IHK-Präsident verdeutlicht den Ernst der Lage
Die Gründe dafür seien vielfältig. Einen davon fasste Roell mit „Bildung und Fachkräfte“ zusammen, denn die beiden Themen gehörten für ihn zusammen, „nur wenn wir in Baden-Württemberg bei der Bildung gut sind, können wir die Leute auch zu Fachkräften entwickeln“. Und Fachkräfte braucht die Wirtschaft nach wie vor dringend. Neben dem Thema bezahlbare Energie – für das er sich mit der IHK Ulm einsetze und immer wieder mit der Politik ins Gespräch gehe –, bereite ihm ein Thema besondere Kopfschmerzen: Bürokratie. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, den Bürgern das Lebensrisiko und den Unternehmen das unternehmerische Risiko durch Regulierung zu nehmen. „Wissen Sie, weshalb sich in der Schweiz alle an die Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Straßen halten? Weil ein Strafzettel dort richtig wehtut! Und zwar jedem, denn er berechnet sich am jeweiligen Einkommen“, so der IHK-Präsident und fordert analog mehr Vertrauen und dafür härtere Strafen für Vertrauensmissbrauch anstelle vorsorglicher Regulierung
Landesgartenschau 2030 – eine Chance für die ganze Region
Zur anschließenden Podiumsdiskussion bat Roell Eva Treu, Landrätin Kreis Neu Ulm, Tim von Winning, Baubürgermeister der Stadt Ulm, Markus Möller, erster Landesbeamter des Alb-Donau-Kreises und Ralph Seiffert, Dezernent für Bildung, Kultur, Sport und Soziales der Stadt Neu-Ulm, auf die Bühne. Bis zur Landesgartenschau, die 2030 in Ulm stattfinden wird, soll sich das Bild der Stadt deutlich verändern – und zwar an vielen verschiedenen Orten. Ein Vorteil für die ganze Region, so die Einschätzung von Baubürgermeister Tim von Winning: „Um alles zu sehen, muss man definitiv mehrfach kommen und es ist ein Event, das von vielen Abendveranstaltungen begleitet sein wird. Zusätzlich findet im selben Jahr das Donaufest statt, das noch mehr Gäste in die Stadt bringt – und die Region, denn die Gastronomie und Hotellerie der Stadt werden an ihre Grenzen kommen.“ Das wird den umliegenden Landkreisen in die Karten spielen: „Der Landkreis Neu-Ulm ist keine klassische Tourismusregion. Für mich ist die Landesgartenschau 2030 deshalb schon ein Erfolg, wenn einige Besucherinnen und Besucher im Landkreis Neu-Ulm übernachten und sich in der Gastronomie hier verpflegen lassen“, so Landrätin Eva Treu. Der ein oder andere komme vielleicht gerne wieder. Markus Möller schließt sich im Namen des Alb-Donau Kreises an, er ist überzeugt, die Landesgartenschau strahle noch weit über die Grenzen der Stadt hinaus und mache auch die Region drumherum bekannt.
Erfolgsrezept: Enge Zusammenarbeit
Für die Stadt Neu-Ulm sei vor allem eine enge Abstimmung wichtig, so Ralph Seiffert. Angefangen bei einer gemeinsamen Planung des Parkund Anreisemanagements, aber auch beim Timing von Veranstaltungen. Es sei eine tolle Möglichkeit kulturelle Highlights der Schwesterstädte ineinander greifen zu lassen und so beide Städte zu beflügeln. Eine intensive Zusammenarbeit, da stimmen alle Podiumsteilnehmer/ -innen überein, sei ungemein wichtig für ein gelungenes Event und gleichzeitig einer der wichtigsten Vorteile, die die Landesgartenschau mit sich bringt.
Bis dahin heißt es: Zähne zusammenbeißen
An Möller gerichtet fragt Roell mit einem Augenzwinkern, wie positiv er tatsächlich sei, wenn er sich morgens durch all die Baustellen zum Landratsamt kämpfe. Was das angehe, habe er größtes Vertrauen in die Stadt Ulm, entgegnete Möller, denn mit einer starken Mannschaft in der Verwaltung sei das machbar, und die habe Ulm. „Und bis dahin müssen wir alle die Zähne zusammenbeißen, denn wenn das geschafft ist, haben wir eine richtig gute Infrastruktur und können wieder wirtschaften“, fordert er auf. Es sei ein ambitionierter Plan, räumt von Winning ein, und natürlich werde in der Stadtverwaltung auch darüber diskutiert, was bis 2030 zu stemmen sei und was vielleicht auch danach noch angegangen werden könne. Doch es handle sich durchgängig um Projekte, die die Stadt nachhaltig voranbrächten und – zumindest was die Brücken angehe – unabhängig von der Landesgartenschau auf die Stadt zukommen. Und dafür verschuldet sich die Stadt Ulm – von der Förderung gedeckt seien 45 Prozent der Kosten, so von Winning. „Diesen unternehmerischen Mut der Stadt Ulm, das durchzuziehen und zu zeigen, dass es geht, wertschätzen wir sehr“, so Roell.
Das Motto: #gemeinsam
In seinen abschließenden Worten fasste Gerd Stiefel, Vorsitzender der IHK Regionalversammlung Neu-Ulm und stellvertretender Präsident der IHK Schwaben, den Tenor der Diskussion und den Kern dieser gemeinsamen Veranstaltung zusammen: Der Schlüssel zum Erfolg der Region ist eine enge Zusammenarbeit.
Christin Krauß