Duale Ausbildung

Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt erneut vertagt

Der Ausbildungsmarkt in Schleswig-Holstein leidet weiterhin unter der Pandemie: Zum Jahreswechsel (31. Dezember 2022) waren 8.820 neue Ausbildungsverträge aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen bei den Industrie- und Handelskammern Flensburg, Kiel und Lübeck eingetragen. Das sind 19 Verträge (0,21 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Damit ist der leicht positive Trend vom Beginn des Ausbildungsjahres umgekehrt. Zum 1. August 2022 hatten sich erstmals wieder mehr Menschen in Schleswig-Holstein für eine Duale Ausbildung entschieden als im Vorjahr.
„Die erneut rückläufigen Ausbildungszahlen für das Jahr 2022 sind weiterhin den Auswirkungen der Krise und der ausgebliebenen Berufsorientierung geschuldet – aber nicht nur. Sie sind auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zu sehen. Die Schülerabgangszahlen in Schleswig-Holstein lagen 2022 um 3,5 Prozent unter denen des Vorjahrs. Somit haben wir im Verhältnis zu den potenziellen Bewerbenden sogar einen leichten Anstieg der Verträge“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.
Diese Erkenntnis könne aber nicht über die gesunkenen Zahlen und den Mangel an Auszubildenden hinwegtrösten. Denn die 8.820 geschlossenen Verträge deckten nicht mehr den Bedarf der Wirtschaft in Schleswig-Holstein. Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt. Das hemmt die weitere Entwicklung der Unternehmen und den erhofften kraftvollen Neustart nach der Pandemie. „Die DIHK-Ausbildungsumfrage 2022 zeigt, dass mittlerweile 42 Prozent und damit fast jedes zweite Unternehmen seine Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen kann. Hinzu kommt, dass sich zwei von drei Unternehmen – 68 Prozent – in Schleswig-Holstein mit einem insgesamt so knappen Bewerberangebot konfrontiert sehen, dass sie offene Stellen nicht besetzen können“, ergänzt Goldbeck. Das hat der Konjunkturbericht der IHK Schleswig-Holstein aus dem 3. Quartal 2022 ergeben.
In den Unternehmen in Schleswig-Holstein hat diese Entwicklung die Aktivitäten zur Nachwuchsgewinnung in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt. Über Werbung in den Sozialen Medien hinaus präsentieren sich viele Betriebe auch wieder auf Ausbildungsmessen. Ihre Auszubildenden informieren die Interessenten an den Messeständen „aus erster Hand“ und geben ihnen Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung. Im Jahr 2022 waren diese wichtigen Präsenzveranstaltungen wieder möglich, sodass sich die jungen Menschen wieder besser auf der Suche nach ihrem Wunschberuf orientieren konnten.
Auch die Zahlen der Agentur für Arbeit belegen, dass die Unternehmen in Schleswig-Holstein die Duale Ausbildung als Möglichkeit der Fachkräftegewinnung sehen. Die Betriebe haben im Jahr 2022 insgesamt 3,3 Prozent mehr Ausbildungsstellen zur Verfügung gestellt als im Vorjahreszeitraum. Besonders groß ist die Nachfrage der Unternehmen in den Bereichen Verkauf, Handel, Lager/Logistik und Gastronomie/ Hotellerie. Aber auch bei den Versicherungs- und Finanzdienstleistungen und in technischen Berufen fehlen noch Nachwuchsfachkräfte. Im Energiewendeland Schleswig-Holstein spielen die technischen Berufsfelder, wie Elektroniker für Betriebstechnik und Mechatroniker, eine wichtige Rolle. Sie werden beim Ausbau der erneuerbaren Energien weiter an Bedeutung gewinnen.
Veröffentlicht am 5. Januar 2022