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Höchstnoten für Freiberg, Chemnitz und Crimmitschau
Was braucht es, um Besucher in die Innenstädte zu locken? Restaurants, Cafés und Bars gewinnen an Bedeutung. Ein Handelsbereich bereitet allen Städten Sorgen.
Freiberg glänzt. Mit einer Durchschnittsnote von 1,9 für die Gesamtattraktivität steigert die Silberstadt ihr Ergebnis aus der letzten Passantenbefragung „Vitale Innenstädte“ von 2022 (2,2) deutlich. Damit gehört Freiberg zu den Spitzenreitern der attraktivsten Städte bis 50.000 Einwohner. 34 Prozent der Befragten gaben sogar die Bestnote „sehr gut“.
Mit der bundesweiten Untersuchung alle zwei Jahre nimmt das IFH Köln die lokale Standortattraktivität und das lokale Kaufverhalten im Rahmen einer groß angelegten Passantenbefragung in den Blick. Ermittelt werden unter anderem Daten zur Besucherstruktur, Einkaufsverhalten, Erreichbarkeit und zukünftige Perspektiven. Dafür wurden im Zeitraum September bis November 2024 in 107 Städten 68.451 Interviews geführt.
Die Besucher sind im Durchschnitt 50,1 (47,1) Jahre und kommen vor allem wegen Einkaufen (67 %) und Gastronomie (44 %) in das Zentrum. Beides hat im Vergleich zur Vorgängerstudie an Bedeutung gewonnen.
„Gleichzeitig schätzen die Besucher zunehmend die Vorzüge einer multifunktionalen Innenstadt mit Kulturangeboten, Sehenswürdigkeiten und allgemeinem Verweilen“,
sagte Cindy Krause, Geschäftsführerin der Regionalkammer Mittelsachsen. Dabei konnte Freiberg noch mehr Besucher über die Stadtgrenzen hinaus gewinnen. Ihr Anteil stieg von 29 % auf 42 %. Der Anteil der Menschen, die mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in das Zentrum gelangen, ist von 5 % auf 21 % gestiegen. Gleichzeitig bilanziert die Studie ein verändertes Einkaufsverhalten. Viele Besucher entscheiden erst vor Ort, welche Geschäfte sie besuchen und wie viel Geld sie ausgeben möchten.
Die Mehrheit der Befragten sieht keinen Handlungsbedarf für zusätzliche verkaufsoffene Sonntage und weitere Veranstaltungen. Gleichzeit wird ein verstärktes Vorgehen gegen Leerstand sowie ein verbesserter Zugang zu öffentlichen Toiletten gewünscht.
„Mit der Beteiligung am Freiberger Gründerwettbewerb und der Vernetzung der mittelsächsischen Akteure im Arbeitskreis Innenstadt unterstützt die IHK Chemnitz die Initiativen zur Belebung der Innenstädte“,
meinte Krause.
Einen großen Sprung nach vorn auf einen Spitzenplatz im Ranking der Städte über 200.000 Einwohner hat Chemnitz gemacht. Mehr als 800 Befragte bewerteten die Attraktivität des Zentrums mit Schulnote 1,4, während der Durchschnittswert für vergleichbar große Städte bei 2,5 liegt.
Der durchschnittliche Innenstadtbesucher von Chemnitz ist weiblich, 50 Jahre alt und kommt mit dem ÖPNV in die Stadt. 72 % der Befragten wohnen in der Stadt, 28 % waren von außerhalb. Ihre wichtigsten Ziele Einkaufen (80 %) und Gastronomie (66 %). Beide Kategorien haben im Vergleich zur Befragung 2022 deutlich an Bedeutung gewonnen. 36 % der Besucher kommen mit dem ÖPNV in die Innenstadt, 30 % mit dem Pkw.
Die Befragten gaben u. a. dem Einzelhandelsangebot (Schulnote 1,3), dem Gastronomieangebot (1,2), dem Dienstleistungsangebot (1,2) und den Veranstaltungen in der City (1,2) Top-Noten. Bei Parkmöglichkeiten (2,1), Sauberkeit (2,3) und Sicherheit (2,4) gab es zwar leichte Verbesserungen gegenüber 2022, aber es bleibt noch Verbesserungspotenzial. Für noch mehr Attraktivität wünschen sich die Passanten den Ausbau von Pkw-Parkmöglichkeiten (43 %), ein verbessertes Toilettenangebot (63 %), Maßnahmen gegen leerstehende Ladenflächen (55 %) und die weitere Aufwertung der Fußgängerzonen und Plätze (38 %).
„Die Bemühungen von Stadt und auch IHK-Mitgliedsbetrieben, Leben in die City zu bringen, zahlen sich aus. Die IHK-Regionalversammlung Chemnitz und der Ausschuss für Handel und Stadtentwicklung der IHK-Regionalkammer Chemnitz befassen sich bei ihrer Sitzung im April mit den Verbesserungspotenzialen“,
sagt Bert Rothe, Referatsleiter Regional- und Stadtentwicklung der Regionalkammer Chemnitz.
Gleich bei der ersten Teilnahme an der Studie schneidet Crimmitschau teils besser ab als vergleichbare Städte. Mit einem Durchschnittsalter von 43,1 Jahren bevölkert ein jüngeres Publikum als in vergleichbaren Städten (48,1) das Zentrum.
Die Passanten bewerteten die Innenstadt mit Schulnote 2,4 (vergleichbare Städte: 2,6). Wichtige Gründe für einen Besuch sind Handel, Gastronomie und Dienstleistungsangebote. Besonderes Lob erhielten das vielfältige Kulturangebot (2,2), die Architektur/Gebäude und Fassaden (2,2), die Parkmöglichkeiten (2,2), das Einzelhandelsangebot (2,4) und die Sport-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten (2,5). Für eine höhere Attraktivität wünschen sich die Befragten eine Verbesserung des ÖPNV (78,4 %), Aufwertung der Fußgängerzone (70,2 %), Ausbau der E-Ladesäulen (68,3 %), weiterer Ausbau von Pkw-Parkmöglichkeiten (41,3 %), Umgestaltung zu einer grüneren Innenstadt (31 %) und Ausbau des Radverkehrs (26,4 %).
„Der Wandel im Handel ist in vollem Gange. Umso wichtiger ist es, die richtigen Stellschrauben für eine zukunftsorientierte, vielseitige Innenstadtentwicklung zu finden“,
sagt Torsten Spranger, Geschäftsführer der Regionalkammer Zwickau.
Ein Handelsbereich bereitet dem Handel generell Sorgen: Der Anteil der Online-Shopper steigt weiter. Gut 83 Prozent der Bevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren gaben in diesem Jahr an, schon einmal etwas im Internet gekauft oder bestellt zu haben, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies entspricht rund 52 Millionen Menschen. Der Anteil ist damit seit 2021 leicht gestiegen: Damals lag er noch bei 80 Prozent.
„Innenstädte können im Gegensatz zum Onlinehandel nachhaltige Erlebnisse und Emotionen bieten. Hieran müssen wir kontinuierlich arbeiten“,
meint Rothe.
Kontakt
Ramona Nagel
Referatsleiterin Kommunikation