Leitfaden

Effiziente und nachhaltige Logistikstandorte

Welche Kriterien sind an nachhaltige Logistikstandorte in der Flächenplanung zu stellen? Dies wurde in einem Leitfaden zusammengefasst und dient sowohl Kommunen als auch Unternehmen als Orientierung bei der Standortplanung.
Die Wirtschaftsregion Südhessen ist erfolgreich. Ein wichtiger Pfeiler dafür ist eine reibungslose Logistik. Im Auftrag von Industrie und Handel organisieren und steuern Speditionen und Logistikdienstleister nationale und internationale Lieferketten und versorgen Wirtschaft und Bürger mit benötigten Gütern. 
Steigendes Konsumverhalten und strukturelle Veränderungen in der Produktion lassen den Bedarf an Warenverkehren weiter steigen. Die Anforderungen an Nachhaltigkeit stellen die Logistikbranche und die Kommunen zunehmend vor große Herausforderungen. Dabei sind für Logistikprojekte ganzheitliche klimaeffiziente Lösungen unverzichtbar. 
In Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum untersuchte das renommierte Planungsbüro Albert Speer + Partner, wie eine nachhaltige und effiziente Logistikflächenentwicklung gesteuert werden kann. Die Erkenntnisse wurden in einen Leitfaden gesammelt und für Kommunen und Unternehmen zur Verfügung gestellt.
Bei einer Informationsveranstaltung am 13. März 2024 wurde der Leitfaden in der IHK Darmstadt vor breitem Fachpublikum vorgestellt. Weitere Vorträge gaben den Teilnehmern Eindrücke, wie die Theorie in der Praxis Umsetzung finden kann.
Wir stellen Ihnen den Leitfaden und die begleitenden Fachvorträge zum Download zur Verfügung und stehen Ihnen für Beratungsgespräche jederzeit zur Verfügung.
Einige Auszüge aus dem Leitfaden haben wir für Sie zusammengestellt:

Bedeutung der Logistikbranche

Der Logistikbereich ist nach der Automobilwirtschaft und dem Handel die größte Wirtschaftsbranche Deutschlands, noch vor der Elektronikbranche und dem Maschinenbau. Besonders der Umsatz im E-Commerce hatte bereits vor der Pandemie hohe Wachstumsraten, erhielt durch diese aber einen zusätzlichen Schub. Zwischen 2021 und 2022 verdoppelte sich der Umsatz in diesem Segment auf 3,75 Milliarden Euro (Bulwiengesa AG, 2022).
Hessen ist eine der bedeutendsten Logistikregionen Deutschlands. Aufgrund der zentralen Lage im Herzen Europas und der guten Verkehrsinfrastruktur (Straße, Schiene, Wasserwege und Flughafen) haben sich namenhafte Logistikunternehmen angesiedelt.
Vor allem das Rhein-Main-Gebiet im südlichen Landesteil hat sich als Schwerpunkt für alle Arten von Logistik entwickelt. Rund um den Frankfurter Flughafen hat sich die Luftfrachtlogistik angesiedelt. Die Häfen an Rhein und Main sowie der Güterbahnhof Frankfurt Ost sind wichtige Verladestellen für den kombinierten Verkehr. Entlang der Autobahnen befinden sich große Logistikzentren mit regionaler und überregionaler Bedeutung.

Nachhaltige Logistikstandorte

Logistikstandorte zu bündeln, deren Umweltauswirkungen zu minimieren und den kombinierten Güterverkehr durch nahegelegene intermodale Verknüpfungspunkte zu stärken, sind die verfolgten Ziele der Landes- und Regionalplanung. Im Sinne des Flächensparziels und auch der Effizienz von Infrastrukturnutzungen ist dies ein sinnvolles Ansinnen. Dem gegenüber stehen jedoch derzeit noch Engpässe im Bereich Schienenkapazitäten.
Die Betrachtung der Kriterien für effiziente und klimafreundliche Logistik verdeutlicht die vielfältigen Möglichkeiten, die Logistikstandorte für eine nachhaltige Stadtentwicklung bieten. Begonnen bei der Wahl eines geeigneten Standorts können bereits wesentliche Aspekte einer erfolgreichen Ansiedlung wie die Anbindung an die Verkehrs- und andere Infrastrukturnetze berücksichtigt werden. Dadurch können je nach Betriebsmodell unterschiedliche Anforderungen an effizienten Warenumschlag künftig auch verstärkt durch Güterzüge, sowie an die Erreichbarkeit durch die Beschäftigten gewährleistet werden.
Durch sparsamen Umgang mit Grund und Boden – sei es durch die Konversion bestehender Flächen oder eine stärkere Ausnutzung der Grundstücke verbunden mit geeigneten Maßnahmen zum Ausgleich der Bodeninanspruchnahme (zum Beispiel Begrünung) – kann der ökologische Fußabdruck von Logistikstandorten verringert werden. Dabei können je nach Standort und Logistikimmobilientyp die Stapelung von Logistikeinheiten und Stellplätzen, die Mischung mit anderen Gewerbe- oder Infrastrukturnutzungen oder multifunktionale Nutzung von Rangier- und Stellplatzflächen zum Beispiel durch aufgeständerten Photovoltaik-Anlagen eine Möglichkeit bieten.
Fassadenbegrünung, Versickerung, Fotovoltaik und auch soziale Angebote sollten eine Berücksichtigung bei der Standortentwicklung darstellen. Möglichkeiten und Beispiele finden Sie im Leitfaden und bei unserem Projekt PERFORM Zukunftsfähige Gewerbegebiete.

Steuerungsinstrumente für Kommunen

Auf Planungsebene besteht zur Steuerung von Logistikansiedlungen ein breitgefächertes Angebot an Steuerungsmöglichkeiten und Planungsinstrumenten. Die Instrumente müssen sorgfältig untereinander abgestimmt werden, um Widersprüche zu vermeiden. Wesentlich dabei ist das Gegenstromprinzip, das die wechselseitige Arbeitsweise zwischen den oberen und unteren Planungsebenen sicherstellt. Dabei gelten die im Grundgesetz geregelte Planungshoheit der Kommunen sowie die Anpassungspflicht kommunaler Planungen an die Vorgaben der Raumordnung. Bei ihren Planungsüberlegungen muss die übergeordnete Ebene die untergeordnete Ebene beteiligen.
Der Landesentwicklungsplan stellt das wichtigste Steuerungsinstrument auf Landesebene dar. Hierbei handelt es sich um ein strategisches Planungsinstrument zur räumlichen Entwicklung des Landes. Es gilt als verbindliche Vorgabe für die Regionalplanung. Die Regionalpläne stellen die Verbindung zwischen der Landesplanung und den Kommunen her. In den Regionalplänen werden auf Ebene der Region raumrelevante Entwicklungen unter Beachtung der Vorgaben der Inhalte des Landesentwicklungsplans dargestellt. In Hessen gibt es drei Regionalpläne für die Planungsregionen Nord-, Mittel- und Südhessen.
Auf der kommunalen Ebene haben Städte und Gemeinden aufgrund der kommunalen Planungshoheit umfassende Möglichkeiten, die städtebauliche Entwicklung zu steuern. Dazu zählen die vorbereitende Bauleitplanung (Flächennutzungsplan) und die verbindliche Bauleitplanung (Bebauungsplan). Bauleitpläne sind gemäß Paragraph 1 Absatz 4 Baugesetzbuch immer an die Ziele der Raumordnung anzupassen. Bebauungspläne können durch städtebauliche Verträge mit privaten Entwicklungsträgern ergänzt oder als vorhabenbezogene Bebauungspläne in enger Zusammenarbeit mit Privaten erstellt werden. Auch das Bauordnungsrecht, das in den Landesbauordnungen geregelt wird, bietet verschiedene Steuerungsmöglichkeiten. In Hessen gilt die Hessische Bauordnung, die den Kommunen die Ermächtigungsgrundlage unter anderem für die Erstellung von kommunalen Satzungen (zum Beispiel Stellplatz oder Gestaltungssatzung) liefert.
Darüber hinaus können eine Reihe von informellen Planungsinstrumenten herangezogen werden, um städtebauliche Entwicklungen vorzubereiten, zu steuern oder zu unterstützen. Dazu zählen zum Beispiel Stadtentwicklungskonzepte, Rahmenpläne oder sektorale Ansätze wie Gewerbeentwicklungs- oder Mobilitätskonzepte.
Weitere Steuerungsmöglichkeiten ergeben sich durch vertragliche Regelungen in Kauf- und Mietverträgen, durch die Erhebung von Beiträgen und Gebühren oder durch informelle Absprachen.
Die Bandbreite der Steuerungsinstrumente macht deutlich, dass städtebauliche Entwicklungen ganzheitlich und Planungsebenen übergreifend gedacht werden müssen. Gerade zur Sicherstellung effizienter und klimafreundlicher Logistik gilt es, diese bereits auf Ebene der Regionalplanung zu verankern. Im nachfolgenden Kapitel werden die einzelnen Steuerungsinstrumente beschrieben, im Hinblick auf ihre Steuerungswirkung bewertet und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Instrumenten aufgezeigt. Im Leitfaden erhalten Sie detaillierte Ausführungen zu den Steuerungsinstrumenten und Festsetzungsmöglichkeiten.

Checkliste für Logistikansiedlungen

Im Leitfaden enthalten ist eine Checkliste für Logistikansiedlungen die allen voran kleineren und mittleren Kommunen eine Arbeitshilfe geben soll.
Aus zahlreichen Gesprächen mit Kommunen und Unternehmen nehmen wir seitens der IHK wahr, dass Bauleitplanung oftmals an den Bedarfen der Unternehmer vorbei geht. Wir raten zu runden Tischen und persönlichen Gesprächen – die wir auch sehr gerne unterstützen werden. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf!