und so unterm Strich eine ,1 mit Sternchen‘ bekommen“, erzählt er. „Die Lehrer dachten, ich hätte sie all’ die Jahre davor veräppelt.“ Es folgte das Fachabitur und eine Ausbildung zum Hörakustiker. Denn von seiner Leidenschaft, dem Breakdance auf den Straßen großer deutscher Städte, konnte er nicht leben. „Aber durch dieses Hobby habe ich gelernt, wie man etwas in Szene setzt.“
Für seinen damaligen Arbeitgeber drehte er probeweise einen Kino-Spot. „Und der erwies sich als Umsatzgranate“, so Lagarde. „Mein Chef hat danach zu mir gesagt: Du machst zwar einen tollen Job bei uns, aber deine Zukunft liegt eindeutig nicht in der Hörakustik.“ Damit sollte er wohl Recht behalten.

Text: Daniel Boss, Fotos: Newframes