Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI)

Mit der Gründung einer Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) will die Ampelkoalition regionale Innovationsökosysteme stärken – und technologische sowie soziale Innovationen deutschlandweit beschleunigen.  Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) sowie kleine und mittlere Universitäten sollen künftig noch enger mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Dies ist ein notwendiger Schritt, denn die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschenden lässt sich ohne Frage noch weiter ausbauen.

Wirtschaft vor Ort frühzeitig einbeziehen

Die frühzeitige Beteiligung von regionalen Unternehmen als Ideengeber, Anwender und Gestalter vor Ort ist das A und O bei den geplanten Projekten der DATI. Neben der Wirtschaft spielen weitere Akteure eine Rolle, die nicht zuletzt auch die Kontakte zwischen Betrieben und Wissenschaft herstellen können. Hier kann etwa die IHK-Organisation unterstützen. Ob bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, beim Organisieren von Netzwerken oder bei Patentsprechtagen: Mit über 13.000 Innovationsberatungs-Gesprächen und jährlich mehr als 1.500 Veranstaltungen für Unternehmen bietet die IHK-Organisation eine hilfreiche Anlaufstelle für interessierte Unternehmen – vielleicht auch bald für die DATI.

Transfer flächendeckend ankurbeln

Damit die neue Agentur in der Lage ist, den Transfer in der Breite voranzubringen, sollte sie einen themen- und akteursoffenen Ansatz verfolgen. Das eröffnet auch die Möglichkeit, neuartige Themenfelder oder Lösungsansätze zu verfolgen, die bislang nicht im Fokus der Politik gestanden haben. Ebenso können spezifische regionale Kompetenzen weitentwickelt werden. Was die Akteure im Innovationsgeschehen betrifft, arbeiten nicht nur HAWs und kleine und mittlere Universitäten mit der Wirtschaft zusammen, sondern zum Beispiel auch größere Universitäten oder öffentliche und private Forschungseinrichtungen. Diese wissenschaftliche Vielfalt sollte sich auch in der DATI niederschlagen. Gleichwohl wäre wichtig, dass die für KMU oftmals relevanten HAWs einen angemessenen Zugang zu Fördermitteln erhalten.

Doppelstrukturen vermeiden

Die DATI kann einen wichtigen Beitrag zum Transfergeschehen leisten, wenn sie in Ergänzung zu bestehenden erfolgreichen Innovationsförderprogrammen wie etwa dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) aufgesetzt wird. Zudem sollte eine klare Arbeitsteilung mit anderen Institutionen wie beispielweise der Agentur für Sprunginnovationen oder bestehenden regionalen Allianzen festgelegt werden. Ein agiles und flexibles Agieren der Agentur gelingt nur mit geringeren bürokratischen Anforderungen, mit mehr Digitalisierung im Förderprozess und mit mehr Mut bei den Unterstützungsmöglichkeiten. Denn innovative Formate wie Innovations-Challenges, Reallabore oder Hackathons können bislang ungeahnte Transferpotenziale heben.
In einem Impulspapier hat die DIHK zusammengefasst, was bei der Errichtung der DATI aus Sicht der Wirtschaft beachtet werden sollte. Das Impulspapier finden Sie hier.

Quelle: DIHK

Dialogpapier zum DATI

Eckpunktepapier der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse sowie der Landesforschungsgemeinschaften JRF, innBW, SIG und FTVT
Als wichtige Stakeholder im deutschen Innovations- und Transfersystem nehmen die Verfasser dieses Papiers mit den nachfolgenden Konkretisierungsvorschlägen Bezug zum Eckpunktepapier des BMBF zur Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) vom 23.03.2022.
In der Überzeugung, dass die DATI ein wichtiges Element zur Hebung von Transferpotenzialen in Ergänzung zu bereits bestehenden Förderprogrammen sein kann, beteiligen wir uns gerne an dem vorgesehenen Stakeholder-Dialog. Dabei ist dieses Dialogpapier als Impuls zur konkreten Ausgestaltung der DATI zu verstehen und motiviert durch unsere jahrzehntelange Erfahrung und Expertise als anwendungsorientierte, privatwirtschaftlich organisierte, gemeinnützige Forschungsinstitute.

1. Ist-Analyse voranstellen
Das DATI Eckpunktepapier schlägt vor, Förderlücken zu adressieren, Programme zu schärfen, miteinander zu verzahnen und Synergien zu nutzen. Grundlage hierfür soll eine Analyse der Förderlandschaft darstellen, die parallel zum Stakeholder-Dialog als nächster Schritt im weiteren Vorgehen geplant ist und perspektivisch auch die Etablierung einer neuen Dachmarke für verschiedene Förderformate vorantreiben soll. Sowohl die Analyse (auch auf Basis von Evaluationen bestehender Programme) als auch der Stakeholder-Dialog werden ausdrücklich begrüßt: Damit wird eine wertvolle Grundlage geschaffen, um die Förderlandschaft im Bereich Transfer zu präzisieren, Mitwirkungs- und Beteiligungsmöglichkeiten der einzelnen Akteure zu klären und einen Mehrwert durch den Aufbau von DATI zu identifizieren.
Um DATI sinnvoll in die ausdifferenzierte Wissenschafts- und Forschungslandschaft einzubinden, sollten die Schritte jedoch nicht parallel stattfinden, sondern nacheinander – beginnend mit der Analyse. Angesichts der Corona-Pandemie, des Kriegs in der Ukraine und der beschleunigten Energiewende ist eine angespannte Haushaltslage des Bundes zu erwarten. Vor diesem Hintergrund bedarf es auf Grundlage der Analyse der Förderlandschaft einer Abgrenzung und begründeten Priorisierung der Programme und damit verbundener Fördermittel. Eine bloße Verschiebung verschiedener Förderbudgets oder gar die Kannibalisierung einzelner Förderprogramme ist nicht zielführend. Vielmehr sollten die bewährten und exzellent evaluierten Programme zur Förderung der anwendungsorientierten Forschung und des Transfers mehrwertstiftend um die neuen DATI-Aktivitäten ergänzt werden.
Nach Abschluss der Analysephase sollten alle relevanten Stakeholder eingebunden und das Eckpunktepapier entsprechend der Ergebnisse überarbeitet werden. Inwiefern anschließend die Schaffung einer Dachmarke einen Mehrwert darstellt, sollte die Analyse ergeben.

2. Echte Akteursoffenheit sicherstellen
Das DATI Eckpunktepapier führt die Akteursoffenheit explizit als zentrales, mehrwertstiftendes Element bei der Schaffung innovationsorientierter Kooperationen in der anwendungsorientierten Forschung für den nachhaltigen Aufbau von Innovationsökosystemen in den Regionen an.
Wir begrüßen diesen Ansatz als wesentlichen Erfolgsfaktor und entscheidendes Wesensmerkmal von Innovationsökosystemen ausdrücklich. Wir brauchen die besten Köpfe und die besten Ideen mit einer verstärkten Einbindung neuer Innovationsakteure, um neben technischen auch organisatorische, künstlerische und soziale Innovationen voranzutreiben. Dazu gehört insbesondere auch die Nutzung bewährter, gut funktionierender Partnerschaften von HAWS, kmUnis und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die bereits heute sehr erfolgreich mit Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren anwendungsnah und zielorientiert zusammenarbeiten.
Die Akteursoffenheit als wesentliche Gelingensbedingung für DATI muss durch eine entsprechende Ausgestaltung des Förderformats die Zusammenarbeit in Multi-Akteur-Systemen über alle Phasen im Innovationsprozess, von der Ideengenerierung bis zur Markteinführung bzw. Realisierung bestmöglich fördern.
Das DATI Eckpunktepapier adressiert ausschließlich HAW und kmUnis, die als Leadpartner in Innovationsnetzwerken mit mindestens zwei Sektoren zusammenarbeiten sollen. Im Sinne der postulierten Akteursoffenheit halten wir diese Festlegung nicht für zielführend. Um das Potenzial der DATI bestmöglich zu entfalten, bedarf es vielmehr der gleichberechtigten Interaktion aller Akteure und der Berücksichtigung transparenter, wettbewerblicher Verfahren bei der Auswahl der Ideen und Konzepte aus der Region.
Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen, die eine bewusste Festlegung im Sinne der beschriebenen Akteursoffenheit bedingen:
• Wer bestimmt die Innovationsziele für eine Region? (ausschließlich HAW und kmUnis?) Wer waren die bisherigen Akteure, die die Innovationsziele einer Region bestimmt haben?
• Wie können sich alle potenziellen Akteure in die Ideenfindung in der Region einbringen?
• Wie erfolgt die Umsetzung, so dass sich alle beteiligten Akteure gleichberechtigt einbringen?
• Wer trifft die Entscheidungen im Innovationsprozess und übernimmt die Verantwortung im jeweiligen Prozessschritt?
In die Gestaltung der Innovationsprozesse sollten die Expertise und die Erfahrung bewährter Kooperationspartnerschaften sowie Wissenschafts- und Forschungsgemeinschaften einfließen.

3. Zielgerichtete Rahmenbedingungen der Förderung
Das Eckpunktepapier sieht eine agile und flexible Förderarchitektur mit großen Gestaltungsspielräumen in der individuellen Ausgestaltung der Regionen und Einzelprojekte und flexiblen Rahmenbedingungen u.a. bei den Vergütungs- und Mittelverwendungsregelungen vor. Wir begrüßen diesen Ansatz ausdrücklich.
Darüber hinaus bedarf es einer zielführenden Regelung für die Zusammenarbeit der Projektpartner, um allen beteiligten Akteuren eine reale gleichberechtigte Teilhabe unter Federführung der HAW und kmUnis zu ermöglichen. Hierfür sehen wir folgende Bedingungen als geboten:
• Antragsberechtigung der initialen Partner einer Region bzw. in einem Innovationsökosystem, evtl. unter Einbeziehung mindestens einer HAW oder kmUni
• Förderung der initialen Partner als gleichberechtigte Konsortialpartner
• Förderung der zuwendungsfähigen projektbezogenen Kosten
• Aufnahme und Förderung neuer Projektpartner während der Projektlaufzeit
Alternativ wäre die Aufteilung in zwei Förderlinien zu prüfen, um sowohl eine Stärkung der HAW und kmUnis zu erreichen, als auch anderen Akteuren der Region als initiale Leadpartner den Zugang zu DATI zu ermöglichen. Die erste sollte exklusiv die Förderung von HAW im Fokus haben, die zweite sollte sich akteursoffen der Förderung regionaler und überregionaler Innovationsökosysteme widmen. Beide Förderlinien sollten zu gleichen Teilen Fördermittel erhalten.

4. Klares Konzept für die Auswahl der Regionen
Gemäß Eckpunktepapier soll das Auswahlverfahren zweistufig sein: Zunächst bewirbt sich die Region mit einem Konzept. Ausschlaggebend sind die Stärke der HAW und kmUni sowie der Regionalbezug des Konzepts. Anschließend werden Einzelprojekte innerhalb der Region ausgewählt.
Wir stehen innovativen Auswahlprozessen und partizipativen Verfahren offen gegenüber, sehen im skizzierten Auswahlverfahren jedoch noch deutlichen Ausgestaltungsspielraum. Es stellen sich folgende Fragen, die definitorische und Prozessaspekte adressieren:
• Wie wird eine Region definiert?
• Wer ist befugt, eine Bewerbung als Region einzureichen?
• Bleibt die Auswahl der Regionen fix oder gibt es regelmäßige Bewerbungsrunden?
• Können sich Regionen überlappen?
• Wie finden die Partner in einer Region zueinander und wie kooperieren sie miteinander?
• Inwieweit konkurrieren die Regionen um DATI-Fördermittel?
Die Auswahl der geförderten Regionen und die Entscheidung über den Abbruch der DATI-Förderung obliegt dem Leitungsgremium, das Experten heranziehen kann. Wie sich dieses Leitungsgremium zusammensetzt und welche strategischen Entscheidungen es treffen kann, nachdem alle Regionen ausgewählt sind, sollte definiert werden. Zudem sollten die Kriterien für die Auswahl der Regionen erweitert und geschärft werden. Insbesondere bedarf die Leistungsfähigkeit der Akteure einer Region als Ganzes einer stärkeren Berücksichtigung. Es sollte regelmäßige Ausschreibungsrunden geben, damit Regionen, die zunächst nicht zum Zuge gekommen sind, erneut eine Chance erhalten.

5. Klare Kriterien für die Projektauswahl und Qualitätssicherung
Laut Eckpunktepapier erhalten die Regionen bei der Auswahl von Projekten eine große Freiheit. Sie können in partizipativen Verfahren Projekte selbst auswählen und flexibel fördern. Dabei sollen kurze Wege von der Idee bis zur Ausreichung der Förderung das DATI-Programm auszeichnen.
Angesichts der Erfahrungen mit der Abwicklung von Förderprogrammen durch professionelle Projektträger sehen wir große Herausforderungen in der Projektträgerschaft von Regionen. Es droht, dass stattschlanker Strukturen und Verfahren, Rechtsunsicherheit, überbordende bürokratische Aufgaben und ein fehlerhafter Einsatz von Fördermitteln die Folge sind. Wir plädieren daher für den Einbezug von Projektträgern, die die Regionen von bürokratischen Aufgaben entlasten. Zudem sollte ein Verfahren etabliert werden, das die (wissenschaftliche) Qualität der geförderten Projekte sicherstellt und eine Folgenabschätzung beinhaltet.

Zu den Verfassern:
Dieses Papier enthält die gemeinsame Position der 77 Institute, die in der bundeweiten Zuse-Gemeinschaft organisiert sind, und der 57 Institute, die den Landesforschungsgemeinschaften JRF (Nordrhein-Westfalen, 16 Institute), innBW (Baden-Württemberg, 12 Institute), SIG (Sachsen, 19 Institute) und FTVT (Thüringen, 10 Institute) angehören. Diese Institute forschen mit rund 8.000 Beschäftigten praxisorientiert, anwendungs- und branchennah und bilden eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Im Gegensatz zu den vier gemeinsam von Bund und Ländern geförderten Forschungsgesellschaften fokussieren sich diese Transferinstitute auf die anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung für KMU und sind in Deutschland der wichtigste Forschungspartner des Mittelstands. Unsere Institute übersetzen als praxisnahe und kreative Ideengeber des deutschen Mittelstands seit Jahrzehnten erfolgreich die Erkenntnisse der Wissenschaft in anwendbare Technologien. Durch diesen Transfer bereiten sie den Boden für Innovationen, die den deutschen Mittelstand weltweit erfolgreich machen. Jährlich 50.000 Kooperationen mit rund 15.000 Unternehmen belegen dies eindrücklich. Viele unserer Mitgliedsinstitute sind stark in regionale Cluster z.B. mit den IHKs, den Kommunen und ihren Versorgungsunternehmen sowie mit lokalen mittelständischen Unternehmen eingebunden und arbeiten eng mit den lokalen Hochschulen zusammen, z.B. über gemeinsame Forschungsprojekte.
Stand: April 2022

Quelle: FTVT