Im Fokus

Gymnasium macht Schüler fit für das Arbeitsleben

Das Landkreis-Gymnasium St. Annen in Annaberg-Buchholz ist seit Beginn an Partner der Talenteschmiede.
„Nach unserer Schätzung agieren rund 30 Prozent der Schüler bis zur Klasse 10 relativ ziellos, was ihre berufliche Zukunft angeht. Das ändert sich deutlich, wenn sie die Talenteschmiede absolviert haben“, sagt Dr. Kerstin Lehmann, Lehrerin für Informatik und verantwortlich für die Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium.
Mit dem Wissen über die eigenen Stärken und konkreten Berufsideen falle die Orientierung einfach leichter. Zu den umfangreichen Angeboten der Berufs- und Studienorientierung des Gymnasiums gehören darüber hinaus die Schülerfirmen, die jeweils in der Jahrgangsstufe 11 gegründet werden. Von den drei Firmen, die es im vergangenen Schuljahr gab, wurde mit „upbag“ eine Gründung sogar als beste Schülerfirma Sachsens ausgezeichnet.
„Das Angebot konnte auch in der Corona-Zeit umgesetzt werden, weil die Firmen gleich einen Onlineshop aufgebaut haben“,
sagt Dr. Kerstin Lehmann.
Die Gründungen finden jeweils innerhalb des bundesweiten Junior-Programms statt. Dessen Ziel ist es, mit den jeweils auf ein Jahr befristeten Gründungen für Berufsorientierung zu sorgen sowie die Ausbildungsfähigkeit und Berufschancen von Jugendlichen zu fördern.
„In der Coronazeit war der Zugang zu Unternehmen für die Schüler schwierig, da aber mit der Schülerfirma von der Gründung, über den Einkauf, das Marketing und den Vertrieb bis hin zur Abwicklung der gesamte Lebenszyklus eines Unternehmens durchlaufen wird, haben die Schüler dennoch einen Einblick in die Grundprinzipien unternehmerischen Handelns gewonnen und sich soziale sowie fachliche Kompetenzen angeeignet, die sie für das weitere Arbeitsleben ganz sicher benötigen“, sagt Dr. Kerstin Lehmann.
Seit mehr als zehn Jahren gibt es am Gymnasium ein Grundkonzept, das die Berufs- und Studienorientierung für die Klassen- und Jahrgangsstufen 9 bis 12 regelt. „Damit haben wir ein gewisses Niveau erreicht, auf das wir stolz sind. Unsere Arbeit wird auch vom Kultusministerium des Freistaates Sachsen anerkannt, von dem wir drei Mal hintereinander mit einem entsprechenden Qualitätssiegel ausgezeichnet worden sind.“
Die Erfolge dürften auch dazu beigetragen haben, dass sich im Laufe der Zeit auch die Einstellung der Eltern zur Berufs- und Studienorientierung gewandelt hat. Immer mehr Eltern sei bewusst, dass die Angebote nur dann Erfolg haben, wenn Schule und Elternhaus an einem Strang ziehen.
„Denn welches Studium ein junger Mensch beginnt oder welchen Beruf er ergreift, wird vor allem zu Hause in den Familien besprochen.“

Situation im Erzgebirge

Das Verarbeitende Gewerbe ist im Erzgebirge stark ausgeprägt. Mit 32 % der Beschäftigten liegt der Branchenanteil deutlich über den Vergleichszahlen von Sachsen (20 %) und von Deutschland (21 %).

Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes spielt historisch bedingt die Metall-Branche die größte Rolle, in der fast jedes 3. Unternehmen tätig ist. Insgesamt arbeiten 53 % aller Unternehmen bzw. 62 % der Beschäftigten in den Schlüsselbranchen Metall, Maschinenbau und Elektrotechnik.

Die Anzahl der im Verarbeitenden Gewerbe tätigen Personen ist bei leicht rückläufigen Unternehmensbestand weiterhin wachsend.

Demografie / Arbeitsmarkt
Mit ca. 330.000 Einwohnern ist der Erzgebirgskreis noch immer der bevölkerungsreichste Landkreis Sachsens und gilt mit einer Bevölkerungsdichte von 190 EW/km² zu großen Teilen als Verdichtungsraum mit nahtlosem Übergang zu den Oberzentren Chemnitz und Zwickau.

Der Erzgebirgskreis hatte im Jahr 2016 fast 25 % weniger Einwohner als noch 1990, bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung voraussichtlich um weitere 10-15 % sinken.
Bereits seit 2012 ist die Kohorte der Berufseinsteiger (15-25 Jahre) kleiner als die der Berufsaussteiger (60-65 Jahre). Die Bevölkerung im Erwerbsalter (20-65 Jahre) wird absehbar weiter dramatisch schrumpfen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sank innerhalb der letzten zehn Jahre von 20 % auf ca. 4 %.

Fachkräfteallianz Erzgebirge
Die regionale Fachkräfteallianz Erzgebirge engagiert sich für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes sowie für gute und sichere Arbeit, um ausreichend qualifizierte Fachkräfte für den Erzgebirgskreis zu gewinnen und in der Region zu halten.
Akteure des regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes schlossen sich bereits 2014 zu dem Netzwerk „Fachkräfte für das Erzgebirge"  zusammen. Termine und Aktivitäten werden seitdem gemeinsam abgestimmt, Projektideen an einem Tisch entwickelt und erprobt.
Diagramm zur Entwicklung der Studien und Ausbildungsanfänger
Quelle:
Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Landesamt Sachsen, Bundesinsitut für Berufsbildung

Um das Netzwerk weiter zu stärken und um über die Fachkräfterichtlinie des SMWA Projektideen weiter zu entwickeln, erweiterte sich das Netzwerk im Frühjahr 2016 mit neuen Partnern zur „Fachkräfteallianz Erzgebirge". Die Partner sind: Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH (geschäftsführendes Mitglied), Bundesagentur für Arbeit Annaberg-Buchholz, Jobcenter des Erzgebirgskreises, Industrie- und Handelskammer Regionalkammer Erzgebirge, Kreishandwerkerschaft Erzgebirge, Verband der erzgebirgischen Kunsthandwerker und Spielzeugmacher e.V., Industrie- und Gewerbevereinigung Westerzgebirge e.V., Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz, Landesamt für Schule und Bildung, Stadt Stollberg, DGB Kreisverband Erzgebirge.