Gesucht und gefunden

Das eigene Unternehmen zu verkaufen und in andere Hände zu geben, ist keine leichte Entscheidung. Wie denkt das Team darüber? Was sagen die Kunden? Und am wichtigsten: Wie lässt sich die Geschäftsübernahme mit den eigenen Vorstellungen unter einen Hut bringen? Für Magnus Asplund und Michael Klockenhoff war das Fusionsangebot der Wentronic Solutions GmbH von Beginn an attraktiv. Die beiden Gründer der af inventions GmbH sind von ihrer Entscheidung überzeugt: „Bei anderen Bietern hätten wir die Option nicht einmal in Betracht gezogen. Mit der Solutions können wir unsere Stärken nun voll ausleben.“
Zu Jahresbeginn ist aus zwei eins geworden: Wentronic Solutions und af inventions haben sich, ihre Mitarbeiterteams und die Kompetenzen vereint. Wentronic Solutions ist das junge Schwesterunternehmen der Wentronic GmbH. Anders als der etablierte B2B-Elektronikgroßhändler für Consumer-Electronics-Zubehör konzentriert sich Wentronic Solutions auf OEM-Lösungen. Dabei ist das Unternehmen in den Branchen Automotive, Industry, Caravaning und E-Mobility unterwegs.

Langer Atem bis zum Erfolg

Um im Wettbewerb erfolgreich zu sein, bedarf es zum einen eines langen Atems – von der Ausschreibung des Auftrags bis zur Auslieferung des Produkts. „In der Regel dauert eine solche Projektzusammenarbeit zwei Jahre“, sagt Wentronic-Geschäftsführer Marcus Wendt, der dafür seit jeher erfahrene Projektmanager an Bord hat. Zum anderen sind jede Menge Fachkenntnisse in der Entwicklung vonnöten – von der Produktvision bis hin zur Serienfertigung.
Der neue Standort passt perfekt.

Marcus Wendt

Um in der Zusammenarbeit mit Automobilherstellern dieses Geschick aufbieten zu können, arbeitete Wentronic Solutions lange Zeit eng mit Partnerunternehmen zusammen – darunter mit den Hard- und Software-Entwicklern von af inventions. „Der Wunsch, unseren Kunden Lösungen aus einer Hand anzubieten, hat zu der Entscheidung beigetragen, eine eigene Mannschaft aus Entwicklern zusammenzustellen“, erzählt Wendt. Gesagt, getan. Die neu gewonnene Entwicklungsexpertise erweitert die Leistungspalette und die Möglichkeiten von Wentronic Solutions.

Wieso das eigene Unternehmen verkaufen?

Mit Erfolgen in der Entwicklung von Field Programmable Gate Arrays (FPGA) und Datenverarbeitungssystemen im Multi-Gigabit-Bereich konnte af inventions in der Vergangenheit große Kunden für sich gewinnen. Was hat die beiden Gründer also bewogen, ihr Unternehmen zu verkaufen, in das viel Herzblut geflossen ist?
Im April vergangenen Jahres seien die ersten Verkaufsgespräche geführt worden, erzählt Klockenhoff und betont: „Uns wurde die Entscheidung wirklich einfach gemacht, da wir bereits gute Erfahrungen bei gemeinsamen Projekten mit der Solutions gemacht hatten.“ Das Entwicklerteam wird weiterhin autonom arbeiten, interne Strukturen müssen nicht angepasst werden. „Wir vertrauen auf die langjährige Erfahrung der af inventions und die bereits von Erfolg gekrönten Arbeitsprozesse“, ergänzt Wendt.
In anderer Hinsicht verändert sich viel – zum Besseren. In der Vergangenheit waren Kundenakquise und Personalsuche für af inventions eine zusätzliche Herausforderung, die das Unternehmen kaum bewältigen konnte. Nun in der Wentronic-Familie können sie „auf umfangreiche Ressourcen und Expertise in Vertrieb und Marketing bauen“, heben die beiden ehemaligen Gründer Klockenhoff und Asplund hervor.

Jeder bringt seine Stärken ein

Als Leiter der neu geschaffenen Entwicklungsabteilung von Wentronic Solutions können die Ingenieure ihre Kraft in Gänze darauf ausrichten, was sie auszeichnet: Elektronikkomponenten und -bauteile nach Anforderungen des Kunden entwickeln. Bereits nach wenigen Wochen in neuer Umgebung spüren sie den Rückenwind. Asplund sagt dazu: „Wir haben viel mehr Zeit für unsere Projekte. Es ist eine Win-win-Situation entstanden, die allen Beteiligten Vorteile bietet.“
Wendt auf der anderen Seite freut sich über die neuen Kollegen, ihre Begeisterung für den Aufgabenbereich und ihren Erfindergeist. Der Kurs von Wentronic Solutions ist klar: Das Team soll weiterhin wachsen und der Kundenkreis an Umfang gewinnen. „Mit der neuen Schlagkraft können wir jetzt Kunden aus verschiedensten Branchen erreichen, auch über den Mobilitätssektor hinaus“, ist Wendt überzeugt.

Vorteil durch Uninähe

Entwickelt wird nicht am Wentronic-Stammsitz im Braunschweiger Gewerbegebiet am Hafen, sondern im neuen Zuhause in der Hans-Sommer-Straße. Hier, direkt neben dem Haus der Elektrotechnik der Technischen Universität Braunschweig, ist die achtköpfige Entwicklungsmannschaft eingezogen. „Der neue Standort passt perfekt“, betont der Wentronic-Geschäftsführer und stellt in Aussicht, „sich die Nähe zur TU zunutze zu machen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen.“
Wenn Asplund zurückblickt und nach vorne schaut, ist er sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Eine erfolgreiche Ära ist zu Ende gegangen. Aber jetzt beginnt eine neue, die der vorherigen sicher in nichts nachstehen wird.“ Und Wendt ergänzt: „Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten und bringen jetzt gemeinsam unsere Stärken zur Geltung. Es fühlt sich an, als hätten wir uns gesucht und gefunden.“
boy