Lichtblicke trotz Gegenwind – Unternehmen hoffen auf Aufschwung
Der Jahresbeginn 2025 brachte mit der Bundestagswahl nicht nur politische Veränderungen, sondern auch wirtschaftliche Erwartungen. Viele Unternehmen im Rems-Murr-Kreis setzen große Hoffnungen in die neue Bundesregierung. Erste Maßnahmen wie ein geplantes Sondervermögen und Investitionszusagen deuten auf einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel hin, der für mehr Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft sorgen könnte.
Doch die wirtschaftliche Großwetterlage bleibt angespannt. Besonders die deutsche Exportwirtschaft steht unter Druck – nicht zuletzt wegen der protektionistischen Handelspolitik der USA unter Donald Trump. Neue Zölle und drohende Handelsbarrieren verunsichern die Märkte. Unternehmen reagieren mit Zurückhaltung bei Investitionen und prüfen ihre internationalen Lieferketten auf mögliche Schwachstellen.
Stimmung leicht verbessert – aber keine Euphorie
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zeigt sich ein vorsichtiger Optimismus. Die aktuelle Geschäftslage wird von 30,7 % der befragten Unternehmen als gut eingeschätzt – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Jahresbeginn. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bewerten, auf 22,5 % gesunken.
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben jedoch verhalten. Eine Mehrheit von 56,7 % rechnet mit einer stabilen Entwicklung. Nur 19,4 % hoffen auf eine Verbesserung, während 23,9 % mit einer Verschlechterung rechnen. Die Unternehmen bleiben also wachsam – aber nicht ohne Hoffnung.
Industrie unter Druck – Bauwirtschaft schöpft Hoffnung
Die Industrie im Rems-Murr-Kreis kämpft weiterhin mit einer Vielzahl an Herausforderungen: hohe Energiepreise, zunehmende Bürokratie, geopolitische Unsicherheiten und eine schwächelnde Exportnachfrage. Diese Faktoren bremsen Investitionen und sorgen für eine insgesamt angespannte Stimmung.
Anders sieht es im Baugewerbe aus. Hier sorgt die Ankündigung der Bundesregierung, verstärkt in öffentliche Infrastrukturprojekte zu investieren, für vorsichtigen Optimismus. Öffentliche Bauvorhaben könnten nicht nur kurzfristig Beschäftigung sichern, sondern auch langfristig Impulse für die gesamte Branche setzen. Zusätzlich wirkt die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank wie ein kleiner Konjunktur-Booster.
Der Blick nach vorn fällt spürbar optimistischer aus als noch vor einem Jahr. Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden Monaten mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage rechnen, ist auf 22,8 % gestiegen – ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Jahresbeginn. Gleichzeitig ist der Anteil pessimistischer Stimmen auf 19 % zurückgegangen. Die Mehrheit – 58,2 % – erwartet eine stabile Entwicklung. Damit zeichnet sich ein insgesamt zuversichtlicheres Bild der Geschäftserwartungen ab als noch vor zwölf Monaten.
Handel mit Rückenwind – aber Konsum bleibt verhalten
Im Einzel- und Großhandel zeigt sich ein positiveres Bild als zuletzt: Die Zahl der Unternehmen, die ihre Lage als gut bewerten, ist deutlich gestiegen. Gleichzeitig ist der Anteil negativer Einschätzungen stark zurückgegangen. Das deutet auf eine gewisse Erholung hin – möglicherweise durch saisonale Effekte oder eine Stabilisierung der Lieferketten.
Allerdings bleibt der private Konsum zurückhaltend. Viele Verbraucher zögern bei größeren Anschaffungen, was sich in den Geschäftserwartungen niederschlägt. Nur 14,6 % der Handelsunternehmen rechnen mit einer Verbesserung – ein klares Signal, dass die Kauflaune noch nicht zurück ist.
Dienstleister als Stabilitätsanker
Der Dienstleistungssektor erweist sich einmal mehr als stabile Säule der regionalen Wirtschaft. Besonders Finanz- und Beratungsdienstleister profitieren von einer konstanten Nachfrage. Trotz der allgemeinen Unsicherheit bleibt die Branche vergleichsweise robust.
Die aktuelle Geschäftslage wird von über 40 % der Unternehmen als gut eingeschätzt – ein Anstieg gegenüber dem Jahresbeginn. Allerdings trüben sich die Erwartungen etwas ein: Der Anteil der Unternehmen mit positiven Zukunftsaussichten ist auf rund 18% gesunken, während sich die Zahl der Pessimisten auf knapp 24% fast verdoppelt hat.
Export: Unsicherheit wächst
Die Exporterwartungen spiegeln die zunehmende Unsicherheit auf den Weltmärkten wider. Nur noch 18 % der Unternehmen rechnen mit steigenden Ausfuhren – ein Rückgang gegenüber dem Jahresbeginn. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die mit einem Rückgang rechnen, deutlich gestiegen.
Diese Entwicklung ist vor allem auf geopolitische Spannungen, protektionistische Tendenzen und eine schwächelnde globale Nachfrage zurückzuführen. Die Exportnation Deutschland spürt die Folgen besonders stark – auch im Rems-Murr-Kreis.
Weitere detaillierte Information zur konjunkturellen Einschätzung der Außenwirtschaftsentwicklung für die Region Stuttgart sind im Außenwirtschaftsbarometer der IHK Region Stuttgart enthalten, siehe hier
Investitionen: Zurückhaltung ausgeprägt
Die Zurückhaltung bei Inlandsinvestitionen spricht Bände – viele Unternehmen bleiben nach der Bundestagswahl zunächst auf Beobachtungskurs. Der Investitionsindikator für die Gesamtwirtschaft verharrt weiterhin im negativen Bereich und signalisiert eine spürbare Zurückhaltung. Zwar stoßen die Ankündigungen der neuen Bundesregierung im Koalitionsvertrag grundsätzlich auf Zustimmung, doch sie reichen bislang nicht aus, um eine spürbare Investitionsdynamik auszulösen. Stattdessen dominiert in nahezu allen Branchen eine abwartende Haltung – viele Betriebe wollen erst konkrete Maßnahmen und deren Wirkung abwarten, bevor sie neue Investitionsentscheidungen treffen.
Digitalisierung bleibt Top-Thema
Wenn Firmen aktuell investieren, dann vor allem in ihre digitale Zukunft. Mit 61,5 % bleibt die Digitalisierung das wichtigste Investitionsmotiv. Ersatzbedarf, Rationalisierung und Innovationen folgen auf den weiteren Plätzen.
Nachhaltigkeit und Umweltaspekte spielen zwar eine Rolle, stehen aber nicht im Vordergrund. Die Zahlen zeigen: Die Unternehmen setzen auf Effizienz, Modernisierung und Zukunftsfähigkeit – und bereiten sich damit auf kommende Herausforderungen vor.
Risiken: Nachfrage, Arbeitskosten, Fachkräfte
Die größte Sorge der Unternehmen bleiben die schwache Inlandsnachfrage und die hohen Arbeitskosten am Standort. Auch geopolitische Risiken – etwa durch internationale Konflikte oder Handelsbarrieren – haben an Bedeutung gewonnen. Der Fachkräftemangel bleibt ein Dauerbrenner.
Lieferkettenprobleme und Rohstoffpreise werden zwar etwas weniger kritisch gesehen als noch zu Jahresbeginn, bleiben aber relevante Themen. Die Finanzierungslage wird als stabil, aber nicht verbessert eingeschätzt. Insgesamt zeigt sich: Die Unternehmen blicken vorsichtig in die Zukunft und richten ihren Fokus zunehmend auf binnenwirtschaftliche und politische Risiken.
Arbeitsmarkt: Uneinheitlich – je nach Branche
Die Beschäftigungsaussichten unterscheiden sich stark zwischen den Branchen. Während Handel und Dienstleistungen eher zuversichtlich sind, herrscht in Industrie und Bau Pessimismus. Besonders die Industrie rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigung.
Die Arbeitslosenquote im Rems-Murr-Kreis lag im April 2025 bei 4,5 % – 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Eine Frühjahrsbelebung blieb aus. Die konjunkturelle Schwäche zeigt sich also auch auf dem Arbeitsmarkt deutlich.
Das aktuelle Stimmungsbild basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, welche in der Zeit vom 17. April bis 12. Mai 2025 stattgefunden hat. In diese Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis flossen die Rückmeldungen von 120 Unternehmen ein. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.