ASEAN - Jetzt oder nie

Potenziale, Herausforderungen und Markenpositionierung

Die Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) wurde 1967 von Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur und Thailand gegründet, um das Wirtschaftswachstum und die gesellschaftliche Entwicklung in der Region zu beschleunigen. Brunei trat 1984 bei, Vietnam 1995, Laos und Myanmar jeweils 1997 und Kambodscha 1999. Die Region gilt heute als eine der dynamischsten und wachstumsstärksten der Welt, mit einer Wachstumsrate von durchschnittlich 4,2 Prozent (Stand: 2023). Mit über 670 Millionen Konsumenten ist die ASEAN-Region größer als die EU oder Nordamerika und birgt enormes Zukunftspotenzial. Trotzdem exportiert Deutschland nur 2 Prozent seines Exportvolumens in die ASEAN-Region.
Eva Tholl, Repräsentantin ASEAN AHK   
Geopolitische Ereignisse wie der anhaltende Handelskrieg zwischen den USA und China, der Ausbruch der COVID-19-Pandemie, gefolgt von dem Angriffskrieg auf die Ukraine sowie der Nahost-Konflikt, stellen jedoch Unternehmen – besonders den Mittelstand – vor vielfältige Herausforderungen und zwingen zum Umdenken, Anpassen und einer Neubewertung der Märkte. Die ASEAN-Region liegt daher bei Diversifizierungsbestrebungen oder De-Risking im Trend und ist der ideale „China+1“-Standort.
Schätzungsweise 5000 deutsche Unternehmen sind bereits in ASEAN aktiv, denn die Region lockt mit attraktiven Standortbedingungen, einer multiethnischen, jungen Bevölkerung, Freihandelsabkommen (FTAs) unter anderem mit China, Indien, Korea, Japan sowie Australien und Neuseeland sowie einer breit aufgestellten Industrielandschaft mit länderspezifischen Stärken.
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Malaysia
Malaysia ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in den ASEAN und mit über 700 deutschen Unternehmen vor Ort ein etablierter Wirtschaftsstandort, der mit diversifizierten Industrieclustern, einem Doppelbesteuerungs- und Investitionsschutzabkommen, einer englischsprachigen Bevölkerung und liberalen Landkaufrechten aufwartet. Die Fertigungsindustrie trägt dank einer starken Halbleiter-, Automobil- und Medizintechnikindustrie fast 30 Prozent zum BIP bei. Das Land bleibt bei bewaffneten geopolitischen Konflikten meist neutral und gilt daher als sicherer Investitionsstandort. Vor Ort ansässig sind seit vielen Jahren deutsche Industriegrößen wie Infineon, BASF, B.Braun, Bosch, Osram, Siemens, Volkswagen und Schott.

Indonesien
Indonesien ist ASEANs wirtschaftliches Schwergewicht. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung und des ASEAN-weiten Bruttoinlandsprodukts entfallen auf den Inselstaat. Knapp 50 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 30 Jahre alt. Mit Ausnahme der Corona-Jahre 2020 und 2021 wuchs die indonesische Wirtschaft in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr. Die Träger des Wachstums sind insbesondere Rohstoffexporte. Derzeit profitiert die rohstofflastige indonesische Wirtschaft daher von gestiegenen Weltmarktpreisen für Kohle, Palmöl und Mineralien. Von Indonesiens Bestrebungen, die lokale Wertschöpfung zu steigern, können insbesondere Anbieter von Produktionsanlagen, Komponenten und Automatisierungstechnologie profitieren.

Myanmar / Kambodscha und Laos
Kambodscha, Laos und Myanmar (KLM) streben trotz ihrer Klassifizierung als am wenigsten entwickelte Länder vielversprechende Fortschritte an. Die Kooperation zwischen ihnen zielt auf regionale wirtschaftliche Integration ab, um Stabilität und Wohlstand zu sichern. Bereiche wie Handel, Investitionen, digitale Wirtschaft, HR, Landwirtschaft, Industrie, Energie, Transport, IT und Tourismus stehen im Fokus. KLM sind begehrte Ziele in der "China +1"-Strategie aufgrund niedriger Kosten und der strategischen Lage. Kambodscha verzeichnet ein stabiles Wachstum in den Bereichen Bekleidung, Tourismus und Bauwesen. Die Strategie der neuen Regierung betont institutionelle Reformen, Ressourcenentwicklung, wirtschaftliche Diversifizierung, Nachhaltigkeit und digitale Transformation. Laos konzentriert sich dagegen auf Wasserkraft, Bergbau und Landwirtschaft, während Myanmar nach dem Militärputsch 2021 wirtschaftliche Turbulenzen erlebt, begleitet von Sanktionen, politischer Instabilität und einer kurzfristigen Wachstumsprognose von lediglich 1 Prozent bis 2024.

Philippinen
Mit 116 Millionen Einwohnern sind die Philippinen das zweitbevölkerungsreichste Land in ASEAN und eines der sich am schnellsten urbanisierenden Länder der Region. Die Bevölkerung ist im Durchschnitt 25 Jahre alt, verfügt über sehr gute Englischkenntnisse und ist digitalisiert. Insbesondere der IT- und Business-Process-Outsourcing-Bereich stützen den aufstrebenden Verbrauchermarkt und tragen zu einer wachsenden Mittelschicht bei. Die philippinische Regierung investiert in den Ausbau der Infrastruktur und benötigt dafür unter anderem Technologie, Knowhow und Investitionen des Privatsektors. Weiterhin fördert die Regierung mit ihrer Reformagenda die Marktöffnung, beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien. Deutsche Unternehmen haben somit vielversprechende Marktchancen in Sektoren wie dem Einzelhandel, Gesundheitswesen, Bausektor und der Infrastruktur sowie in Bereichen der Energie- und Umwelttechnologien.

Singapur
Inmitten Südostasiens bietet Singapur eine exzellente Konnektivität durch den geschäftigsten Container-Hafen weltweit und den wiederholt als #1 ausgezeichneten Flughafen. Es gibt Zugang zu zahlreichen FTAs und Singapur schloss als erstes ASEAN-Land ein Abkommen mit der EU. Der wohlhabende Stadtstaat bietet ein verlässliches Rechtssystem, stabile Politik, keine Korruption, hohe Internationalität, gut qualifizierte Fachkräfte und Englisch als Geschäftssprache. Daher ist es nicht verwunderlich, dass über 2.200 deutsche Unternehmen vor Ort registriert sind. Als Finanz- und F&E-Zentrum bekannt, wird Singapurs Industrie oft unterschätzt, doch diese macht über 20 Prozent des BIPs aus und besteht aus hochwertiger Produktion (zum Beispiel Halbleiter und Biotech).

Thailand
Thailand ist ASEANs zweitgrößte Volkswirtschaft und der Produktionshub der Region. Die thailändische Regierung fördert Direktinvestitionen in High-Tech und umweltfreundliche Industrien mit ihrer Wirtschaftsstrategie „Thailand 4.0“. Der Eastern Economic Corridor ist das industrielle Herz des Landes. Deutsche Unternehmen nutzen die Potentiale Thailands zunehmend auch im Rahmen ihrer Strategie zur Diversifizierung der Lieferketten. Deutschland ist für Thailand der bedeutendste Handelspartner unter den EU-Mitgliedsstaaten. Rund 600 deutsche Firmen sind in Thailand aktiv. Ende Januar 2024 hat zudem die zweite Verhandlungsrunde über ein EU-Thailand Freihandelsabkommen in Bangkok stattgefunden. 

Vietnam
Vietnam übt eine unwiderstehliche Anziehung auf deutsche Investoren aus. Als einer der führenden Handelspartner Deutschlands in der ASEAN-Region stärken die aufstrebende Mittelschicht und das glänzende "Made in Germany" den Absatzmarkt in Vietnam. Durch das EVFTA eröffnen sich vielfältige Handelschancen. Mit dynamischem Wachstum, einer jungen, gut ausgebildeten Bevölkerung, stabiler Politik, niedriger Inflation und fortschrittlicher Infrastruktur ist Vietnam ein vielversprechender Hub für deutsche Unternehmen, die ihre Lieferketten und Produktion in Asien diversifizieren wollen.
Ansprechpartner:

Dr. Eva Langerbeck, stellv. Geschäftsführerin AHK Malaysia
Eva.Langerbeck@malaysia.ahk.de

Eva Tholl, Repräsentantin ASEAN AHK
mail@puchala-ime.com

Stephan Blocks, Market Research & Development Advisor AHK Indonesien
stephan.blocks@ekonid.id         

Vu Hong Thuy, Regionalmanagerin für Kambodscha, Laos und Myanmar Thuy.Vu@vietnam.ahk.de 
                                                                                                                                    
Charlotte Bandelow, stellv. Geschäftsführerin AHK Philippinen
charlotte.bandelow@gpcci.org                                                                                                               

Melissa Brandner, Leiterin Handelsabteilung AHK Singapur
melissa.brandner@sgc.org.sg

Marius Mehner, stellv. Geschäftsführer AHK Thailand
mehner@gtcc.org                                                                                                                                                         

Björn Koslowski, stellv. Geschäftsführer AHK Vietnam
Koslowski.Bjoern@vietnam.ahk.de                           
 
Quelle Daten: AHK, GTal
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