Jahrespressegespräch

Tourismus überwindet Corona-Krise, aber Herausforderungen bleiben


„Die Übernachtungszahlen für das Jahr 2023 haben noch nicht ganz die Rekordzahlen von 2019 erreicht, knüpfen aber deutlich an die Zeit vor Corona an. Immer neue Krisen und deren Auswirkungen in Form von wirtschaftspolitischen Unsicherheiten, steigenden Kosten und Personalmangel haben die Tourismuswirtschaft 2023 aber vor neue Herausforderungen gestellt“, stellte Dr. Bernhard Brons, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) beim Jahrespressegespräch der IHK fest.

Gestiegene Kosten belasten Betriebe

Trotz Energiekrise, teils verregnetem Sommer und einem steigenden Anteil an Auslandsreisen waren die Betriebe im IHK-Bezirk mit der Sommersaison zufrieden. Im Herbst verschlechterten sich die Zukunftsaussichten laut IHK-Umfrage allerdings erneut. „Vor allem die gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel aber auch die Personalkosten machten den Betrieben 2023 weiter zu schaffen. Als Reaktion auf die gestiegenen Ausgaben gaben mehr als zwei Drittel der Betriebe im Herbst an, dass sie in der nächsten Saison ihre Preise anheben werden. Viele haben dies zum Jahresanfang bereits umgesetzt“, so Brons.

Personalmangel als Herausforderung

Vor allem Personalmangel macht sich in der Branche bemerkbar. Rund 60 Prozent der Unternehmen geben regelmäßig an, dass sie offene Stellen längerfristig nicht besetzen können, weil sie keine Mitarbeiter finden. „Ohne Personal können wir nicht alle Leistungen anbieten“, so Brons. Angepasste Öffnungszeiten, Schließtage, ein eingeschränktes Angebot - das habe man im letzten Jahr in allen touristischen Regionen gesehen. Die Situation werde sich weiter verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen und weniger junge Leute nachrücken. „Hier müssen wir dringend umsteuern. Wir müssen die Branche wieder attraktiver machen, junge Menschen früher für Berufe im Gastgewerbe begeistern und auch Arbeitskräften aus dem Ausland den Weg in unsere Betriebe erleichtern. Was die Änderungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz hier leisten können, wird sich zeigen müssen. Bisher standen der Einstellung ausländischer Arbeitskräfte vor allem bürokratische Hürden im Weg. Anträge blieben viel zu lange bei den Botschaften im Ausland oder den zuständigen Ausländerbehörden im Inland liegen. Die Herausforderung der Mitarbeitergewinnung darf nicht an behördlichen Formalismen scheitern“, so Brons.

Überbordende Bürokratie als Hemmnis

Ein weiteres Thema, das die Branche in ihrer Wettbewerbsfähigkeit behindere, sei die Bürokratie. „Die seit Jahren wachsenden Belastungen durch überbordende Bürokratie wiegen angesichts des Personalmangels besonders schwer und sind ein echtes Hemmnis im Betriebsalltag. Ob bei der Anwerbung von Fachkräften oder den ausufernden Vorschriften im Hotel- und Gastgewerbe: Es hakt an allen Ecken und Enden. Vor einigen Jahren hat die DIHK berechnet, dass im Gastgewerbe 125 gesetzliche Verpflichtungen anfallen, wovon 40 % bis 70 % ausschließlich für die Behörden ausgeführt werden. In Zahlen heißt das: Ein Unternehmer macht 14 Überstunden pro Woche, um alle Vorgaben der staatlichen Bürokratie zu erfüllen.“ Mehr Aufwand zur Erfüllung bürokratischer Auflagen bedeute im Tourismus auch:  weniger Zeit für den Gast. Nicht erst vor dem Hintergrund des Personalmangels habe sich die Regelungsdichte zu einem Mühlstein für Unternehmen entwickelt. „Hier muss die Politik auf allen Ebenen – Kommune, Land, Bund und auch Europa – schnell handeln, damit die Unternehmerinnen und Unternehmer wieder mehr Zeit für ihre Kernaufgaben haben.“

Rahmenbedingungen als Erfolgsfaktor

IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard wagt einen Ausblick: „Für 2024 erwartet die Reisebranche ein gutes Jahr. Insgesamt knüpfen wir wieder an die Zeit vor der Corona-Pandemie an. Unsere Region ist bei Touristen weiterhin beliebt und verschiedene Hotelneubauprojekte in der Region zeigen, dass Unternehmen positiv in die Zukunft blicken und investieren. Am Ende müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen, damit sich der Tourismus weiterentwickeln kann.“

Mehr zum Thema Tourismus lesen Sie in unserem IHK-Jahresbericht 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 2189 KB).