A59 und Berliner Brücke
Die A59 ist die Nord-Süd-Achse für Duisburg. Sie verbindet den Duisburger Hafen und die anliegenden Industriegebiete mit dem Autobahnnetz und ist eine zentrale Pendlerroute von und nach Duisburg.
Täglich überqueren rund 100.000 Fahrzeuge die A59 und die Berliner Brücke. Für ein solch hohes Verkehrsaufkommen wurde die A59 bei ihrem Bau zwischen den 1950er und 1970er Jahren nicht ausgelegt. Insbesondere die Brücken befinden sich aktuell an ihrer Belastungsgrenze. Nach Instandsetzungsarbeiten im Jahr 2014 hat u. a. die Berliner Brücke eine Restnutzungsdauer bis 2029. Bis dahin müssen die Brücke sowie Teile der Autobahn ersetzt sein. Aus diesem Grund und durch die positive gesamtwirtschaftliche Bewertung des Projekts ist die A59 im Bundesverkehrswegeplan in die höchste Kategorie als „Vordringlicher Bedarf – Engpassbeseitigung“ eingestuft.
Daten und Fakten
- Die Autobahn GmbH plant den sechsspurigen Ausbau der A59 zwischen Duisburg-Marxloh und dem AK Duisburg
- Gesamtlänge des Ausbauabschnitts: ca. 6,5 Kilometer
- Verkehrsaufkommen: ca. 100.000 Fahrzeuge täglich
- Besonderheit: Der Ausbau verläuft über 2,6 Kilometer auf innerstädtischen Brücken
- Seit Mai 2025 steht fest: Der Neubau der Berliner Brücke darf beginnen. Die vorläufige Anordnung des Fernstraßenbundesamtes bezieht sich auf den Autobahnabschnitt Kreuz Duisburg bis Stadtparkbrücke Meiderich, also den gesamten Berliner Brückenzug.
- Die Stadt Duisburg favorisiert eine Tunnellösung beim Ausbau ab Meiderich-Marxloh statt die von der Autobahn GmbH geplante Hochtrasse
Projektübersicht
2029 | Zwingende Fertigstellung des Neubaus der Berliner Brücke, da die Restkapazität der alten Brücke erschöpft ist |
05.2025 | Grünes Licht: Die Autobahn GmbH darf mit dem Neubau der Berliner Brücke beginnen. Die vorläufige Anordnung des Fernstraßenbundesamtes bezieht sich auf den Autobahnabschnitt des Berliner Brückenzuges, nicht aber auf den umstrittenen Ausbau der A59 nördlich davon (Abschnitt Meiderich-Marxloh). |
1. Halbjahr 2025 | Planfeststellungsbeschluss wird erwartet |
03.2025 | Machbarkeitsstudie zum Ausbau der A59 veröffentlicht |
07.2023 | Fernstraßenbundesamt leitet Planfeststellungsverfahren ein |
Bauvorhaben – Ausgangslage
Den Planungsunterlagen der Autobahn GmbH zufolge soll die A59 zwischen der Anschlussstelle Duisburg-Marxloh und dem AK Duisburg auf drei Fahrstreifen plus Seitenstreifen je Fahrtrichtung ausgebaut werden. Der Ausbau geschieht „unter Verkehr“. Dies bedeutet, dass die A59 während des Ausbaus weiterhin befahrbar sein wird. Auch alle Anschlussstellen bleiben während des Ausbaus nutzbar. Da die kreuzenden Autobahnen A42 und A40 ebenfalls hoch belastet sind, werden auch beide Autobahnkreuze im Zuge des Ausbaus neu gebaut. Erneuert werden zudem alle Brücken entlang der Strecke. Insgesamt ist das Bauvorhaben etwa 6,5 Kilometer lang und beinhaltet 2,6 Kilometer auf innerstädtischen Brücken (Berliner Brücke, Brückenzug Meiderich und Brückenzug Gartsträuch).
Hintergrundinformationen & Position der Niederrheinischen IHK
Die Bausituation der A59 fügt sich ein in eine insgesamt angespannte Verkehrssituation in und um Duisburg. Während das erste Bauwerk der neuen A40-Rheinbrücke 2023 eröffnet wurde, bleibt mit dem Umbau des Kreuzes Kaiserberg eine weitere Großbaustelle im Stadtgebiet noch einige Zeit erhalten. Auch die Einschränkungen der Uerdinger Brücke und der Neubau des OB-Karl-Lehr-Brückenzuges belasten die Pendler und die Transportwirtschaft erheblich.
Der Ausbau der A59 ist nicht nur notwendig, sondern schafft auch Chancen für den Standort Duisburg. Mit dem Ausbau zwischen der A40 Kreuz Duisburg und der A42 Kreuz Duisburg-Nord wird die Verkehrsanbindung an den Wirtschaftsraum leistungsfähiger. Staus und stockender Verkehr werden reduziert, Logistikverkehre werden besser planbar und es sind weniger Umwegfahrten nötig. Gleichzeitig kann die Straße fit gemacht werden für zukünftig steigende Verkehre. Das ist wichtig, um Investitionen bestehender Unternehmen in Duisburg zu ermöglichen und neue Unternehmen nach Duisburg zu locken.
Aus unserer Perspektive ist eine Tunnellösung eine optisch attraktive Lösung. Aber: Kosten und Aufwand für eine Tieferlegung der A59 sind immens und würden die Bauzeit fast verdoppeln. Das Ziel der Maßnahme – die Kapazität auf dem Abschnitt A40/A42 zu erhöhen – würde so erst ca. 6 Jahre später erreicht. Die Anschlussstellen Meiderich und Ruhrort müssten zudem für viele Jahre gesperrt werden. Der Hafen wäre in dieser Zeit über die A59 nicht mehr erreichbar.
Auch die zusätzlichen Risiken aus der Tieferlegung sind nicht abschätzbar, und gleichzeitig würde eine Neuplanung neue Unsicherheiten und juristische Fragen aufwerfen, die mehr Risiken für den Planungshorizont bedeuten. Im Rahmen der Planung hat sich die Autobahn GmbH daher gegen eine Tunnellösung für die momentan über die Hochstraße geführte Autobahn im Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Ruhrort und Meiderich entschieden. Das Fernstraßenbundesamt hat im Mai 2025 die vorläufige Anordnung erlassen - diese bezieht sich ausschließlich auf den Autobahnabschnitt des Berliner Brückenzuges, nicht aber auf den umstrittenen Ausbau der A59 nördlich davon (Abschnitt Meiderich-Marxloh).
Die Wirtschaft macht sich große Sorgen um die Erreichbarkeit von Hafen und Gewerbegebieten. Aber auch Berufspendler und die Erreichbarkeit der Innenstadt sind betroffen. Je länger der Neubau dauert, umso größer wird das Risiko einer eingeschränkten Erreichbarkeit des Standorts. Die plötzliche Sperrung und angekündigte Ablastungen der A42-Rhein-Herne-Kanalbrücke zeigen: Es geht um Schnelligkeit. Eine Sperrung der A59 wäre für Duisburg und die Region eine Katastrophe.
In Abwägung der Interessen der Wirtschaft setzt sich die Niederrheinische IHK für eine möglichst schnelle und mit möglichst wenigen Einschränkungen sowie Risiken verbundene Erneuerung und Erweiterung der Autobahn ein. Besonders wichtig ist aus Wirtschaftssicht, dass die Berliner Brücke sowie die im weiteren Verlauf liegenden Brückenbauwerke rechtzeitig ersetzt und die Verkehrsbeeinträchtigungen geringgehalten werden. Die verkehrliche Wirkung der Kapazitätserweiterung sollte so schnell wie möglich bereitgestellt werden. Bauzeit und Kosten sollten nicht aus dem Blick verloren gehen.
Ergebnisse des Gutachtens der Ruhr-Universität Bochum zur Ermittlung der Restkapazitäten der Ausweichrouten der A 59 Berliner Brücke in Duisburg im Falle einer Sperrung
Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Justin Geistefeldt, Leiter des Lehrstuls für Verkehrswesen, Planung und Management an der Ruhr-Universität Bochum
Fällt die Brücke dauerhaft aus, drohen enorme wirtschaftliche Schäden. Die Region würde mit 2-3 Mal mehr Staus konfrontiert. Der Schaden beläuft sich jährlich auf über 1 Milliarde EUR. Bereits jetzt leidet der Standort unter erheblichen Verkehrsstaus, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Es gibt keine ausreichenden Kapazitäten auf den umliegenden Autobahnen, um den Verkehr bei einer Sperrung zu bewältigen. Im Fall der Sperrung würden die Staus in und um Duisburg überproportional steigen, was die Situation deutlich verschärft.
Die Planung und der Bau der neuen Berliner Brücke muss jetzt mit höchster Priorität vorangetrieben werden. Die bestehenden Engpässe müssen durch beschleunigte Maßnahmen am Kreuz Kaiserberg und anderen wichtigen Knotenpunkten schnell behoben werden. Zudem sollten Notfallpläne für den innerstädtischen Verkehr entwickelt werden, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.
Jeder investierte Euro in eine zügige Umsetzung ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes. Nur durch eine enge Abstimmung aller Akteure – Autobahn GmbH, Straßen.NRW, Wirtschaft und Kommunen – können wir die drohenden Schäden abwenden.
Empfehlungen der Niederrheinischen IHK im Einzelnen:
- Maximale Beschleunigung des Ersatzneubaus der Berliner Brücke und der ebenfalls sanierungsbedürftigen Brücken im weiteren Verlauf der A59
- Beschleunigung der Baumaßnahmen am Kreuz Kaiserberg (A 3) und schnellstmögliche Herstellung von drei Fahrstreifen je Richtung.
- Beschleunigung Anschluss der Karl-Lehr-Brücke an den Kaßlerfelder Kreisel zur Stärkung des innerstädtischen Alternativnetzes.
- Erarbeitung eines flexiblen Lkw-Routenkonzeptes zur Sicherung der Erreichbarkeit industrieller Standorte.
- Reaktivierung des Arbeitskreises „Produktiver Verkehr“, unter Einbindung aller relevanten Akteure – Autobahn GmbH, Straßen.NRW und die Wirtschaft.
- Entwicklung eines Notfall-Baustellenkonzeptes, mit Fokus auf schnell zu beseitigende Maßnahmen und Schaffung zusätzlicher Kapazitäten.