FACHKRÄFTESTRATEGIE HAMBURG 2040

Fachkräfte qualifizieren

Bildung ist Zukunft: Ein guter Abschluss ist die Basis für eine berufliche Karriere, er dient der Teilhabe an der Gesellschaft und ermöglicht die Gestaltung einer individuellen Lebensführung. Aus Unternehmenssicht sind gut ausgebildete Fachkräfte ein wichtiger Standortfaktor. Ein hohes Bildungsniveau stärkt die Innovationskraft einer Volkswirtschaft und ist damit wesentliche Grundlage für Wirtschaftswachstum. Hamburg verfügt über ein vielfältiges Bildungsangebot, aus dem einige Leuchttürme herausragen. An einigen Stellen gibt es aber noch Verbesserungspotenzial.
Übrigens: In Hamburg gibt es derzeit 19 staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen. Im Städteranking belegt Hamburg damit Platz zwei, vor München (14) und Stuttgart (13) und nach Berlin (39). Deutschlandweit werden 423 staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen gezählt.

Digitalisierung und Medienkompetenz in Kitas voranbringen

In Hamburg sind die Orientierungsrahmen für die pädagogische Arbeit in Bildungsempfehlungen geregelt, die verbindlich in allen Hamburger Kindertageseinrichtungen gelten. Nun gilt es, diese Bildungsempfehlungen, Stand 2012, zu aktualisieren. Beispielsweise taucht in den insgesamt 112 Seiten das Wort „digital“ lediglich zwei Mal auf (beim Hinweis, Digitalkameras zu nutzen). Den Begriff „App“ sucht man vergebens, dafür wird auf „Diaprojektor“ und „CD-ROM“ verwiesen. So verschenkt Hamburg viel Potenzial der frühkindlichen Bildung. Hier muss dringend nachgebessert werden und in die digitale Ausstattung (Räume, Geräte) sowie in die Weiterbildung der Betreuer investiert werden.
Erfolgsbeispiel: Seit September 2021 besteht die Kampagne „Startchance kita.digital“. Dies ist ein mehrjähriges kostenfreies Qualifizierungsangebot des Bayerischen Familienministeriums für alle bayerischen Kinderkrippen, Kindergärten und Horte sowie Häuser für Kinder, das auch durch Mittel des Bundesfamilienministeriums aus dem Gute-Kita-Gesetz mitfinanziert wird. In einjährigen Kampagnenkursen gehen die teilnehmenden Kitas mit den Kindern und Eltern erste Schritte in die digitale Bildungswelt, begleitet von qualifizierten „kita.digital. coaches“. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 16 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Fachkräftenachwuchs für Ganztagsbetreuung ausbilden

Mit dem Ganztagsförderungsgesetz wurde bundesweit die stufenweise Einführung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler auf den Weg gebracht. Hamburg bietet bereits heute für alle Grundschulkinder einen Ganztagsbetreuungsplatz an und ist hier Vorreiter.
Und dennoch muss die Stadt stetig auf Personalgewinnung setzen. Diese ist dem Bildungsbericht 2022 zufolge in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten allein mengenmäßig eine große Herausforderung. Insbesondere könnten bis 2025 nach heutigem Stand bei der frühkindlichen Bildung in Westdeutschland mehr als 70.000 zusätzliche Fachkräfte fehlen. Weiter lesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 17) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Hamburg ist neben Thüringen das einzige  Bundesland, das allen Kindern bis 14 Jahre und Eltern einen Ganztagsschulplatz offeriert und rechtlich garantiert. Das Angebot am Nachmittag ist kostenlos. Das Gute daran: Rund 85 Prozent aller Grundschüler nehmen an dieser Betreuung teil.

Schulfach Informatik einführen

Hamburgs Schüler sollten mit dem obligatorischen Schulfach Informatik eine breite Basisbildung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien erhalten und unter anderem Grundkenntnisse über Programmiersprachen erlernen. Dass der Senat dies nun für 2024 für die weiterführenden Schulen angekündigt hat, ist sehr zu begrüßen. In Folge der Einführung des Schulfachs als Pflichtunterricht sollte der Bestand der Informatiklehrkräfte erhöht werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 17) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Die Ilse-Löwenstein-Schule auf der Uhlenhorst bietet ihren Schülern ab Klasse 6 sechs Wahlpflichtfächer an, darunter Informatik. In den Jahrgängen 6 bis 8 erlernen die Kinder schwerpunktmäßig, Informationen zu strukturieren und zu präsentieren, in den Jahrgängen 9 und 10 analysieren und modellieren sie Prozesse. Die Schüler nehmen regelmäßig an Wettbewerben teil und können in der 10. Klasse zusätzlich über ein einjähriges Modul der Berufs- und Studienorientierung ein international anerkanntes Informatikzertifikat erhalten, das ICDL (International Certification for Digital Literacy). Die Prüfung findet seit Oktober 2021 im schuleigenen ICDL-Prüfungszentrum statt.
Erfolgsbeispiel: In der Schweiz ist der Informatikunterricht an allen Gymnasien seit dem Schuljahr 2022/2023 ein Pflichtfach. Es ist dem Lernbereich Mathematik und Naturwissenschaften (MINT) zugeordnet, dessen Anteil an der gesamten Unterrichtszeit sich um zwei Prozentpunkte auf 27 bis 37 Prozent erhöht hat.

Digitalkunde mit festem Kontingent in der Stundentafel sowie in den Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrplänen verankern

Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Schüler sollten im Unterricht lernen, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können. Die Digitalkunde sollte bereits in der Grundschule beginnen und in höheren Stufen im Unterricht verstetigt werden. Der Lernbereich Digitalkunde sollte mit einem ausreichenden Stundenkontingent in der Stundentafel der Studienstufe verankert werden, wobei die Lerninhalte mit dem künftigen Pflichtfach Informatik abgestimmt werden müssen. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 17 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: In Hessen gibt es seit September 2022 das Schulfach Digitale Welt, das in zwölf weiterführenden Schulen im Land mit rund 70 Klassen der Jahrgangsstufe 5 gestartet ist. Das Fach behandelt interdisziplinär die Themengebiete Informatik, Ökonomie und Ökologie. In zwei zusätzlichen und freiwilligen Schulstunden je Woche sollen die Schüler lernen, wie sie die Digitalisierung nutzen können, um ökologisch und ökonomisch sinnvolle Anwendungen zu entwickeln. Der Pilotversuch ist auf mindestens zwei Jahre angelegt. Kooperationspartner ist das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Erfolgsbeispiel: Um digitale berufsbezogene Kompetenzen in den Lernfeldunterricht zu integrieren, hat das Hamburger Institut für Berufliche Bildung das Projekt „DigiLOK“ (Digitalisierungs-Lernortkooperationen) gestartet. Gemeinsam mit drei Pilotschulen und deren Ausbildungsbetrieben steht in den bestehenden Lernortkooperationen das Thema Digitalisierung auf der Agenda. Dazu werden die veränderten Anforderungen an berufsbezogene Kompetenzen identifiziert und das Curriculum des jeweiligen Bildungsgangs auf dieser Grundlage weiterentwickelt.

Digitale Infrastruktur an den Schulen weiter ausbauen

In der Schulbildung sollten digitale Kompetenzen stärker vermittelt werden. Bei der technischen Aufrüstung unterstützt unter anderem der bundesweite Digitalpakt Schule. Seit dessen Start hat Hamburg an den allgemeinbildenden Schulen in IT-Infrastruktur und WLAN-Ausbau rund 50 Millionen Euro an Fördermitteln investiert. Mittlerweile haben über 95 Prozent der staatlichen Schulen WLAN – im März 2020 waren es gerade einmal 20 Prozent. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 18) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Das Marion Dönhoff Gymnasium in Blankenese ist „IServ-Referenz-Schule“. Das Zertifikat der IServ GmbH zeichnet deutschlandweit Schulen aus, die sich bei ihrer Digitalisierung als besonders innovativ und nachhaltig erwiesen haben. Das Gymnasium hofft durch Austausch mit anderen Schulen auf weitere Impulse für die eigene digitale Entwicklung.

Digital- und Medienkompetenz von Lehrkräften weiter fördern

Die Ausrichtung des Unterrichts an der Perspektive des Digitalen ist eine Herausforderung – insbesondere da die Digitalisierung auch die Aus- und Fortbildung der Pädagogen umfasst (vgl. Drucksache 22/2224 und 21/19308 der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg). 
Für Lehrkräfte an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen (nicht jedoch an Schulen des Gesundheitswesens) besteht eine rechtliche Pflicht zur kontinuierlichen Fortbildung, die in unterschiedlichen Gesetzen und Verordnungen der Bundesländer festgehalten ist. Hamburg gibt neben Bremen und Hessen eine Nachweispflicht zum (zeitlichen) Umfang der Fortbildung vor. Rechtliche Regelungen zu den Konsequenzen einer Nichterfüllung existieren gleichwohl auch in diesen Ländern nicht. 
Hamburg sollte die Aus- und Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte weiter fördern und hier den Dialog mit der Wirtschaft eingehen und einfordern. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 18 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Das „digital learning lab“ – ein Projekt von Schulbehörde, Joachim Herz Stiftung, Technischer Universität Hamburg und dem Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik – ist ein Online-Kompetenzzentrum für die moderne Unterrichtsgestaltung. Es vereint offene digitale Unterrichtsbausteine, eine umfangreiche Toolbox und Trends mit Hinweisen, Praxisbeispielen und Forschungserkenntnissen zum Lernen in digitalen Zeiten. Das Angebot orientiert sich an dem von der Kultusministerkonferenz entwickelten Kompetenzrahmen für die Bildung in der digitalen Welt.
Erfolgsbeispiel: Das Mediennetz Hamburg setzt sich für Medienbildung und Medienkompetenzförderung in der Hansestadt ein. Über eine Internetplattform und Netzwerkveranstaltungen können sich medienpädagogische Akteure regelmäßig und intensiv austauschen.

Schulfach Wirtschaft einführen und Unternehmertum sowie Selbstständigkeit bei den Schülern fördern

Die Integration ökonomischer Themen im Verbund mit anderen Fächern, bei dem Wirtschaftswissen nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist unzureichend. Stattdessen sollte ein thematischer Ausbau ökonomischer Bildung im Pflichtunterricht Wirtschaft erfolgen. 
Im Rahmen der Schulbildung sollte eine Kultur des Verständnisses und der Akzeptanz für Unternehmertum geschaffen werden, bei Schülern wie Lehrkräften. Hierbei sind Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen sowie Gründungswettbewerbe und Planspiele erfolgversprechend. Auch Praktika für Schüler und Lehrkräfte sind elementar und sollten vonseiten der Wirtschaft verstärkt angeboten werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 19 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Angebote verschiedener Initiativen von Wirtschaftsprojekten in Schulen sind auf der Website „Unternehmergeist macht Schule“ aufgeführt. In Hamburg gibt es beispielsweise „ProFi – das Unternehmensplanspiel für die Grundschule“ (4. bis 6. Klasse), „Rock it Biz“ (6. bis 9.), „start up power“ der Wirtschaftsjunioren (9. bis 13.), „Schulbanker – Das Bankenplanspiel“ (9. bis 13.) und „Chef für 1 Tag“ (10. bis 13.).

Länderübergreifend einheitliche Bildungsstandards herstellen

Die Schulsysteme innerhalb Deutschlands sind sehr heterogen und damit wenig vergleichbar. Ein konstruktiver Wettbewerb, der im Föderalismus möglich wäre, findet nicht statt. Unterschiedliche Regelungen führen nicht nur zu unterschiedlichen Lern- und Leistungsständen von Jugendlichen, sondern behindern auch die Mobilität von Fachkräften innerhalb Deutschlands. Gleichzeitig gibt es immer noch zu viele Schüler ohne Abschluss beziehungsweise diejenigen, die trotz formalem Schulabschluss nicht ausbildungsreif sind. Im Jahr 2021 schafften nur 41 Prozent der Schulabgänger aus Hamburgs Stadtteilschulen direkt nach Abschluss von Klasse 10 den Übergang ins Berufsleben.
Hamburg hat mit den Entwürfen für die neuen Bildungspläne einen wichtigen und richtigen Schritt in Richtung einheitliche Bildungsstandards gemacht. Denn erstmals sind hier die von der Kultusministerkonferenz vorgegebenen bundesweiten Bildungsstandards berücksichtigt. Erstmals könnte nun verbindlich geregelt werden, welche Themen in allen Schulen Hamburgs unterrichtet werden sollen. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 20) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Berufsorientierung praxisnah durchführen und Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft intensivieren

Es sind große Anstrengungen nötig, um die berufliche Orientierung und duale Berufsausbildung attraktiver zu machen. Hierfür können Unternehmer und Auszubildende in Berufsorientierungsmaßnahmen eingebunden werden, die die vielfältigen Angebote und Chancen der dualen Ausbildung individuell sichtbar machen und ein erstes gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen. Es gibt bereits verschiedenste Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen, die intensiviert werden sollten. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 35 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Die Brüder-Grimm-Schule in Billstedt, ausgezeichnet mit dem Qualitätssiegel für Schulen mit vorbildlicher Berufsorientierung, hat über das „Teach First Deutschland“-Netzwerk eine Kooperation mit der Deutsche Post DHL Group und der Accenture GmbH geschlossen. Vertreter der beiden Firmen haben mit den Schülern der 9. Klasse Bewerbungstrainings durchgeführt. Darüber hinaus fanden Begegnungen und Fragerunden mit Auszubildenden statt, damit sich die Schüler noch anschaulicher über Ausbildungsperspektiven informieren konnten. 
Erfolgsbeispiel: Die Stadtteilschule Kirchwerder kooperiert bei der beruflichen Orientierung seit Jahren mit verschiedenen Hamburger Unternehmen und ist langjähriges Mitglied im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Bergedorf. Ergebnis sind mehrwöchige Betriebspraktika, betriebliche Schnupper- und Praxislerntage, Unternehmensbesichtigungen und Kooperationsmöglichkeiten im MINT-Bereich (z. B. technisches Zeichnen). Die Schule wurde aufgrund ihres Engagements mit dem „Berufswahlsiegel Hamburg 2022–2026“ ausgezeichnet. 

Schüler und junge Menschen verstärkt beim Übergang Schule-Beruf begleiten

Für viele Schüler ist die berufliche Bildung der optimale Weg, um im Berufsleben erfolgreich zu sein. Eine wirkungsvolle Einrichtung beim Übergang von der Schule ins Berufsleben ist die Jugendberufsagentur Hamburg: Junge Menschen werden hier beraten und in Ausbildung vermittelt – gegebenenfalls auch mittels Übergangsmaßnahmen wie Ausbildungsvorbereitung AV-dual, Berufsqualifizierung und Einstiegsqualifizierung, sodass jeder mitgenommen werden kann. 
Die Bemühungen sollten auch verstärkt bei jungen Menschen erfolgen, die sich in der Jugendarbeitslosigkeit befinden. Denn ohne eine Berufsausbildung vervierfacht sich das Risiko,  langzeitarbeitslos zu werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 21) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Der Verein Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft, betrieben von Handelskammer, Handwerkskammer und UV Nord, vermittelt und betreut Jugendliche, die keinen direkten Einstieg in eine Berufsausbildung gefunden haben, in Einstiegsqualifizierungen. Dabei handelt es sich um ein sechs- bis zwölfmonatiges Betriebspraktikum, das die Jugendlichen ausbildungsfit macht. Die spätere Übergangsquote in Ausbildung liegt bei rund 70 Prozent.
Erfolgsbeispiel: Die gemeinnützige Joblinge AG hilft benachteiligten Jugendlichen zwischen 15 und 27 Jahren, sich in den Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies erfolgt mithilfe eines Netzwerks aus Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft. Die mitwirkenden Unternehmen bieten beispielsweise Berufsorientierung und Ausbildungsplätze an und stellen Mentoren.

Angebote zur beruflichen Aus- und Weiterbildung im Alltag sichtbarer machen

Um aus- und weiterbildungswillige Menschen zu erreichen, sollte das Informations- und Beratungsangebot verstärkt sichtbarer gemacht werden. Bei einem Festival über Ausbildungsmöglichkeiten beispielweise könnte die Fachkraft für Veranstaltungstechnik beworben werden – nach dem Motto „Dir gefällt unsere Show? Dann komm zu uns in die Ausbildung!“ Die Angebote sollten zielgruppengerecht und bestenfalls am Ort des Geschehens vermarkt werden. 
Die Handelskammer möchte mit der Bildungsplattform für Lebenslanges Lernen hier ansetzen. Neben der Bündelung der Handelskammer-Aktivitäten bei der Berufsorientierung in Schulen, der dualen Berufsausbildung und der Ausbildungsvermittlung sowie den Angeboten der Weiterbildungstochter HKBiS sollen in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern gemeinsame Weiterbildungsangebote entwickelt und sichtbar gemacht werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 21 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Berufsausbildung mit Zusatzqualifikationen individualisieren

Die Berufsausbildung sollte mittels freiwilligen Zusatzqualifikationen individualisiert werden, sodass Auszubildende neben dem Berufsabschluss weitere Qualifikationen wie Fremdsprachenkenntnisse erwerben können. Dies wird in einigen Hamburger Berufsschulen bereits praktiziert.
Einige Berufsausbildungen lassen sich zudem mit Aufstiegsfortbildungen zum Fachwirt oder Meister kombinieren. Gerade für leistungsstarke Gymnasiasten und Azubis ist die berufliche Bildung durch Zusatzqualifikationen  und kombiniert mit der Höheren Berufsbildung eine echte Alternative zum Studium. Hier könnte Hamburg im Bundesvergleich punkten. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 22) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Die Berufliche Schule City Nord bietet verschiedene Zusatzleistungen an, darunter ein Auslandspraktikum. Auszubildende können über ERASMUS+ ein Stipendium erhalten und so für vier Wochen ins Ausland gehen. Kooperationspartner ist die Mobilitätsagentur des Vereins Arbeit und Leben Hamburg, die Berufspraktika für Auszubildende, Berufstätige und Arbeitssuchende vermittelt.

Durchlässigkeit der Bildungssysteme erhöhen und vermarkten

Die Durchlässigkeit zwischen dualer Berufsausbildung und Hochschulstudium sollte weiter erhöht werden, damit Warte- und Wiederholungsschleifen vermieden werden. Dies umfasst die Anrechnung sowohl von beruflichen Vorleistungen, auch aus der Höheren Berufsbildung auf ein anschließendes Hochschulstudium, als auch von akademischen Leistungen von Studienabbrechern, die in eine duale Berufsausbildung wechseln. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 22 ff.) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Die Berufliche Hochschule Hamburg bietet eine studienintegrierende Ausbildung an, in der die drei Lernorte Berufsschule, Betrieb und Hochschule miteinander verzahnt sind. Nach 18 Monaten entscheiden die Auszubildenden und Studenten anhand ihrer Erfahrungen und unterstützt durch ein Coaching, ob sie den Weg zur Doppelqualifizierung fortsetzen oder möglicherweise ausschließlich die betriebliche Ausbildung beenden möchten.
Erfolgsbeispiel: Seit 2020 gibt es die Abschlüsse „Bachelor Professional“ und „Master Professional“. Die Bezeichnungen unterstreichen die Gleichwertigkeit von beruflicher Fortbildung und Studium und fördern die internationale Mobilität für berufliche Aufsteiger, da die Begriffe auch in anderen Ländern verstanden werden.

Hochschulzugang ohne Abitur erleichtern

Für Studieninteressierte ohne allgemeine (Fach-)Hochschulreife sollten bundeseinheitliche Zugangsbedingungen gelten. In der Regel können Bewerber mit einem Meister- oder Technikerabschluss jedes Studium wählen. Wer eine Ausbildung und zwei bis drei Jahre Berufserfahrung mitbringt, kann ein fachlich verwandtes Studium beginnen. Jedoch gelten für beide Gruppen unterschiedliche Details in den Ländern. Die Angebote für Studieninteressierte ohne Abitur – derzeit fokussiert auf berufsbegleitende oder Teilzeitstudiengänge – sollten im Dialog mit der Wirtschaft weiter ausgebaut werden. Das sorgt für eine bessere Vereinbarkeit des Studiums mit den betrieblichen Abläufen und auch für mehr Praxisnähe. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 23) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Staatliche Weiterbildungsunterstützung besser nutzen

Der Staat bietet eine Reihe von Förderungen für Weiterbildungsmaßnahmen an. Da diese nicht überall bekannt sind, sollte das Marketing dazu erhöht werden. Förderungen im Überblick und unter www.hkbis.de/foerderung:
• Aufstiegs-BAföG
• Meisterprämie
• Weiterbildungsstipendium
• Weiterbildungsbonus
• Bildungsurlaub
• Qualifizierungschancengesetz

Menschen über Bausteine qualifizieren und informell erworbene Kompetenzen sichtbar machen

Es gibt zahlreiche Menschen, die bislang keinen Berufsabschluss erworben haben oder in einem anderen Beruf arbeiten als ursprünglich gelernt. Mitunter sind sie als Ungelernte oder Hilfskräfte in Betrieben von Arbeitslosigkeit bedroht. Diese Menschen sollten zu Fachkräften qualifiziert werden.
Hier gibt es zwei Instrumente:
• Teilqualifizierung
• Validierungsverfahren

Studienabbrechern die Vorzüge der dualen Berufsausbildung näherbringen

Es wäre ratsam, die Studienabbrecher – beim Bachelor an Universitäten beträgt die Abbruchquote satte 32 Prozent – als Zielgruppe bewusster wahrzunehmen und verstärkt spezifische Angebote zu initiieren beziehungsweise zu erweitern, wie etwa verkürzte Ausbildung sowie Ausbildung mit Erwerb von Zusatzqualifikationen. Hohe Studienabbruchquoten stehen nicht nur für viele persönliche Schicksale und Enttäuschungen junger Menschen, sondern auch für Fehllenkungen knapper staatlicher Mittel. Ziel muss es sein, die Zeit zwischen Studienabbruch und Aufnahme einer dualen Ausbildung deutlich zu verkürzen. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 24) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

MINT-Bildung intensivieren und Ausbildung von MINT-Fachkräften stärken

Der Anteil an Studenten in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) geht zurück, zudem gibt es eine hohe Zahl an Studienabbrüchen in diesem Bereich. Dies ist in der Regel durch Leistungsprobleme begründet. Hier sind die Hochschulen gefragt: Sie sollten Mathematikeingangstests und verstärkt verpflichtende Nachhilfekurse anbieten.
Das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale hat in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier die Stärkung der MINT-Bildung gefordert: MINT-Bildung beginnt in der Kita und zieht sich über die verschiedenen Bildungsetappen bis in die Fort- und Weiterbildung. Nach wie vor gilt es, mehr junge Menschen für eine MINT-Ausbildung zu qualifizieren. In allgemeinbildenden Schulen müssen weitergehende Anstrengungen unternommen (u. a. praxisnahes Lernen) und die Lehrkräfte aus- und fortgebildet werden. Pädagogische Fachkräfte der einzelnen Bildungsetappen sollten besser auf die digitale Transformation vorbereitet werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 25) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)
Erfolgsbeispiel: Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich seit 2006 bundesweit für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ihr Ziel: Mädchen und Jungen stark für die Zukunft machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Herzstück der Initiative ist ein umfangreiches Bildungsprogramm, das in erster Linie pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, die Kinder qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten.

Erfolgsbeispiel: Im Young Talents Hamburg Club bekommen Kinder und Jugendliche durch diverse Veranstaltungen Einblicke insbesondere in technische Berufe. Hierfür öffnen Unternehmen, Verbände und Hochschulen ihre Pforten und zeigen, wie spannend die Technik ist. Die Schüler können Azubis über die Schulter schauen und in der Lehrwerkstatt selbst mit Hand anlegen.
Erfolgsbeispiel: Niedersachsen startete schon früh mit einem zweijährigen Sprintstudiengang Informatik für Lehrkräfte an Gymnasien. Diese Zusatzqualifikation verzahnte Theorie und Wissenschaft auf der einen Seite und Fachdidaktik und Unterrichtspraxis auf der anderen. Bereits während der Studienphase brachten die Lehrkräfte ihr erworbenes Wissen in den Unterricht ein. Seit 2019 bietet nun das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung umfangreiche berufsbegleitende Informatik-Weiterbildungen für Lehrkräfte an, die 2022 weiter ausgebaut wurden.

Ingenieurwissenschaftliche Kapazitäten in Lehre und Forschung ausbauen

Hamburg verfügt mit seinen 19 Hochschulen über ein breit gefächertes Forschungs-, Lehr- und Ausbildungsangebot. Allerdings zeigt sich im Metropolenvergleich, dass die Ingenieur- und Technikausbildung in Hamburg deutlich unterrepräsentiert ist. Hier gibt es rund 20.000 ingenieurwissenschaftliche Studenten (Technische Universität Hamburg, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und Hafen-City Universität). München zählt allein an der Technischen Universität im aktuellen Wintersemester 2022/23 50.000 Studenten (davon 41 Prozent aus dem Ausland). Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 25) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

MINT-Fakultäten zum Heben von Innovationspotenzialen ausbauen

Um Potenziale für Innovationen am Wirtschaftsstandort Hamburg ausschöpfen zu können, sind gut ausgebildete Fachkräfte mit den nötigen technologischen und digitalen Kompetenzen gefragt. Ein Ausbau der MINT-Fakultäten an den Hamburger Hochschulen ist daher dringend geboten. Die Vermittlung von Kompetenzen in den Bereichen Daten, Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) ist elementar und sollte deutlich stärker Eingang in die Lehrpläne finden und gefördert werden. Hierfür sollten den Hochschulen zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 26) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Exzellenzbildung an den Hamburger Hochschulen insbesondere im Bereich Technik und Innovation voranbringen

Mit der Wachstumsstrategie der Technischen Universität Hamburg ist ein Etappenziel Hamburgs auf dem Weg zu einer Innovationshauptstadt Europas gesetzt worden. Allerdings ist die Grundfinanzierung der Hamburger Hochschulen verbesserungswürdig und im nationalen, vor allem aber internationalen Vergleich zu gering. Die Grundmittel, die in den vergangenen Jahren gerade einmal um 0,88 Prozent pro Jahr gestiegen und damit unter den tariflichen Gehaltserhöhungen geblieben sind, sollten endlich deutlich steigen: um jährlich 3,5 Prozent (Empfehlung Wissenschaftsrat).
Ferner sollten zusätzliche Mittel für innovative Forschungsfelder bereitgestellt werden. Spitzenforschung in den Natur- und Ingenieurwissenschaften ermöglicht eine engere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Die so erzielten zusätzlichen Einnahmen aus privaten Drittmitteln können zur weiteren Stärkung von Forschung und Lehre verwendet werden. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 26) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Verzahnung von Wirtschaft, Lehre und Forschung verstärken

Durch Wettbewerbs- und Anreizsysteme sowie eine stärkere Themensteuerung in der Forschung (u. a. digitale Kompetenzen und neue Studiengänge wie Data Science und Programmierung) sollten Wirtschaft, Lehre und Forschung miteinander verzahnt werden, um Innovationen zu fördern. Weiterlesen im Handelskammer-Fachkräftestrategie-Papier (Seite 26) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 10156 KB)

Image von Berufen verbessern durch Branchenwerbeaktionen

Studien zeigen, dass für Jugendliche die gesellschaftliche Anerkennung des Berufs zu den wichtigsten Kriterien für die Berufswahl zählt. Grundsätzlich muss in der Gesellschaft ein Umdenken einsetzen, damit die Wertschätzung von Dienstleistungsberufen wie beispielsweise Reinigungskraft wieder wächst. 
Problematisch für einige Ausbildungszweige ist zudem, dass die betreffenden Produkte und Dienstleitungen nicht sichtbar sind. Ein Auto lässt sich erleben, anfassen und emotionalisiert verkaufen – an Kunden und angehende Auszubildende. Dagegen hat es eine Versicherung schwerer, wenngleich sie nicht minder bedeutsam für unser Leben und Arbeiten ist.
Erfolgversprechend scheinen Kampagnen, die genau auf die Zielgruppe zugeschnitten sind, wie die Aktion "Mach’s wie wir", bei der Auszubildende filmisch ihre Ausbildung vorstellen und diese so für künftige Bewerber attraktiv machen.
In Hamburg wirbt die Pflegebranche mit der Kampagne "Das ist Pflege!" und bietet online eine Übersicht zu aktuellen Praktikums- und Ausbildungsplätzen. Die Kampagne, die auch das wichtige Themenfeld Anerkennung ausländischer Abschlüsse aufgreift, ist authentisch, da sie mithilfe von Fachkräften der Branche erstellt und aufbereitet wurde.
Auch weitere, bereits seit Jahren etablierte Veranstaltungen und Formate, die auf die Vielfalt und Attraktivität einer Branche einzahlen, sind in Hamburg zu finden und zeigen das Engagement der beteiligten Akteure; Beispiele: Talent Day IT & MedienLange Nacht der IndustrieLogistik Lernen Hamburg
Aufruf: Kennen Sie erfolgreiche Methoden und Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs? Was können eventuell andere von Ihrem Unternehmen lernen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an fachkraefte@hk24.de