Warum bieten Sie Praktika an, und welchen Mehrwert sehen Sie darin?
Dieter Barth: Junge Menschen sollen erste Eindrücke sammeln und erfahren, wie das Berufsleben aussieht. Der Unterschied zur Schule ist enorm. Praktikanten erleben große Aha-Momente und erkennen, dass das Gelernte Bedeutung hat. Für uns ist es auch eine Chance, potenzielle Nachwuchskräfte kennenzulernen.
Petra Sambito: Oft kommen Praktikanten mit einer bestimmten Vorstellung. Aber dann sind sie hier und merken plötzlich: „Oh, ein Job im Lager könnte ja auch spannend sein!“ Mir ist es wichtig, dass jeder Praktikant einen breiten Einblick in die verschiedenen Abteilungen erhält.
Gibt es besondere Erfolgsgeschichten aus Ihren Praktika?
Sambito: Ja, tatsächlich! Ein tolles Beispiel ist unsere aktuelle Auszubildende. Sie hat mit einem Praktikum im Büro bei uns angefangen und war so begeistert, dass sie sich gleich für ein zweites angemeldet hat. Danach stand für sie fest: Sie möchte ihre Ausbildung bei uns machen. Das war für uns natürlich ideal. Wir kannten sie bereits, und sie wusste, worauf sie sich einlässt. Die Praktika waren also für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung. Und jetzt ist sie fester Teil unseres Unternehmens – zufrieden und motiviert. Wir sind wirklich glücklich darüber!
Durch ein Praktikum können langfristige Verbindungen entstehen. Herr Barth, wie sieht bei Ihnen ein typisches Praktikum aus?
Barth: Absolut, fast alle unsere Auszubildenden haben vorher ein Praktikum bei uns gemacht. Der Prozess beginnt mit einer Bewerbung über unser Karriereportal. Wir erwarten zwar noch keine perfekte Bewerbung, aber es ist schon eine gute Übung für die jungen Leute. Das Praktikum ist darauf ausgerichtet, Schritt für Schritt an den Beruf heranzuführen. In den technischen Berufen fängt das zum Beispiel mit einfachen handwerklichen Tätigkeiten an. Später dürfen die Praktikanten sogar ausprobieren Maschinen zu programmieren. Wir wählen gezielt spannende Aufgaben aus, damit sie praxisnah erleben, wie der Beruf aussieht.
Was halten Sie von kurzen, tageweisen Praktika?
Barth: Einzelne Praktikumstage sind umstritten – aber ich sage: „Alles hilft!“ (lacht). Unsere Erfahrungen damit sind durchweg positiv, so kommen die jungen Leute erstmal ins Unternehmen. Und oft ist es so, dass die Jugendlichen danach noch einmal wiederkommen – für ein längeres Praktikum oder um in einen anderen Bereich reinzuschnuppern.
Ist es schwierig Mitarbeitende zu finden, die sich um die Praktikanten kümmern?
Barth: Ehrlich gesagt, nein. Das liegt vor allem daran, dass fast alle unsere Azubis selbst mal als Praktikanten bei uns angefangen haben. Sie wissen aus eigener Erfahrung, was junge Leute interessiert und gestalten das Praktikum entsprechend mit. Kolleginnen und Kollegen, die besonders gerne mit jungen Menschen arbeiten, kommen von sich aus auf uns zu. Das ist ideal, weil wir so sichergehen, dass die Jugendlichen auf engagierte, motivierte Betreuer treffen. Jemanden dazu zu „zwingen“, ein Praktikum zu begleiten, macht wenig Sinn.
Dann übernehmen die Azubis eine Art Buddy-Rolle für die Praktikanten?
Sambito: Ja, genau! Sie zeigen den Praktikanten einen Teil des Unternehmens und sie verbringen dann oft auch die Pausen gemeinsam. Ich erinnere mich noch an mein eigenes, erstes Praktikum – ich wusste damals nicht, was ich in der Pause tun sollte oder ob ich mich trauen kann, etwas zu essen. Genau deshalb finde ich es so wichtig, dass die Praktikanten eine Bezugsperson auf Augenhöhe haben.
Wie gut sind denn die Schüler auf das Praktikum vorbereitet?
Barth: Das ist sehr unterschiedlich. Ein Beispiel aus dem letzten Jahr: Ein Schüler war im ersten Praktikum völlig unvorbereitet, wusste kaum, was von ihm erwartet wird – und bekam dementsprechend eine schlechte Beurteilung. Einige Monate später boten wir ihm ein zweites Praktikum an. Diesmal lief es völlig anders: Er war motiviert, engagiert – und heute ist er unser Azubi.
Bekommen die Praktikanten ein Feedback von Ihnen?
Barth: Ja, wir nutzen ein Feedback-Blatt, auf dem verschiedene Kriterien erfasst werden – etwa Höflichkeit, Pünktlichkeit oder auch Eigeninitiative. Neben dem persönlichen Verhalten fließt auch eine fachliche Einschätzung ein. In vielen Fällen nehmen die Jugendlichen dieses Beurteilungsblatt sogar in ihre Bewerbungsmappe auf.
Gibt es bestimmte Fehler, die man vermeiden sollte?
Barth: Definitiv, das hören wir immer wieder von Praktikanten, die schon mehrere Praktika gemacht haben. Da bekommt man Geschichten zu hören wie: „Ich kam am ersten Tag aufs Firmengelände, und dann hieß es plötzlich: Wer nimmt den Praktikanten? Und alle haben sich weggeduckt.“ Das ist aus meiner Sicht ein absolutes No-Go! Die ersten Momente eines Praktikums können über die gesamte Erfahrung entscheiden. Ein weiterer, vermeidbarer Fehler ist eine mangelnde Vorbereitung: Wenn niemand im Team so richtig Bescheid weiß, dass ein Praktikant kommt, oder wenn die Kollegen gar keine Aufgaben für ihn haben, dann fühlt er sich schnell überflüssig.
Sambito: Dazu gehört für mich auch, Praktikanten nicht nur mit Routineaufgaben zu beschäftigen. Vielleicht kann man sie mal mit ins Meeting nehmen oder an einer Aufgabe arbeiten lassen, die echte Ergebnisse bringt. Wenn man einen Praktikanten in eine Ecke setzt und ihm acht Stunden lang keine echte Aufgabe gibt, dann wird das für ihn eine langweilige, frustrierende Erfahrung. Das ist nicht nur schlecht für ihn, sondern auch für uns als Unternehmen – denn wenn er das Praktikum als langweilig empfindet, wird er uns auch nicht weiterempfehlen. Ein gutes Praktikum hingegen spricht sich herum.
Interview: Lisa Biermann