21.12.2023

IHKs in MV fordern mehr politische Verlässlichkeit

„Wenn wir mit Unternehmerinnen und Unternehmern sprechen, dann hören wir derzeit viele Sorgen, viel Verunsicherung durch fehlende politische Planbarkeit“, so Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, die derzeit die Geschäftsführung der IHKs in MV innehat.
Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. 21.12.2023: Seit den neuesten Sparbeschlüssen habe die Unsicherheit zugenommen. Um eine bessere Planbarkeit zu haben, brauche es mehr politischen Handlungswillen. Wo es noch viel zu tun gibt, machten die drei Präsidenten der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) am Beispiel einzelner Themenfelder deutlich.

Fachkräfte

Die Konjunkturumfragen der IHKs in MV im Herbst haben ergeben, dass 51 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer den Fachkräftemangel als eines der drei größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung benennen.
„In der geplanten Fachkräftestrategie des Landes fehlt es allerdings an einer klaren Strategie und der Untersetzung mit finanziellen Mitteln“, so Klaus-Jürgen Strupp. Die duale Ausbildung brauche einen noch höheren Stellenwert. Zudem wies er darauf hin, dass eine Willkommenskultur auch eine Willkommensstruktur brauche.

Energie

Die größten Herausforderungen für die Unternehmen sind derzeit die hohen Energie- und Rohstoffkosten. Dass Teile der geplanten Entlastungen im Energiebereich durch die Haushaltskrise wieder gestrichen wurden, verschärfe die Situation zusätzlich.
„Damit unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, braucht es kurzfristige Maßnahmen, um die Kosten zu senken. Im Norden entsteht viel Energie, daher muss die angestoßene Reform der Netzentgelte zu einer spür- und wirksamen Entlastung der Netzkunden, beispielsweise durch eine bundesweite Wälzung der Mehrkosten aus dem Ausbau der erneuerbaren Energien, führen“, bekräftigte der Rostocker IHK-Präsident.
Er wies darauf hin, dass die Sorge vor einer Deindustrialisierung wachse. Dabei seien Investitionen wie beispielsweise in die Wasserstofftechnologie für Mecklenburg-Vorpommern extrem wichtig. Mittel- und langfristig könne den hohen Energiekosten mit einem massiven Ausbau des Energieangebots begegnet werden, um die Kosten zu senken und so dem bereits begonnenen Prozess der Deindustrialisierung entgegen zu wirken. „Dazu brauchen wir eine gute Infrastruktur“.
Nicht zuletzt würden auch Berufspendlern immer höhere Lasten auferlegt, was die Menschen im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern besonders zu spüren bekämen.

Breitband

Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin bewertete den Breitbandausbau in Mecklenburg-Vorpommern mit Blick auf eine Steigerungsrate von 17 Prozent als inzwischen „halbwegs positiv“. Bei 46 Prozent der Haushalte liegen aktuell Glasfaseranschlüsse an. Kritisch zu sehen ist allerdings, dass bislang nur 44,57 Prozent der Gewerbegebiete an das leistungsfähige Glasfasernetz angeschlossen wurden. Nur wenn diese Voraussetzung für digitales Wirtschaften gegeben ist, haben Unternehmen weiterhin die Chance wettbewerbsfähig zu arbeiten und können sich mehr innovative Unternehmen und mehr Industrie in der Region ansiedeln. Wichtig ist dabei, dass in den Kommunen keine Doppelstrukturen bei den Datennetzen aufgebaut werden, wie dies etwa in Schwerin und Ludwigslust geschehe. Dadurch besteht die Gefahr, dass geförderte Glasfaser-Projekte unwirtschaftlich sind und Steuergelder drohen schlichtweg verschwendet zu werden.

Bürokratie

Als große Hürde für Unternehmen sieht Dr. Wolfgang Blank, Präsident der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern, die ausufernde Bürokratie. „Weniger, einfacher, digital“, laute das Gebot der Stunde. Bürokratieabbau sei das beste Konjunkturprogramm und „das kostet nicht mal Geld“. Allen, die zwischen altem und neuem Jahr Zeit und Muße haben, empfahl er die Lektüre des Berichts des Normenkontrollrats  Dieser enthalte viele Beispiele dafür, wie Deutschland mit weniger Bürokratie zukunftsfähig gemacht werden könne. Zudem forderte Dr. Blank schnellere Genehmigungsverfahren bei der Planung von Projekten.

Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg Vorpommern

Unter dem Namen „IHKs in Mecklenburg-Vorpommern“ haben sich die drei Industrie- und Handelskammern in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ungefähr 3.700 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den drei IHKs. Die Geschäftsführung der IHKs in MV obliegt für die Dauer von zwei Jahren rotierend jeweils einer der drei IHKs, seit dem 1. Februar 2023 der IHK zu Rostock.