Dreimal im Jahr befragt die Niederrheinische IHK ihre Mitgliedsunternehmen nach ihrem Befinden: Im Fokus stehen Geschäftslage, Zukunftsaussichten, Auftragseingänge, Auslandsgeschäfte, Investitionen, Beschäftigung und Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Befragt werden alle Branchen: Industrie-, Groß- und Einzelhandel sowie die Dienstleister. Damit liefert die IHK die einzige Gesamtschau dafür, wie sich die Wirtschaft in der Region entwickelt.
Die Wirtschaft bewertet ihre Lage im Herbst insgesamt schlechter. Die Preise für Energie sind nach dem starken Anstieg im letzten Jahr immer noch auf hohem Niveau. Das insgesamt hohe Preisniveau und die wirtschaftspolitischen Vorgaben lasten auf dem Standort.
Energieintensive Zweige besonders betroffen
Besonders schlecht ist die Stimmung in den Bereichen der Industrie, die viel Energie verbrauchen. Mehr als ein Drittel der Produzenten sprechen von einer schwierigen Lage für ihre Geschäfte.
Wenig Zuversicht in der Industrie
Die Industriebetriebe sind aktuell noch gut ausgelastet. Die Aufträge aus dem In- und Ausland nehmen jedoch weiter ab. 30 Prozent der Industrieunternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft. Im Juni waren es nur rund 16 Prozent.
Leichte Umsatzimpulse im Handel
Die Händler litten in den letzten Monaten unter der hohen Inflation. Die Nachfrage der Konsumenten war eingebrochen. Mittlerweile nehmen die Umsätze wieder leicht zu. Im Vergleich zur letzten Umfrage im Juni sind ihre Erwartungen weniger pessimistisch.
Dienstleister stabilisieren Konjunktur
Unter den Dienstleistern zeigen sich trotz Rückgang der guten Lagebewertungen mehr als drei Viertel der Betriebe mindestens zufrieden. Im Gastgewerbe bewertet man die Lage besser als noch im Juni. Als Gründe sind zu nennen, dass die Bürger nach der Pandemie wieder mehr reisen sowie ein langer Spätsommer. Insgesamt zeigt sich jeder fünfte Dienstleitungsbetrieb zuversichtlich.
Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen in den Branchen zusammenfassend darstellt, sinkt zum Herbst von 103 auf 96 Punkte. Das Mittel der letzten fünf Jahre liegt bei 101 Punkten.
Risiken
Unternehmen besorgt um Standort
Zu den Top-Risikofaktoren zählen weiterhin die hohen Energie- und Rohstoffkosten. Auch der Fachkräftemangel und die gestiegenen Arbeitskosten stehen als Risiken auf einem Allzeithoch.
Rahmenbedingungen in der Kritik
Alle Branchen bewerten die wirtschaftspolitischen Bedingungenmittlerweile als großes Risiko.Zuletzt war dies im Frühjahr 2022 der Fall. Damals drohte ein Gasmangel. Für viele Betriebe sind die strukturellen Bedingungen mittlerweile ein Standortrisiko. Darunter zählen zu viel Bürokratie, fehlende Planungssicherheit in puncto Energie und nachhaltige Ansätze zur Fachkräftesicherung.
Sorge um Nachfrage hoch
Besonders bei den Industriebetrieben sowie im Handel steigt die Sorge um die Nachfrage im Inland. Auch das Zinsniveau dämpft die Nachfrage.
Exporte
Schwäche auf deutschen Absatzmärkten
Die exportorientierte Industrie berichtet von einer guten Auftragslage. Sie zehrt von den gefüllten Auftragsbüchern der letzten Jahre. Die Produzenten in energieintensiven Bereichen spüren den Rückgang der Aufträge aus dem Ausland besonders. Gründe sind die schwache Weltkonjunktur und die hohen Energiekosten.
Investitionen
Geringe Investitionsneigung
Angesichts der Unsicherheiten ist die Mehrheit der Unternehmen weiter zurückhaltend bei den Investitionen. Die Dienstleister korrigieren ihre Pläne nach unten, während in Handel und Industrie schwache Impulse erkennbar sind. Insgesamt weiten weniger Betriebe ihre Kapazitäten aus. Die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren wird zurückgestellt.
Beschäftigung
Niveau wird gehalten – Neueinstellungen verschoben
Hohe Arbeitskosten und der Fachkräftemangel verstärken den Wettbewerb um gute Mitarbeiter. Die allermeisten Betriebe halten an ihren Mitarbeitern fest. Besonders Industrie und Handel sind zurückhaltend bei Einstellungen.
Fokusthema: Fachkräfte
Jedes zweite Unternehmen hat Probleme passende Mitarbeiter zu finden
Schwierigkeiten Stellen zu besetzen berichten uns die Hälfte der Befragten. Gesucht werden am häufigsten Mitarbeiter mit Dualer Berufsausbildung. Nur in der Industrie ist die Qualifikation zum Meister mehr gefragt.