Tourismustag

Tourismustag Schleswig-Holstein 2022

Rund 250 Branchenvertreter haben sich am 22. September 2022 zum Tourismustag Schleswig-Holstein in Flensburg getroffen. Ausgehend von der Tourismusstrategie 2030 des  Landes, die im Frühjahr verabschiedet wurde, ging es um Pläne, den „Echten Norden“ auch in Zukunft als attraktiven Lebens-, Urlaubs- und Arbeitsort zu gestalten.
Eine positive Tourismus-Bilanz des ersten Halbjahres 2022 zog Björn Ipsen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein, in seinem Eingangsstatement. "Das hervorragende Ergebnis zeigt, dass Urlaub im Land zwischen den Meeren bei den Gästen aus dem Inland hoch im Kurs steht." Das Land verzeichnet in den ersten sechs Monaten des Jahres 15,2 Millionen Übernachtungen - ein Plus von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Allerdings, so Ipsen weiter, sei der Tourismus kein Selbstläufer: "Der Wettbewerb der Destinationen im In- und Ausland ist groß. Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, die es schon vor der Pandemie gab, spitzen sich zu; die aktuelle Krise stellt die Branche zusätzlich auf eine harte Probe."
Wirtschafts- und Tourismusminister Claus Ruhe Madsen appellierte an die Touristiker: "Ihre Branche ist die Visitenkarte für Schleswig-Holstein. Wir müssen nach vorne schauen und daran glauben, dass der Tourismus in unserem Land eine Zukunft hat." Es seien verstärkte Bemühungen notwendig, gemeinsam gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel anzugehen, unter anderem indem Langzeitarbeitslosen, Menschen mit Migrationshintergrund und vermehrt Frauen der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert würde. Im Tourismus müsse zudem vermehrt die Digitalisierung vorangetrieben werden, etwa um Anmeldeformalitäten für Gäste zu vereinfachen. Er werde sich auch dafür einsetzen, unnötige Bürokratie abzubauen: "Wir beerdigen uns in Papier", so der Minister.
Als eine der größten Herausforderungen, denen sich der Schleswig-Holstein-Tourismus stellen muss, wurden die steigenden Energiekosten diskutiert, die in der Branche für erhebliche Unsicherheit sorgen. Dennoch optimistisch äußerte sich Andreas Tedsen, Vizepräsident und Vorsitzender der Fachgruppe Tourismus im DEHOGA Schleswig-Holstein: "Gerade in diesen Zeiten der Energiekrise, die uns alle betrifft, ist uns als DEHOGA der Austausch mit Ihnen, den Akteuren aus dem Schleswig-Holstein-Tourismus, besonders wichtig. Auch diese Krise werden wir gemeinsam bewältigen können. Wir setzen auf den engen Schulterschluss und blicken positiv nach vorn."
Dr. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, fasst den Handlungsbedarf für die Branche zusammen: "Tourismus ist eine Leitökonomie des 21. Jahrhunderts. Immer neue Herausforderungen prägen die Branche: Kundenbedürfnisse ändern sich, Märkte verschieben sich, der Klimawandel beeinflusst den Umgang mit dem Reisegeschäft. Auf dem Tourismustag Schleswig-Holstein 2022 haben wir intensiv diskutiert, wie wir uns bei unseren Geschäftsmodellen, im Umgang mit Beschäftigten, Bevölkerung und Gästen, aber auch in der Kommunikation weiterentwickeln können, um unser schützenswertes Reiseland Schleswig-Holstein langfristig stabil auszurichten. Innovatives, bedarfsgerechtes und kooperatives Marketing hilft allen bei der Zukunftssicherung."

Impressionen

In Zeiten der Unsicherheit ist laut Dr. Catrin Homp, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein, die bestmögliche Vorbereitung auf künftige Szenarien essenziell: "Die Rahmenbedingungen für den Tourismus in Deutschland und der Welt erweisen sich durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine so ungewiss wie nie. Da die Bevölkerung weniger frei verfügbares Einkommen besitzen wird, ist zudem unklar, in welchem Umfang sich das auf den Schleswig-Holstein-Tourismus auswirkt. Umso wichtiger ist es, dass Schleswig-Holstein sich als qualitativ hochwertige und nachhaltige Reisedestination aufstellt und sich insgesamt als Lebensraum für Reisende, Bevölkerung und Mitarbeitende versteht."
Mit einer ganzheitlichen und nachhaltigen Tourismusentwicklung beschäftigt sich auch das Deutsche Institut für Tourismusforschung der Fachhochschule Westküste. Mit der Tourismusakzeptanzstudie ermittelt das Institut seit 2019 die durch die einheimische Bevölkerung wahrgenommenen Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort. Zu den Ergebnissen sagte Prof. Dr. Bernd Eisenstein, Direktor des Instituts: "Tourismus wird durch Einwohnerinnen und Einwohner als Wirtschaftsfaktor erkannt, aber weniger als Treiber der eigenen Lebensqualität. Diesen Fragen widmen wir uns nun im Rahmen unseres Forschungsprojektes 'Lebensqualität und Tourismus'". Nicht neu, jedoch zunehmend relevanter sei laut Eisenstein die Maxime, dass "eine erfolgreiche Destination neben zufriedenen Gästen, die sich willkommen fühlen, vor allem auch Einheimische braucht, die sich mit dem Tourismus vor Ort wohlfühlen." 

Referenten

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