Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern zu Jahresbeginn 2025

Konjunkturelle Entwicklung in MV – Wirtschaft steckt in der Krise fest

Die Wirtschaft in Deutschland ist seit 2023 nicht mehr real gewachsen und startet mit wenig Aussicht auf Besserung ins Jahr 2025. Die Unzufriedenheit über die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, die damit verbundene Unsicherheit bzgl. der künftigen Entwicklung des eigenen Unternehmens und nicht zuletzt die politische Ungewissheit im Vorfeld der außerplanmäßigen Neuwahl des Bundestages lähmen die Unternehmen auch in Mecklenburg-Vorpommern (MV). Aufgrund der andauernden schlechten Wirtschaftsentwicklung sind inzwischen die Auftragsbücher im Wesentlichen abgearbeitet.
Außerdem leiden die Gewinne der Unternehmen unter einem starken Kostendruck durch hohe Energiepreise und steigende Arbeitskosten. Deshalb sprechen bei der Umfrage zum Jahresbeginn 2025 nur 31 Prozent der Unternehmen in MV von einer „guten“ Wirtschaftslage, 21 Prozent halten sie für „schlecht“. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind weiterhin sehr pessimistisch. Zehn Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, 36 Prozent dagegen eine Verschlechterung ihrer Situation. Inzwischen ist die schwierige Wirtschaftslage auch auf dem Arbeitsmarkt zu spüren. Die Unternehmen halten sich mit Neueinstellungen zurück. Gleichwohl klagen noch viele Unternehmen über Fachkräftemangel und viele offene Stellen können auch längerfristig nicht besetzt werden. Der Investitionssaldo als Differenz zwischen den positiven und negativen Meldungen zu den geplanten Investitionsausgaben ist nun schon seit 2020 bei allen Konjunkturumfragen zum Jahresbeginn negativ. Aus der aktuellen Umfrage ergibt sich ein Saldo von minus 21 Prozentpunkten. Viele Unternehmen beschränken sich auf Ersatzinvestitionen, so dass u. a. Potenziale zur Effizienzsteigerung durch Digitalisierung und Rationalisierung ungenutzt bleiben und auch Investitionen in Umweltschutz, die die Energiekosten senken könnten, unterbleiben.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Mecklenburg-Vorpommern, der gleichrangig die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen für das kommende Jahr berücksichtigt, liegt bei 91 Punkten und damit weit unter dem zehnjährigen Mittel von 112 Indexpunkten.
Die Lage in der Industrie in Mecklenburg-Vorpommern ist sehr heterogen. Dort, wo dem Automobilfahrzeugbau zuge­liefert wird, fehlen Aufträge aufgrund der mangelnden Nachfrage nach in Deutschland produzierten Pkws im In- und Ausland. Zulieferer von im Hochbau notwendigen Komponenten leiden unter der schlechten Konjunktur im Wohnungs­bau. Andererseits laufen die Geschäfte in der Energieversorgung und bei ihren Zulieferern gut.
Da nachfrageseitig wenige Änderungen erwartet werden, gehen 60 Prozent der Industrieunternehmen in MV von gleich­bleibenden Geschäften in den kommenden zwölf Monaten aus.
Die Lage im Baugewerbe wird unterschiedlich beurteilt je nachdem, ob die Unternehmen im Hoch- oder im Tiefbau tätig sind. Im Tiefbau wird die Wirtschaftslage weitgehend positiv beurteilt, da die Auftragslage aufgrund vieler Infra­strukturmaßnahmen günstig ist. Im Hochbau dagegen fehlt Nachfrage aus dem privaten Wohnungs- wie aus dem Wirtschaftsbau. Die geringe Zahl an Baugenehmigungen stimmt den Hochbau für die kommenden zwölf Monate nicht positiv. Aber auch der Tiefbau blickt aufgrund der finanziellen Beschränkungen der öffentlichen Haushalte und die Unklarheit über die Prioritäten der künftigen Bundesregierung im Bereich Infrastrukturinvestitionen pessimistisch in die Zukunft. Der Erwartungssaldo fällt mit -44 Prozentpunkten im Branchenvergleich sehr negativ aus.
Im Handel sind nun schon im zweiten Jahr die Unternehmen, die ihre Lage als „schlecht“ bezeichnen, in der Überzahl gegenüber denjenigen, die sie als „gut“ einschätzen. Die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte, in Verbindung mit der starken Konkurrenz durch den Onlinehandel, macht dem stationären Einzelhandel zu schaffen. Die Handels­unternehmen klagen im Branchenvergleich überdurchschnittlich über Eigenkapitalrückgang und Liquiditätsengpässe. Auf die Nachfragesituation in den kommenden zwölf Monaten blicken sie mit Sorge. Sie fürchten, dass diese es ihnen nicht erlaubt, die gestiegenen Arbeits- und Energiekosten weitgehend an die Kunden weiterzugeben. Der Erwartungs­saldo liegt mit -41 Prozentpunkten weit unter dem Durchschnitt der gewerblichen Wirtschaft.
Das Verkehrsgewerbe leidet unter einer angespannten Finanzlage und beurteilt deshalb seine wirtschaftliche Lage mit einem Saldo von zwei Prozentpunkten nur noch knapp positiv. Die anhaltend hohen Energiepreise setzen die Logistikbetriebe unter Druck. Gut drei von vier Unternehmen sehen in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Geschäftsrisiko. Die Verkehrsunternehmen sind mit 43 Prozent häufiger als der Durchschnitt der gewerblichen Wirtschaft (31 Prozent) von einem Rückgang des Eigenkapitals betroffen. Hohe Investitionssummen, die selbst für Ersatzbeschaffung notwendig sind, führen dazu, dass 18 Prozent der Verkehrsunternehmen eine hohe Fremdkapitalbelastung als prägend für ihre Finanzlage ansehen (Durchschnitt der gewerblichen Wirtschaft: zehn Prozent). Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind mit einem Erwartungssaldo von -27 Prozentpunkten pessimistisch. Aufgrund des starken Personalmangels sind die Arbeitskosten unter Druck und werden daher von 70 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko angegeben.
Die wirtschaftliche Lage der Dienstleistungsunternehmen ist mit einem Lagesaldo von +18 Prozentpunkten im Branchenvergleich überdurchschnittlich. Besonders positiv wird die Lage eingeschätzt von konsumnahen Dienst-leistungsunternehmen wie Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften oder Finanzdienstleistern. Das Gastgewerbe schert allerdings aus und beurteilt seine Lage überwiegend negativ. Es nimmt Konsumzurückhaltung u. a. aufgrund von Preisanpassungen wahr und leidet selbst unter hohen Kostensteigerungen. Unter den Dienstleistern, die vor allem Unternehmen ihre Dienstleistungen anbieten, beurteilen z. B. Ingenieursdienstleister für den Tiefbau oder die Energieversorgung ihre Lage deutlich positiver als solche, die für den Hochbau oder den Automobilbau tätig sind. Bei den Erwartungen der Dienstleister gelten die gleichen Abhängigkeiten. Abgesehen davon sind die Dienstleistungsunternehmen im Vergleich zu den anderen Branchen positiver gestimmt und sehen ihre Geschäftstätigkeit in geringerem Maße von Risiken bedroht. Allerdings unterscheiden sich auch bei den Geschäftsrisiken die Angaben des Gastgewerbes stark von denen der Dienstleistungsbranche insgesamt. Im Gastgewerbe nennen vier von fünf Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise (Dienstleistungsbranche insgesamt: 62 Prozent) und drei von vier Unternehmen die Arbeitskosten (Dienstleistungsbranche insgesamt: 57 Prozent) als Geschäftsrisiko.

Exportwirtschaft blickt skeptisch auf das Jahr 2025

Für die kommenden zwölf Monate erwarten die exportierenden Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft insgesamt zu 57 Prozent gleichbleibende Auslandsgeschäfte. Nur elf Prozent erwarten steigende Exporte. Jedes dritte Unternehmen geht von rückläufigen Exporten aus. Die ungünstige Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte im Ausland und die Gefahr der Errichtung von Handelshemmnissen durch Handelspartner sowie die geopolitische Lage insgesamt bereiten ihnen große Sorgen.

Gewerbliche Wirtschaft hält sich mit Investitionen nun schon seit sechs Jahren stark zurück

Seit 2019 überwiegen in Mecklenburg-Vorpommern bei allen Konjunkturumfragen zum Jahresbeginn die Unternehmen, die planen ihre Investitionsausgaben einzuschränken, gegenüber denjenigen die mit einer Ausweitung der Investitionsbudgets ins neue Jahr gehen. Zum Jahresbeginn 2025 liegt der Investitionssaldo (Differenz der prozentualen Anteile von „höher“ und „geringer“ Meldungen) mit -21 Prozentpunkten auf etwa dem Niveau der Vorjahresumfrage. Bei der Frage nach der geplanten Höhe der Investitionsausgaben, antworteten 71 Prozent der Unternehmen, dass ihre Investitionsbudgets unter 100.000 Euro liegen. 16 Prozent planen Investitionsausgaben zwischen 100.000 Euro und 500.000 Euro. Investitionsausgaben über 500.000 Euro sind nur bei 13 Prozent der Unternehmen eingeplant. Die große Zurückhaltung bei Investitionen zeigt sich auch in den Antworten auf die Frage nach den Investitionsmotiven: In erster Linie wollen die Unternehmen Ersatzinvestitionen zum Substanzerhalt vornehmen. Mit großem Abstand folgt als zweitwichtigstes Motiv die Rationalisierung. Aufgrund steigender Arbeits- und hoher Energiekosten versuchen die Unternehmen, insbesondere in der Industrie, noch vorhandene Rationalisierungspotenziale auszuschöpfen.

Wirtschaftsentwicklung schlägt auf den Arbeitsmarkt durch

Die hartnäckige Wirtschaftskrise hat inzwischen auch den Arbeitsmarkt erreicht. Der Fachkräftemangel steht unter den Geschäftsrisiken nur noch an fünfter Stelle. Im Bau- und Verkehrsgewerbe hat er noch einen höheren Stellenwert und besonders in diesen Branchen können nach wie vor offene Stellen oft über längere Zeit nicht besetzt werden. Betrachtet man die gewerbliche Wirtschaft insgesamt, planen zwei Drittel der Unternehmen die Anzahl ihrer Mitarbeiter konstant zu halten. 24 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Rückgang ihrer Belegschaft und nur zehn Prozent mit einem Anstieg.

Konjunkturelle Situation in den IHK-Bezirken

IHK Neubrandenburg für das Östliche Mecklenburg-Vorpommern

Zum Jahresbeginn 2025 ist die Geschäftslage der gewerblichen Wirtschaft im östlichen Mecklenburg-Vorpommern ähnlich wie im Vorjahr. Die Auftragslage bereitet allerdings immer mehr Unternehmen Sorgen. Aufgrund einer schwachen Pkw-Nachfrage und geringer Bautätigkeit insbesondere im Hochbau sind zuliefernde Unternehmen stark in Mitleidenschaft gezogen. Konsumnahen Branchen macht die Konsumzurückhaltung der Haushalte zu schaffen. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich leicht verbessert, dennoch bleibt die Aussicht mit einem Erwartungssaldo von -27 Prozentpunkten düster. Die größten Geschäftsrisiken sind die hohen Energie- und Rohstoffkosten (71 Prozent) sowie die Arbeitskosten (65 Prozent). Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, insbesondere überbordende Bürokratie, stellen ein weiteres Problem dar. Die schlechte Gewinnlage, hohe Unsicherheit hinsichtlich der politischen Rahmenbedingungen nach der Bundestagswahl und geringe Erwartungen an die In- und Auslandsnachfrage in diesem Jahr halten die Investitionsbereitschaft niedrig. Der Investitionssaldo liegt bei -28 Prozentpunkten. Viele Unternehmen investieren hauptsächlich in den Substanzerhalt, während Kapazitätserweiterungen und Innovationen kaum eine Rolle spielen. Ein Viertel der Unternehmen plant als Reaktion auf hohe Arbeitskosten und Fachkräftemangel Rationalisierungsinvestitionen. Neben Rationalisierung sind hohe Arbeitskosten, Arbeits- und Fachkräftemangel und die schwache Auftragslage für jedes vierte Unternehmen Gründe, von einem Rückgang der Mitarbeiterzahl auszugehen.

IHK zu Rostock

Der wirtschaftliche Status quo der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock stellt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 als sehr herausfordernd dar. Neben den weiterhin bestehenden Sorgen in Bezug auf die schwache Inlandsnachfrage und die Entwicklung der Energiepreise belasten besonders die Arbeitskosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen die Entscheidungsträger in den Betrieben. Der IHK-Geschäftsklimaindex verschlechtert sich um zwei auf 89 Indexpunkte im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2024. Gegenwärtig beurteilen nur 28 Prozent der Firmen die eigene wirtschaftliche Lage als „gut“. 22 Prozent kommen zu einer negativen Lageeinschätzung. Bei den Geschäftsaussichten ist zumindest keine weitere Verschlechterung zu registrieren: Der Anteil der negativen Erwartungen liegt mit 35 Prozent fast auf dem Niveau der Vorumfrage, während die optimistischen Einschätzungen bei elf Prozent verharren. Diese anhaltend düsteren Zukunftsperspektiven schlagen auf die Beschäftigungs- und Investitionspläne der Betriebe für 2025 durch. Knapp ein Viertel der befragten Unternehmen rechnet mit einer geringeren und nur elf Prozent mit einer höheren Beschäftigtenzahl. Zwei Drittel der Betriebe planen zwar in den kommenden zwölf Monaten Investitionen zu tätigen, allerdings liegt bei diesen der Anteil mit steigenden (29 Prozent) und sinkenden (28 Prozent) Investitionsbudgets annähernd gleich auf.

IHK zu Schwerin

Die wirtschaftliche Entwicklung in Westmecklenburg stagniert weiterhin. Das bereits seit 2024 anhaltende Konjunkturtief bestimmt damit auch den Jahresstart 2025. Investitionen werden aus Sorge vor einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Entwicklung zurückgehalten bzw. sind aufgrund der aktuellen Finanzlage der Unternehmen nicht umsetzbar. Währenddessen lässt die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt spürbar nach bzw. der Personalbedarf in einigen Unternehmen sinkt. Nichtsdestotrotz bleiben qualifizierte Fachkräfte, soweit das Unternehmen wirtschaftlich stabil ist, nachgefragt. Der Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg vollzieht eine Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau und erreicht aktuell 91 Punkte. Bereits im Herbst 2024 lag der Wert mit 89 Punkten deutlich unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 110 Punkten. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage bleiben verhalten. Gründe dafür sind insbesondere die nachlassende Kaufkraft der Kunden, die allgemeine wirtschaftliche Schwäche, gestiegene Kosten sowie eine als sprunghaft wahrgenommene Wirtschaftspolitik. Zusätzlich wünschen sich viele Unternehmen eine sofortige, spürbare Deregulierung und ein Moratorium für zusätzliche Belastungen. Die Zukunftsaussichten bleiben ebenfalls verhalten. Schon seit mehreren Erhebungen überwiegt die Skepsis hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Die Unternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft als noch zu Beginn des Jahres 2024 und befürchten ein weiteres schwieriges Wirtschaftsjahr 2025.

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