Sagenhaft saftige Steaks dank 1300 Grad

Traut man sich, bei Google die zugegeben ziemlich knappe Sentenz „Steak braten“ einzugeben, bekommt man binnen eines Mausklicks schlappe 14 600 000 Ergebnisse. Weil die beileibe auf keine Kuhhaut gehen und es zudem für ein schon etwas in die Jahre gekommenes Menschendasein wie meines vermessen wäre, all die Tipps und Kniffe durchgrillen zu wollen, begnügt man sich klugerweise mit dieser Einsicht: Es ist eine Wissenschaft für sich. Und die überlässt man am besten den Profis. Im Braunschweiger OX U.S. Steakhouse verstehen sie sich auf die Kunst des perfekt gegrillten Fleisches. Schauen wir doch mal in der „heißesten Küche Braunschweigs“, ob sich die 14 600 000 Google-Einträge einreduzieren lassen.
Die flotte Selbstbeschreibung „heißeste Küche Braunschweigs“ auf der Homepage des Restaurants hat natürlich auch einen ganz kühlen, faktenbasierten Hintergrund: Das Fleisch wird auf einem Montague-Grill zubereitet. Diese Geräte sind in den besten Steakhäusern Amerikas und auf der ganzen Welt im Einsatz. Und in Braunschweig. Das Gerät erreicht Temperaturen bis zu 1300 Grad Celsius.

Die Hitze trifft von oben auf das Fleisch

Ah! Denke ich, als ich mir den Grill betrachte, der zum Glück gerade seine verdiente Nachmittagsruhe hält, was meine Schweißporen kameradschaftlich zugeknöpft zur Kenntnis nehmen. Ah, also diese hohe Temperatur des Grills sorgt wahrscheinlich für einen äußerst schnellen Verschluss der Fleischporen. Beim Steak. Was man sich eben, ich gebe es zu, gelegentlich an Fachwissen in einschlägigen Magazinen zusammendäumelt, um die Wartezeiten auf verspäteten Schienenersatzverkehr bei angezeigten Zugausfällen in gut sortierten Schreibwarenläden auf Bahnhöfen sinnvoll zu verbringen. Zurück zum weltbesten ­Montague: Die Hitze trifft von oben auf das Fleisch, und durch das kurze, aber sehr heiße Grillen, werde ich bei der Recherche am Schreibtisch noch dazulernen, entsteht eine karamellisierte Kruste, die das Fleisch innen umso saftiger bleiben lässt. Das heiße Gerät bringt zudem nicht nur ordentlich porenverschließende Hitze auf das Fleisch, sondern jede Menge Tempo in die Küche.
Wir bringen immer wieder mal was Neues rein.
In diesem Artikel werden Sie keine Namen lesen. Was einerseits schade ist, denn alle Personen, die mir das Restaurant und die Philosophie des OX‘ nähergebracht haben, waren ausnehmend freundlich, zuvorkommend und daher eigentlich unbedingt erwähnenswert.

Die einzigartige Marmorierung macht den Geschmack

Der sympathische Koch, der so schwärmen konnte über das äußerst zarte Fleisch des Wagyu-Rinds, dessen Geschmack auf der einzigartigen Marmorierung beruht. „Intramuskuläres Fett“ steht da noch in meinem Block. Und dass das OX dieses Fleisch aus Australien, Neuseeland und den USA bezieht.
Der Restaurantleiter, der ebenso gern wie über das Fleisch über die exzellente Weinauswahl sprach. 160 Positionen finden sich auf der Weinkarte, „wir bringen immer wieder mal was Neues rein, vielleicht mal einen Portugieser, damit es nicht langweilig wird“. Gemüse und Co. bezieht das OX aus der Region, vom Fass gibt‘s Braunschweiger Gala-Bier. Und einen feinen Birnenbrand liefert das Familienunternehmen Krull aus Gifhorn. Und natürlich die Eventbeauftragte im Hause OX, die alles an Zahlen und Fakten parat hatte, was das OX neben Dry Aged Porterhouse zu 11 Euro/100 Gramm und Flank 29,90 Euro/250 Gramm zu bieten hat.

„Das Restaurant ist der Star“

So, jetzt kommt das Andererseits: „Das Restaurant ist der Star“, sagt die Eventbeauftragte. So gesehen sind Namen in der Tat nicht mehr als Schall und Rauch. Und es ist ja auch nicht übertrieben: Das Haus zur Hanse, in dem das OX seine Gäste bewirtet, hat schon Starqualitäten. In dem schmucken Renaissance-­Fachwerkhaus von 1567 verbinden sich traditionelle Elemente wie die Bogenfenster, das robuste Edel­parkett und der Stuck an hohen Zimmerdecken mit modernem Interieur zu einem stilvollen Ambiente. Im Michaelissaal gehen warme Holztöne und Lavendel eine harmonische Farbkoalition ein. Das Lichtkonzept lässt keine Wünsche offen: es taugt für eine Tagung ebenso wie für ein Candlelight-Dinner. Mit dem richtigen Händchen am Dimmer glückt das alles perfekt. Die stylischen Pflanzelemente, die den Saal optisch kleingliedriger und deswegen intimer erscheinen lassen, können bei Tagungen oder Feiern flugs beiseite gerollt werden, so dass Tafeln oder eine U-­Formation gestellt werden können.
In dem schmucken Renaissance-Fachwerkhaus von 1567 verbinden sich traditionelle Elemente.
Allmählich ist es aber doch an der Zeit, diese Frage zu wagen: Und was mache ich mit meiner Nichte, die Veganerin ist, und meinem Sohn, der seit zwei Jahren den Freuden des Rib-Eye abgeschworen hat? Müssen die leider zu Hause bleiben? Mitnichten! Und wie zum Beweis lässt man ein wenig auftischen von dem, was die Küche zu bieten hat abseits der besten Stücke vom Rind ausgewählter Züchter. Geräucherten Lachs mit Guacamole-Würfeln, Gurke, Schmand und Brotchip zum Beispiel. Oder ein Carpaccio aus roter und gelber Beete mit Apfelsorbet. Ganz neu auf der Karte ist Pak Choi mit Honig und Sojasauce. Gegrilltes Lachsfilet ist im Hauptgang eine Alternative zum Steak. Ob man es als konsequenter Fleischverzichter allerdings zu einem Messer mit Namensgravur im Stammgästeschrank bringen könnte – das wäre noch zu klären. In diesem Schrank reihen sich perfekt geschärfte Steakmesser aneinander, auf dass der Gast mit seinem persönlichen Messerchen sein Steak zersäbeln kann. Wir durften mal linsen, aber Namen werden nicht verraten. Ehrensache!

U.S. BBQ nach allen Regeln der Stars and Stripes

Das OX ist täglich geöffnet. Neben den Sälen finden im Restaurant bis zu 100 Personen Platz. Neben der Abendkarte, dem wöchentlich wechselnden Business-Lunch und den Wochenend-Brunchs gibt es zahlreiche saisonale kulinarische Events. Getreu dem U.S. Label im Restaurantnamen gibt es ein Truthahn-Thanks­giving-Special. Und im Sommer wird auf der schönen Terrasse ein U.S. BBQ nach allen Regeln der Stars and Stripes zelebriert. Im angrenzenden Hotel finden nicht nur Gäste von Familienfeiern zur Ruhe, sondern auch Tagungsgäste. Sowohl der Michaelis- (bis zu 35 Personen) als auch der „grüne und wilde“ Spiegelsaal (bis zu 45 Personen), die über moderne Veranstaltungstechnik verfügen, werden gern von Firmen für Seminare, Konferenzen, Workshops, Kickoff-Meetings etc. gebucht.
Und dann gibt es da noch das Schwesterhotel Jagdschloss Windenhütte im Oberharz bei Thale. Abgeschieden, fernab von Jubel, Trubel, Hektik, inmitten der Natur. Und so würden, erzählt die Eventbeauftragte, viele Unternehmen gern Kombi-Pakete schnüren: Kick-Off in Braunschweig, erstes Warmlaufen mit Beamer und Co. im Michaelissaal. Und am nächsten Tag geht‘s dann zum Durchlüften und Brainstormen in den Harz. Dort hat‘s ein Restaurant im Stil einer Schweizer Skihütte und … aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden wird.
suja
2/2024