Transportalternative

An der Unterelbe festmachen


In Schleswig-Holstein gibt es entlang der Unterelbe und ihrer Nebenflüsse größere Häfen in Brunsbüttel, Glückstadt, Beidenfleth, Itzehoe, Elmshorn und Uetersen. Auch wenn das Hafenentwicklungskonzept Schleswig-Holstein 2013 ihnen ein unterschiedliches Entwicklungspotenzial zuspricht, können sie vereint die Wirtschaftsregion Unterelbe stärken.
Die fünf IHKs entlang der Unterelbe legten 2009 das Positionspapier "Die Zukunft liegt an der Küste!" vor. Gemeinsame Überzeugung ist, dass sich der Unterelberaum mit den Nebenflüssen Stör, Pinnau und Krückau als Unternehmensstandort mit hoher Imund Exportabhängigkeit anbietet. Der Warentransport auf der Straße ist zwar schnell, aber vergleichsweise teuer. Durch ressourcenschonende Ansiedlung von Industriebetrieben nahe den Unterelbehäfen ließe sich ein großer Teil des Landtransports einsparen. Die Ansiedlung des Siemens-Werks für Offshore-Windanlagen in Cuxhaven mit einer Investition von 200 Millionen Euro und bis zu 1.000 neuen Arbeitsplätzen ist ein Zeichen dafür, dass diese Erkenntnis in Großkonzernen ankommt.
Die Berufsschifffahrt auf der Krückau und im Hafen Elmshorn ist mittlerweile eingestellt. Vor knapp 100 Jahren war Elmshorn noch der drittgrößte Getreidehafen des Deutschen Reichs. Seit Anfang der 2000er-Jahre findet kein Umschlag mehr statt. Zur Erinnerung hat ein Förderverein das ehemalige Flaggschiff der Flotte der Peter Kölln GmbH & Co. KGaA angekauft und im Elmshorner Hafen dauerhaft festgemacht.
Andere Häfen sind aber durchaus aktiv. Brunsbüttel ist der größte Hafen in der Region. Mit einem Güterumschlag von 11,1 Millionen Tonnen im Jahr 2014 ist er sogar der sechstgrößte Hafen Deutschlands. Als Betreiberin der Häfen Brunsbüttel und Glückstadt verfolgt die Schramm-Gruppe das Ziel, durch ein Universalhafenkonzept flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können. So werden in Glückstadt bei einem Umschlag von 181.000 Tonnen 2014 vor allem Dünger, Gips, Kalk, Cellulose, Glas und Ton verladen. Beide Häfen steigerten ihren Umschlag von 2013 auf 2014 erkennbar.
Es wäre sinnvoll, die Unterelbehäfen zu einer zukunftsfähigen Logistik- und Hafeninfrastruktur auszubauen.
Beidenfleth, einer der beiden Störhäfen, lag mit einem Binnenschiff- Güterumschlag von 100.000 Tonnen noch vor Itzehoe mit 54.000 Tonnen. Die Störschifffahrt profitiert davon, dass die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Schlickablagerungen im Fluss noch aktiv bekämpft. Uetersen an der Pinnau verzeichnete 2014 einen Umschlag von 43.000 Tonnen, der vor allem in Anlieferungen für die Papierfabrik bestand. Doch der Pinnauschlick wird nicht mehr von der Bundesverwaltung beseitigt, sodass die Anfahrt des Stichhafens in Uetersen schwieriger wird. Der Wedeler Hafen hat eine besondere Bedeutung für die Personenschifffahrt. Von dort werden Hamburg, Jork und Helgoland angesteuert.
Es wäre sinnvoll, die Unterelbehäfen nicht nur funktionsfähig zu halten, sondern zu einer zukunftsfähigen Logistik- und Hafeninfrastruktur auszubauen. So fordert es das "Leitbild für den Wirtschaftsraum Unterelbe 2030", an dem die IHK Flensburg und die IHK zu Kiel beteiligt waren. So wären nicht nur Industrieansiedlungen leichter zu realisieren. Für vorhandene Betriebe böte sich - angesichts des wachsenden Straßenverkehrs - eine Transportalternative zum Hamburger Hafen und darüber hinaus. Diese zukunftsweisende Entwicklung könnte man beispielhaft an der Unterelberegion festmachen.
Dr. Paul Raab
Veröffentlicht am 1. April 2016