Was war vor über 20 Jahren Ihr Antrieb, eine Bildungsmesse zu organisieren?
Ich habe damals erfahren, dass aus der Berufsinformationsveranstaltung bei der Oberschwabenschau in Ravensburg die Bildungsmesse Ravensburg werden soll. Ich habe mich dann für deren Umsetzung beworben und den Verantwortlichen bei IHK, Arbeitsagentur, Landkreis Ravensburg und Kreishandwerkerschaft Ravensburg von meinen Erfahrungen berichtet, die ich im Personalwesen und in langjähriger Vereins- und Jugendarbeit gesammelt hatte. Mit meinem Unternehmen konnte ich mich dann im Auswahlverfahren durchsetzen und mit einer hohen Identifikation für das gemeinsame Ziel überzeugen.
Was zeichnet die Bildungsmesse Ravensburg heute aus?
Wir haben sehr bald erkannt, dass es wenig bringt, Schülerinnen und Schüler einfach auf eine Bildungsmesse zu schicken. Die Hemmschwellen, das Gespräch mit den ausstellenden Betrieben zu suchen, sind für viele Jugendliche einfach zu hoch. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt Markdorf den Zugang zu den Schulen gesucht, um die Schüler und ihre Lehrer vorab persönlich über die Bildungsmesse zu informieren. Bis heute fanden nahezu 400 Schulbesuche mit insgesamt 470 Einführungsvorträgen statt, bei denen wir über die Jahre hinweg mehr als 20.000 Schülerinnen und Schüler in direkter Ansprache optimal auf den Besuch der Bildungsmesse Ravensburg vorbereitet haben. Das haben die Aussteller sehr schnell zu schätzen gewusst – ebenso wie die Scouts, die den jugendlichen Besuchern der Bildungsmesse vor Ort zur Seite stehen. Hier arbeiten wir eng mit den Personalverantwortlichen des Landratsamts Ravensburg und dessen Azubis zusammen. Was die Bildungsmesse Ravensburg ebenfalls auszeichnet, sind die vielen unterschiedlichen Zusatzprogramme wie zum Beispiel der Bewerbungsmappen- Check, Vorträge, Speed Dating mit Betrieben und viele andere mehr.
Sind klassische Bildungsmessen denn überhaupt noch zeitgemäß, bei den vielen Infos, die man online findet?
Klassische Bildungsmessen sind auch in Zukunft unverzichtbar. Gerade beim Neustart nach der Corona-Zeit haben wir gesehen, wie stark auf beiden Seiten, bei den Jugendlichen und den Betrieben, der Wunsch nach persönlichen Gesprächen ist. Der Nachholbedarf ist immer noch enorm. Internet und Social Media sind natürlich ergänzend wichtig – aber trotz der zunehmenden Digitalisierung sind klassische Bildungsmessen auch in Zukunft relevant.
Sie haben seit 20 Jahren intensiven Kontakt mit den jungen Messebesuchern. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Wie gesagt, spielen Online-Angebote heute eine immer wichtigere ergänzende Rolle bei der Berufsorientierung. Sie bieten große Chancen für Lernen, Vernetzung und berufliche Entwicklung. Dennoch ist das zentrale Element aller Bildungsmessen auch heute noch dasselb wie vor 20 Jahren: der persönliche Kontakt zwischen Schulen, Jugendlichen und Ausbildungsbetrieben. Die Jugendlichen werden beides immer stärker kombinieren, um ihre Bildungs- und Karriereziele zu erreichen. Die Herausforderung für alle Beteiligten besteht darin, eine ausgewogene Nutzung dieser unterschiedlichen Angebote zu finden.
Was raten Sie Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen beziehungsweise Betrieben, die Azubis gewinnen möchten?
Wer einen Ausbildungsplatz sucht, sollte nicht zu lange auf den „perfekten Moment“ warten, sondern sich laufend und aktiv bewerben. Nicht aufgeben und auch mal trotz Absage telefonisch bei den Unternehmen nachfragen, woran es denn liegt. Konstruktives Feedback einholen, um sich zu verbessern. Initiative zeigen, nachhaken und nicht aufgeben. Aktiv bleiben, denn Ausdauer zahlt sich aus. Unternehmen, die Azubis suchen, sollten sich transparent und attraktiv darstellen und die richtigen Kanäle nutzen, um ihre Zielgruppe authentisch anzusprechen. Angesichts der demografischen Entwicklung wird das immer wichtiger.
Interview: Markus Brunnbauer, Gudrun Hölz