Tourismustag Schleswig-Holstein 2022
Rund 250 Branchenvertreter haben sich am 22. September 2022 zum Tourismustag Schleswig-Holstein in Flensburg getroffen. Ausgehend von der Tourismusstrategie 2030 des Landes, die im Frühjahr verabschiedet wurde, ging es um Pläne, den „Echten Norden“ auch in Zukunft als attraktiven Lebens-, Urlaubs- und Arbeitsort zu gestalten.
Die Akteure des Tourismustages (von links): Gorm Casper (Tourismus Agentur Flensburger Förde), Sedef Atasoy (IHK Schleswig-Holstein), Dr. Catrin Homp (Tourismusverband Schleswig-Holstein), Andreas Tedsen (DEHOGA Schleswig-Holstein), Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, Dr. Bettina Bunge (Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein), Björn Ipsen (IHK Schleswig-Holstein), Prof. Dr. Bernd Eisenstein (Deutsches Institut für Tourismusforschung)
Eine positive Tourismus-Bilanz des ersten Halbjahres 2022 zog Björn Ipsen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein, in seinem Eingangsstatement. "Das hervorragende Ergebnis zeigt, dass Urlaub im Land zwischen den Meeren bei den Gästen aus dem Inland hoch im Kurs steht." Das Land verzeichnet in den ersten sechs Monaten des Jahres 15,2 Millionen Übernachtungen - ein Plus von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Allerdings, so Ipsen weiter, sei der Tourismus kein Selbstläufer: "Der Wettbewerb der Destinationen im In- und Ausland ist groß. Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, die es schon vor der Pandemie gab, spitzen sich zu; die aktuelle Krise stellt die Branche zusätzlich auf eine harte Probe."
Wirtschafts- und Tourismusminister Claus Ruhe Madsen appellierte an die Touristiker: "Ihre Branche ist die Visitenkarte für Schleswig-Holstein. Wir müssen nach vorne schauen und daran glauben, dass der Tourismus in unserem Land eine Zukunft hat." Es seien verstärkte Bemühungen notwendig, gemeinsam gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel anzugehen, unter anderem indem Langzeitarbeitslosen, Menschen mit Migrationshintergrund und vermehrt Frauen der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert würde. Im Tourismus müsse zudem vermehrt die Digitalisierung vorangetrieben werden, etwa um Anmeldeformalitäten für Gäste zu vereinfachen. Er werde sich auch dafür einsetzen, unnötige Bürokratie abzubauen: "Wir beerdigen uns in Papier", so der Minister.
Als eine der größten Herausforderungen, denen sich der Schleswig-Holstein-Tourismus stellen muss, wurden die steigenden Energiekosten diskutiert, die in der Branche für erhebliche Unsicherheit sorgen. Dennoch optimistisch äußerte sich Andreas Tedsen, Vizepräsident und Vorsitzender der Fachgruppe Tourismus im DEHOGA Schleswig-Holstein: "Gerade in diesen Zeiten der Energiekrise, die uns alle betrifft, ist uns als DEHOGA der Austausch mit Ihnen, den Akteuren aus dem Schleswig-Holstein-Tourismus, besonders wichtig. Auch diese Krise werden wir gemeinsam bewältigen können. Wir setzen auf den engen Schulterschluss und blicken positiv nach vorn."
Dr. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, fasst den Handlungsbedarf für die Branche zusammen: "Tourismus ist eine Leitökonomie des 21. Jahrhunderts. Immer neue Herausforderungen prägen die Branche: Kundenbedürfnisse ändern sich, Märkte verschieben sich, der Klimawandel beeinflusst den Umgang mit dem Reisegeschäft. Auf dem Tourismustag Schleswig-Holstein 2022 haben wir intensiv diskutiert, wie wir uns bei unseren Geschäftsmodellen, im Umgang mit Beschäftigten, Bevölkerung und Gästen, aber auch in der Kommunikation weiterentwickeln können, um unser schützenswertes Reiseland Schleswig-Holstein langfristig stabil auszurichten. Innovatives, bedarfsgerechtes und kooperatives Marketing hilft allen bei der Zukunftssicherung."
Impressionen
In Zeiten der Unsicherheit ist laut Dr. Catrin Homp, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein, die bestmögliche Vorbereitung auf künftige Szenarien essenziell: "Die Rahmenbedingungen für den Tourismus in Deutschland und der Welt erweisen sich durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine so ungewiss wie nie. Da die Bevölkerung weniger frei verfügbares Einkommen besitzen wird, ist zudem unklar, in welchem Umfang sich das auf den Schleswig-Holstein-Tourismus auswirkt. Umso wichtiger ist es, dass Schleswig-Holstein sich als qualitativ hochwertige und nachhaltige Reisedestination aufstellt und sich insgesamt als Lebensraum für Reisende, Bevölkerung und Mitarbeitende versteht."
Mit einer ganzheitlichen und nachhaltigen Tourismusentwicklung beschäftigt sich auch das Deutsche Institut für Tourismusforschung der Fachhochschule Westküste. Mit der Tourismusakzeptanzstudie ermittelt das Institut seit 2019 die durch die einheimische Bevölkerung wahrgenommenen Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort. Zu den Ergebnissen sagte Prof. Dr. Bernd Eisenstein, Direktor des Instituts: "Tourismus wird durch Einwohnerinnen und Einwohner als Wirtschaftsfaktor erkannt, aber weniger als Treiber der eigenen Lebensqualität. Diesen Fragen widmen wir uns nun im Rahmen unseres Forschungsprojektes 'Lebensqualität und Tourismus'". Nicht neu, jedoch zunehmend relevanter sei laut Eisenstein die Maxime, dass "eine erfolgreiche Destination neben zufriedenen Gästen, die sich willkommen fühlen, vor allem auch Einheimische braucht, die sich mit dem Tourismus vor Ort wohlfühlen."
Referenten
- Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann leitet die Forschungsarbeiten im Bereich Smart Urban Environments mit den Schwerpunkten Hotellerie, Innenstadt, Kultur & Tourismus am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart.Sie ist Initiatorin der Forschungsnetzwerke Future Hotel und Future Museum. Außerdem ist Sie Professorin für Tourismus und Hotelmanagement an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Sie ist Expertin für Innovation, Digitalisierung und Transformation und bringt sich als Beirätin oder in leitender Funktion in verschiedenen Gremien ein. Vanessa Borkmann ist Herausgeberin und Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Studien, Bücher und Fachpublikationen, sowie Keynote Speakerin bei internationalen Fachveranstaltungen.
- Dr. Bettina Bunge
Seit dem 1. November 2017 ist Dr. Bettina Bunge Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein GmbH (TA.SH), der offiziellen Landesmarketingorganisation des Landes Schleswig-Holstein. Zuvor stand sie über acht Jahre an der Spitze der Dresden Marketing GmbH (DMG). Parallel war sie ehrenamtliche Vizepräsidentin der Meetings Industry des Verbandes “European Cities Marketing“ (ECM). Auch hatte sie die Leitung der Konferenz “Tourismus des Deutschen Städtetages“ inne.Daneben wirkt sie in verschiedenen Ehrenämtern innerhalb der Tourismusbranche. Unter anderem hat sie mit dem 08.12.2020 die Leitung der Facharbeitsgruppe Tourismus der Metropolregion Hamburg übernommen. Dieses Ehrenamt ist zunächst auf zwei Jahre befristet. Als Delegierte des Landes Schleswig-Holstein ist sie seit November 2020 für 3 Jahre für die Deutsche Zentrale für Tourismus, DZT, im Marketingausschuss Auslandsmarketing.Vor ihrer Geschäftsführertätigkeit bei der DMG war Dr. Bunge fünf Jahre als Bereichsleiterin Marketing der Hamburg Tourismus GmbH erfolgreich. Zudem leitete sie das weltweite Vertriebsmanagement der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. (DZT) in Frankfurt am Main. Während dieser Tätigkeit baute sie sich ein umfangreiches Netzwerk in der internationalen Tourismus- und Kongressbranche auf. Dazu bringt sie langjährige Erfahrungen in Marketingstrategie und Markenmanagement aus ihren vorherigen Tätigkeiten bei dem bundesweiten Eintrittskarten-Vertrieb der Qivive GmbH und der Deutschen Lufthansa mit.Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Dr. Manfred Bruhn am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing und Handel, der European Business School, Oestrich-Winkel und promovierte dort 1997 im Forschungsgebiet Dienstleistungsqualität und Kundenzufriedenheit für Kreditinstitute.Dr. Bettina Bunge studierte von 1986 bis 1991 Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit dem Abschluss Diplom-Kauffrau und Studienaufenthalten in den USA. Ihre Schulzeit mit Abitur-Abschluss verbrachte die 1967 in Lüneburg geborene Markenexpertin in Berlin und Wiesbaden. - Stefan Egenter
Stefan Egenter, Jahrgang 1980, ist Allgäuer, Vater, Markenenthusiast. Der studierte Betriebswirt arbeitete sechs Jahre für die Bayern Tourismus Marketing GmbH, bevor es ihn wieder in Richtung Heimat zog. Seit 2011 ist er Marketingleiter bei der Allgäu GmbH und verantwortet das Tourismus- und Standortmarketing sowie die Kommunikation der Dachmarke Allgäu. Er ist überzeugt: wir müssen weg von der rein touristisch motivierten Destinationsentwicklung, hin zu der ganzheitlichen Gestaltung einer Region als attraktiver Lebens-, Arbeits- und Urlaubsraum.
- Prof. Dr. Bernd Eisenstein
Prof. Dr. Bernd Eisenstein ist Direktor des Deutschen Instituts für Tourismusforschung und Professor für Touristische Nachfrage an der FH Westküste, Prodekan für Forschung/Wissenstransfer des Fachbereichs Wirtschaft sowie Extraordinary Professor an der North-West University in Potchefstrom/Südafrika.Er studierte Geographie, Betriebs- sowie Volkswirtschaftslehre und promovierte zum Dr. phil. an der Universität Trier. Er war Stipendiat einer Wissenschaftsstiftung, hat über ein Dutzend Bücher herausgegeben und zahlreiche Publikationen verfasst.Gegenwärtig ist er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT) sowie Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Tourismusforschung der Deutschen Gesellschaft für Geographie. Eisenstein referiert gerne und häufig auf Fachveranstaltungen. Seine derzeitigen Forschungsschwerpunkte sind die Tourismusakzeptanz der Destinationsbevölkerung, touristische Marktsegmentierungen, das Verhalten von Geschäftsreisenden, Projekte zum Destinationsimage und zu Destinationsmarken, die Folgen des Tourismus sowie Steuerungssysteme zur Destinationsentwicklung.
- Signe Jungersted
Signe Jungersted ist CEO und Partnerin der Innovations-, Ideen- und Strategieagentur Group NAO. NAO befasst sich mit strategischer Transformation und Innovation der Besucherwirtschaft, einschließlich großer Gemeinschaftsprojekte wie Time for DMOcracy mit mehr als 42 globalen Destinationspartnern – eine kontinuierliche Erforschung partizipativer Ansätze und Gestaltungsmöglichkeiten im Destinationsmanagement.Signe war früher Entwicklungsdirektorin bei Wonderful Copenhagen (DMO) und zuständig für den strategischen Wandel hin zu menschenzentrierter Tourismusentwicklung und Lokalität. Außerdem war sie verantwortlich für große Innovations- und Transformationsprojekte, inkl. 10XKopenhagen.Signe hat einen Master-Abschluss in Politikwissenschaften, Mandarin in Shanghai studiert, verfolgt seitdem eine Managementausbildung am MIT Boston, Hyper Island Stockholm und schließt derzeit einen MBA in Creative Leadership in Berlin ab. Signe ist im Vorstand der Museen der Stadt Odense und wurde 2017 vom dänischen Medienunternehmen Berlingske Media zu Dänemarks Top 100 Young Business Talents gewählt.
- Claus Ruhe Madsen
Claus Ruhe Madsen
Minister Claus Ruhe MadsenClaus Ruhe Madsen wurde am 27. August 1972 in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen geboren und ist auch in Dänemark aufgewachsen. Nach seinem Schulabschluss ging er nach Deutschland und arbeitete in einem Möbelhaus im Ruhrgebiet. Später wurde er dort Verkaufsleiter und schloss seine Ausbildung zum Handelsfachwirt ab. 1997 zog er nach Rostock und gründete gemeinsam mit Partnern die Möbel Wikinger GmbH. Von 2013 bis 2019 war Claus Ruhe Madsen ehrenamtlicher Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Rostock und von 2019-2022 Oberbürgermeister Hansestadt Rostock. Seit dem 29. Juni 2022 ist er Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus in Schleswig-Holstein. - Frank Simoneit
Frank Simoneit lehrt als Dozent an der Fachhochschule Westküste in Heide, an der über 600 Studierende im Studiengang "Internationales Tourismusmanagement" auf das Berufsfeld "Tourismus" vorbereitet werden. Schwerpunktmäßig lehrt er Tourismusmarketing, Destinationsmanagement und Sozialpsychologie. Zusätzlich arbeitet er auch selbstständig als Coach und Berater.Frank Simoneit beschäftigt sich in seiner Arbeit als Berater hauptsächlich mit der Ausgestaltung und dem Funktionieren von Kooperationen, sowohl betriebsintern, als auch betriebsübergreifend, auf Orts- und Destinationsebene. Der Fokus seiner Arbeit liegt nicht nur auf den "harten" betriebswirtschaftlichen Erfolgsfaktoren für effiziente Zusammenarbeit, sondern insbesondere auch auf den sozialpsychologischen Aspekten, die Kooperationen befördern können. Vor diesem Hintergrund hat die Gestaltung partizipativer Prozesse in der Tätigkeit von Frank Simoneit in den letzten Jahren deutlich an Gewicht gewonnen.
- Robert Wenzel
Robert Wenzel ist Nachhaltigkeitsexperte bei der TourismusMarketing Niedersachsen (TMN). Nach dem Studium der Geografie und des Nachhaltigen Tourismusmanagements erkannte er bei mehreren Stationen im In- und Ausland frühzeitig die Bedeutung von Nachhaltigkeit als Zukunftsmodell für den Tourismus.Heute setzt sich der gebürtige Niedersachse für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus im Reiseland Niedersachsen ein. Er ist Ansprechpartner im TMN-Projekt „Klimawandel anpacken – Anpassungsstrategien für den Tourismus in Niedersachsen“ und berät Regionen, Orte und Leistungsträger im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels. - Kai Ziesemer
Kai Ziesemer hat an der Universität Kiel Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Ökonometrie, Raumwirtschaft und Regionalpolitik studiert. Mitte der 90er Jahre begann er seine berufliche Entwicklung im Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart.Seit mittlerweile 27 Jahren leitet und bearbeitet er im NIT, dem Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH, Kiel, strategische und umsetzungsorientierte Projekte in touristischen Destinationen. Hierbei geht es in ländlichen wie auch in zentralörtlichen und städtischen Räumen nicht nur darum, den Tourismus als ökonomischen Faktor zu entwickeln, sondern diesen auch aus gesellschaftlicher und ökologischer Perspektive zu gestalten.Inhaltlich geht es sowohl um infrastrukturelle Entwicklungsfragen, als auch um Themen aus den Bereichen der Organisationsentwicklung und dem Tourismusmarketing. Wichtig ist ihm bei seiner Arbeit die intensive Abstimmung von Analyseergebnissen und Lösungsansätzen mit den Akteur/innen vor Ort. Dazu gehört die lebendige Präsentation nützlicher Fakten und Daten und die ergebnisoffene Diskussion der Beteiligten, die er gerne moderiert.
Im Downloadbereich finden Sie das detaillierte Programm des Tages sowie die von den Referenten zur Veröffentlichung freigegebenen Präsentationen.
Präsentationen
- Programm (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1100 KB) (Nr. 5678954)
- Klimawandel anpacken –Anpassungsstrategien für den Tourismus in Niedersachsen - Robert Wenzel (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 6306 KB) (Nr. 5678930)
- Destination Community Evolution | Leben, Erleben und wechselseitige Mehrwerte - Kai Ziesemer & Frank Simoneit (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1795 KB) (Nr. 5678938)
- Der Allgäuer Weg | Vom Destinations-Marketing zum Lebensraum Management - Stefan Egenter (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1171 KB) (Nr. 5678944)
- Tourismusmarketing quo vadis Aktuelle Trends, Best-Practice-Beispiele und Angebote der TA.SH - Dr. Bettina Bunge (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 6381 KB) (Nr. 5678948)