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Auf die Probe gestellt
Was früher als Wunderfaser galt und beliebter Baustoff war, ist heute Gefahr für die Gesundheit: Asbest. Im Kampf gegen diesen Schadstoff im Besonderen und alle anderen im Allgemeinen erfüllt die BIOLAB Umweltanalysen GmbH aus Braunschweig eine wichtige Aufgabe. „In der Probenahme und der Analyse von Schadstoffen haben wir in der Region die größte Kompetenz”, sagt Martin Mueller von der Haegen, Geschäftsführer und Gründer von BIOLAB.
Martin Mueller von der Haegen (rechts) hat BIOLAB auf Erfolgskurs gebracht. Zum Jahreswechsel wird der Geschäftsführer aus dem Unternehmen ausscheiden. Sein Nachfolger ist Max Rückriem, der an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist.
© Jörg Scheibe
Martin Mueller von der Haegen und sein 50 Mitarbeiter starkes Team kommen dann zum Einsatz, wenn Materialien mit Verdacht auf gesundheitsgefährdende Stoffe analysiert, bestimmt und bewertet werden sollen. „Wir untersuchen Boden, Wasser, Luft und Bauschutt auf Schadstoffe. Ein gutes Drittel unserer Arbeit nimmt die Analyse von Asbest ein”, sagt der 62-Jährige.
Die Aufträge kommen zuallererst von der öffentlichen Hand und aus der Wirtschaft, darunter Bau-, Sanierungsunternehmen und Ingenieurbüros. Hier und da kommt es vor, dass Privatleute das am Bienroder Weg im Stadtteil Kralenriede beheimatete Prüflabor beauftragen. Sie möchten in Erfahrung bringen, ob ihr Grund und Boden schadstoffbelastet ist; oder ob beispielsweise in Dachplatten, Dämmung und Rohrverkleidung ihres Zuhauses Asbest verbaut wurde.
35 000 Proben pro Jahr
Jährlich begutachtet das BIOLAB-Team aus Geowissenschaftlern, Biologen, Chemisch-technischen Assistenten & Co rund 35 000 Proben. Zwar ist die Verwendung von Asbest seit vielen Jahren verboten. Doch in Baumaterialien wie Faserzementplatten, Straßenasphalt und Spachtelmassen kommt der Werkstoff aus faserförmigen Silikatmineralien immer wieder zum Vorschein.
Im Jahr untersucht BIOLAB rund 35 000 Proben. Die Analyse von Asbest nimmt einen großen Teil der Arbeit ein.
© Jörg Scheibe
Vor allem Bauarbeiter und Handwerker sind gefährdet, wenn sie unwissentlich mit asbesthaltigen Materialen hantieren. „Deswegen gilt die Anweisung, dass vor der Sanierung von öffentlichen Bauten Proben genommen und untersucht werden”, so Martin Mueller von der Haegen.
Um den Schadstoff nachzuweisen, nehmen die Rasterelektronenmikroskope von BIOLAB die Bauschuttprobe ins Visier. Für das bloße Auge sind die winzigen Fasern nicht zu erkennen. Doch der Elektronenstrahl des Mikroskops spürt die Mini-Partikel auf, indem er Mikrometer für Mikrometer das Probenmaterial abtastet und seine chemische Zusammensetzung enthüllt.
Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der Analyse und die um ein Vielfaches vergrößerten Aufnahmen der Probe von Geologen und Mineralogen in Augenschein genommen. Bestätigt BIOLAB die Mutmaßung, dass Gefahr für die Gesundheit besteht, kann es heißen: Baustopp wegen Asbest.
Das Team von BIOLAB besteht aus 50 Mitarbeitern, darunter Geologen, Mineralogen und Biologen.
© Jörg Scheibe
Als im Jahr 1991 Martin Mueller von der Haegen gemeinsam mit Gesellschaftern BIOLAB gründete, hatte er dafür zwei wesentliche Antriebe. Zum einen wollte er ein Umfeld schaffen, das vom Miteinander geprägt ist und die Mitarbeiter mit Freude erfüllt; zum zweiten wollte er ein Labor etablieren, das unabhängig von Staat und Industrie objektiv und transparent prüft. „Von dieser Sorte gab es seinerzeit kaum privatrechtliche Unternehmen.”
Martin Mueller von der Haegen ist es immer wichtig gewesen, neben dem Laboralltag seinen beruflichen Horizont zu erweitern. Als Experte seines Fachs ist er ein gefragter Mann – und das über die Grenzen hinaus. In Marokko half er im Auftrag der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt beim Aufbau des nationalen Umweltinstituts; in Ägypten unterstützte er die BMA Braunschweigische Maschinenbauanstalt bei der Inbetriebnahme von Zuckerfabriken; und in Jordanien gab er sein Wissen über die Analyse von Pestiziden und Schwermetallen zur Qualitätssicherung von Lebensmitteln weiter.
Beständiges Wachstum
In der Fachwelt genießt BIOLAB einen guten Ruf, in der Öffentlichkeit ist das Unternehmen weniger bekannt. „In der Region sind wir ein Hidden Champion”, meint Martin Mueller von der Haegen. Das Unternehmen hält seinen Erfolgskurs beständig, die guten Zahlen sprechen für sich. „Seit mehreren Jahren wachsen wir um fünf bis zehn Prozent.” Im aktuellen Jahr wird sich der Umsatz auf rund fünf Millionen Euro belaufen.
Seit mehreren Jahren wachsen wir um fünf bis zehn Prozent.Martin Mueller von der Haegen
Erfolgsfaktor ist der Umzug des Unternehmens dorthin, wo einst der Motorenentwickler Otto Lutz mit dem Bau von Mopeds ein Stück Braunschweiger Wirtschaftsgeschichte schrieb. Nicht nur, dass das traditionsreiche Gelände viele Möglichkeiten bietet, um sich zu vergrößern. „Es hat auch einen außergewöhnlichen Charme.” Darüber hinaus erweist sich der Verkauf von BIOLAB an die UCL Umwelt Control Labor GmbH vor gut zwei Jahren als Stabilitätsanker.
Nicht nur Kunden stellen BIOLAB täglich auf die Probe, auch die Nachfolgeregelung ist eine besondere Aufgabe. Der Übergang ist bereits geregelt: Max Rückriem wird die Chefrolle übernehmen. Der 42-Jährige hatte viele Jahre für BIOLAB gearbeitet, wechselte dann zur Deutschen Akkreditierungsstelle und ist jetzt an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. „Ich habe den Stallgeruch – das wird mir den Einstieg erleichtern”, sagt der studierte Biologe. Zu seinen ersten Zielen zählt: „Die besondere BIOLAB-Kultur zu bewahren.”
Am 13. Januar ist eine kleine Feier geplant, um den Staffelstab an die neue Geschäftsführung zu übergeben. Martin Mueller von der Haegen wird auch danach nicht langweilig werden. Außerdem kann ein wenig Muße nicht schaden. „Ich werde einfach mal ausschlafen”, sagt er, „mal sehen, ob ich das noch kann.”
Am 13. Januar ist eine kleine Feier geplant, um den Staffelstab an die neue Geschäftsführung zu übergeben. Martin Mueller von der Haegen wird auch danach nicht langweilig werden. Außerdem kann ein wenig Muße nicht schaden. „Ich werde einfach mal ausschlafen”, sagt er, „mal sehen, ob ich das noch kann.”
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