Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock: Noch kein Weg aus dem Konjunkturtief

Der IHK-Geschäftsklimaindex verharrt zu Jahresbeginn 2025 mit 89 Indexpunkten im Konjunkturkeller. Die Lage der gewerblichen Wirtschaft verschlechtert sich im Vergleich zur Vorumfrage. Die tiefsitzende Verunsicherung der Betriebe geht einher mit der Erwartung vieler Befragter, dass sich ihre Situation im Jahr 2025 weiter verschlechtern wird. Die Stimmung der Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock lässt sich insgesamt nur als finster beschreiben.

Geschäftsklima im IHK-Bezirk Rostock

Zu Beginn des Jahres 2025 stellt sich die wirtschaftliche Situation branchenübergreifend für viele Betriebe im IHK-Bezirk Rostock als sehr herausfordernd dar. Die anhaltend schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen im In- und Ausland sowie die tiefgreifenden strukturellen Probleme der Bundesrepublik vor der anstehenden außerplanmäßigen Neuwahl des Bundestages führen dazu, dass die Stimmung vieler Unternehmen ausgesprochen schlecht ist. Betriebe und private Haushalte müssen aktuell mit einer großen Bandbreite an Verunsicherungsfaktoren, wie weiter hohe Energiekosten, Kriegen in und um Europa oder der Erwartung zunehmender handelspolitischer Konflikte nach der Rückkehr Donald Trumps in das Amt des US-Präsidenten umgehen. In der Folge verbleiben die Aussichten für die nächsten Monate – wie auch schon in der Herbstumfrage 2024 – auf äußerst pessimistischem Niveau. Aus vielen Antworten der Befragten ist Verärgerung über die gegenwärtige Wirtschaftspolitik – gerade auf Bundesebene – zu entnehmen. Besonders die bestehende Planungsunsicherheit erschwert bzw. verhindert Investitionen, Einstellungen und andere unternehmerische Entscheidungen. Sie stellt damit eine schwere Hypothek für das Ankurbeln der Inlandsnachfrage dar und behindert die Überwindung des seit zwei Jahren bestehenden Konjunkturtiefs.
Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt zu Jahresbeginn leicht auf 89 Indexpunkte (gesamtes Mecklenburg-Vorpommern 91, deutschlandweiter Wert: 92). Er liegt damit nur knapp über dem Vorjahreswert (87) und deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 111 Indexpunkten. Zu diesen Ergebnissen kommt die Auswertung der Antworten von 361 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock, die in der zweiten und dritten Januarwoche 2025 stattfand.
Info: Der IHK-Geschäftsklimaindex bildet das Ergebnis der Konjunkturumfrage in einer Größe ab, indem Geschäftslage- und Geschäftserwartungseinschätzungen gleichrangig berücksichtigt werden. Er wird gebildet als geometrischer Mittelwert der Salden aus Geschäftslage und -erwartungen.
Die erneut überaus verhaltene konjunkturelle Einschätzung der Unternehmen im IHK-Bezirk Rostock resultiert aus der Verschlechterung der Geschäftslagebewertungen in Verbindung mit weiterhin äußerst trüben Zukunftserwartungen im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2024. Aktuell sind alle Zweige der gewerblichen Wirtschaft stark negativ betroffen, wenn auch nicht in gleichem Maße. Wie auch in der Herbstumfrage 2024 rangieren die Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen auf sehr niedrigem Niveau, wenngleich die Beschäftigungspläne den historischen Tiefststand der vergangenen Befragung erst einmal hinter sich gelassen haben.

Geschäftslage: Für alle Sektoren schwierig

Zwar vermelden weiterhin mehr Betriebe eine positive als eine negative Geschäftslage („gut“: 28 Prozent, „schlecht“: 22), allerdings hat sich dieser Abstand im Vergleich zu den beiden Vorumfragen im Frühsommer und Herbst wieder verringert: Der branchenübergreifende Geschäftslagesaldo fällt im Vergleich zur Vorumfrage um fünf auf sechs Prozentpunkte. Er liegt damit sehr deutlich unter seinem langjährigen Mittelwert von 27 Prozentpunkten. Während das Verarbeitende Gewerbe nach dem historischen Tiefstwert der Vorumfrage sich wieder etwas erholen konnte, leiden das Gastgewerbe und die Verkehrs- und Logistikunternehmen besonders unter einer zurückhaltenden Nachfrage. Die Baubranche steht im Vergleich mit den anderen Wirtschaftszweigen noch verhältnismäßig gut da, allerdings ist hier die Lageverschlechterung am deutlichsten ausgeprägt: Der aufgrund vieler Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand weiter gut laufende Tiefbau kann die fehlende Nachfrage im Wirtschafts- und Wohnungsbau nicht ausgleichen.
Info: Der Saldo ergibt sich als Differenz der prozentualen Anteile aus positiven (gut/besser) und negativen (schlecht/schlechter) Einschätzungen. Die neutralen (befriedigend/gleichbleibend) Antworten bleiben unberücksichtigt.
Der konjunkturell schwierige Status Quo zeigt sich auch in anhaltend niedrigen Auftragsbeständen der Betriebe: 33 Prozent der betreffenden Befragten beurteilen ihren aktuellen Auftragsbestand als „eher zu gering“ (Herbst 2024: 34 Prozent). Wie in der Vorumfrage schätzen lediglich 13 Prozent diesen als „eher groß“ ein.

Aktuelle Finanzlage: Für jedes zweite Unternehmen schwierig

Die sich weiter verschlechternde geschäftliche Situation der befragten Unternehmen zeigt sich auch darin, dass die eigene Finanzlage noch etwas kritischer beurteilt wird: 49 Prozent sehen sie als problematisch an (Vorumfrage: 48 Prozent). Die Ertrags- und Umsatzsituation ist für viele Befragte allerdings noch so stabil, dass das betriebliche Eigenkapital noch nicht in Mitleidenschaft gezogen wird (minus drei auf 24 Prozent im Vergleich zum Herbst 2024). Der Anteil der Unternehmen, die sich zurzeit mit Liquiditätsengpässen auseinandersetzen, bleibt zur Vorumfrage unverändert bei 21 Prozent. Auch der Anteil, der sich von einer Insolvenz bedroht sehenden Befragten, verändert sich mit drei Prozent nicht.

Geschäftserwartungen: Kaum Licht am Horizont

Der Weg aus dem Konjunkturtal ist für die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk auch zu Jahresbeginn nicht absehbar. Die Befragten sind über alle Wirtschaftszweige hinweg anhaltend pessimistisch. Die schlechten Erwartungen der Umfragen in den vergangenen beiden Jahren sind für die Betriebe häufig bereits Realität geworden und es besteht kaum Hoffnung für eine Verbesserung im Jahr 2025. Zwar hegen einige Firmen die Hoffnung, dass die vorzeitige Bundestagswahl zu einem Stimmungswendepunkt werden kann. Die strukturellen – in den Freitextantworten dominierend genannten – Probleme einer ausufernden Bürokratie/Überregulierung und einer gravierenden Steuer- und Abgabenlast stellen gleichwohl eine große Hypothek für die Unternehmen dar. Dementsprechend stagnieren die Geschäftserwartungen auf sehr niedrigem Niveau: Wie in der Vorumfrage vom Herbst schauen gerade einmal elf Prozent der Firmen hoffnungsvoll auf die kommenden zwölf Monate. 35 Prozent rechnen mit einer negativen Entwicklung ihrer Geschäfte. Der Erwartungssaldo verringert sich um einen auf minus 24 Prozentpunkte. Er rangiert damit weit entfernt von seinem langjährigen Durchschnitt von minus einen Prozentpunkt.

Investitionen: Investitionen werden heruntergefahren

Die beharrlich negativen Geschäftsperspektiven führen dazu, dass die Investitionsabsichten der Betriebe nur sehr schwach ausgeprägt sind. Der Investitionssaldo sinkt im Vergleich zum Herbst um weitere zwei auf minus 18 Prozentpunkte. Zusätzlich steigt der Anteil der Firmen, die in den kommenden zwölf Monaten keine Investitionen planen, um einen Prozentpunkt auf 34 Prozent.
Kennzeichnend für die schwache konjunkturelle Lage und fehlenden Zukunftsoptimismus ist, dass die Unternehmen den Schwerpunkt ihrer Investitionsvorhaben auf die Substanzerhaltung legen: 79 Prozent wollen im Jahr 2025 Ersatzinvestitionen vornehmen. Aufgrund der anhaltend schwachen Inlandsnachfrage ist auch zu Jahresbeginn das Motiv Kapazitätsaufbau in der langfristigen Betrachtung unterdurchschnittlich ausgeprägt. Dennoch lässt sich hier im Vergleich zur Vorumfrage eine leichte Aufwärtsbewegung erkennen (plus sechs Prozentpunkte auf 24 Prozent). Die anhaltend hohen Energie- und steigenden Arbeitskosten bewirken, dass 38 Prozent der Betriebe in Rationalisierungsmaßnahmen investieren wollen. Bei investitionsbereiten Unternehmen, die gerade diese beiden Kategorien als Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung angeben, planen dies sogar 42 Prozent.

Fremdfinanzierung: Kapitalgeber werden vorsichtiger

Der Zugang zur Fremdkapitalfinanzierung wird von den befragten Firmen weiterhin überwiegend als unproblematisch angesehen und mit den letzten Leitzinssenkungen der EZB hat der Zinsdruck bei den Betrieben etwas abgenommen. Die meisten Unternehmen haben einen guten (23 Prozent) bzw. zufriedenstellenden (24 Prozent) Zugang zu Fremdkapital. Weitere 40 Prozent benötigen keine Finanzierung von dritter Seite. Der Anteil der Firmen, die über einen schlechten Zugang oder abgelehnte Finanzierungen berichten, liegt mit zwölf Prozent knapp unter dem Niveau der Vorumfrage vom Herbst 2024. Auch wenn Fremdfinanzierung weiterhin erfolgt, gibt es deutliche Hinweise darauf, dass sich die sonstigen Konditionen schwieriger darstellen: 57 Prozent der betroffenen Firmen berichten von gestiegenen Sicherheitsanforderungen (Herbst 2024: 48) und 36 Prozent von gewachsenen Dokumentationspflichten (Herbst 2024: 25). Darin manifestiert sich das – mit der Dauer und Tiefe der Rezession einhergehende – steigende Ausfallrisiko für die Fremdkapitalgeber.

Exporte: Internationale Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr?

Die Exportwirtschaft im IHK-Bezirk kann an der verhältnismäßig robusten Entwicklung der Weltwirtschaft nicht partizipieren. Die Exporterwartungen der international aktiven Firmen verschlechtern sich zu Jahresbeginn sehr deutlich. Jeder vierte Betrieb (42 Prozent) geht von sinkenden Ausfuhren in den kommenden zwölf Monaten aus (Herbst 2024: 32). Zehn Prozent rechnen mit einer Zunahme ihrer grenzüberschreitenden Geschäfte. Die bereits seit fünf Jahren anhaltende schwache Investitionsneigung der Betriebe und die hartnäckigen strukturellen Probleme Deutschlands bergen die Gefahr, dass internationale Wettbewerbsfähigkeit (weiter) verloren geht.

Beschäftigung: Einstellungspläne bröckeln weiter

Nachdem die Beschäftigungsabsichten der befragten Unternehmen in der Herbstumfrage 2024 ein Langzeittief im Rahmen der IHK-Konjunkturanalyse erreichten, stellt sich zu Jahresbeginn eine Konsolidierung auf niedrigem Niveau ein. Die schwache gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die geringe Zuversicht der Firmen für das Jahr 2025 führen dazu, dass die Beschäftigungsabsichten im IHK-Bezirk Rostock weiterhin restriktiv sind. 24 Prozent der Befragten rechnen mit einer sinkenden Beschäftigtenzahl (Herbst 2024: 25), während elf Prozent von einem Personalaufbau ausgehen (Herbst: acht). Zusammen mit dem Anteil der Betriebe, die die Zahl ihrer Mitarbeitenden konstant halten wollen (64 Prozent), liegt der Schluss nahe, dass auch in der Wirtschaftskrise die Sicherung qualifizierten Personals im Fokus der Unternehmen bleibt, wenngleich nicht mehr in dem Maße wie in den vergangenen Jahren.
Aufgrund der demografischen Entwicklung spricht wenig für einen flächendeckenden Personalabbau, aber auch die Zeit steigender oder stabiler Beschäftigungszahlen dürfte in vielen Wirtschaftsbereichen erst einmal vorbei sein. Dafür spricht auch, dass der Anteil der Unternehmen, die offene Stellen nicht besetzen können, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden, mit 35 Prozent seinen Tiefstwert seit Beginn der Erhebung dieser Frage im Rahmen der IHK-Konjunkturumfrage vor acht Jahren erreicht hat (Vorjahreswert: 42 Prozent). Selbst in Branchen, die seit vielen Jahren besonders unter dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften litten, wie dem Gast- oder dem Baugewerbe, erreicht der Fachkräftemangel knapp den fünften Platz in der Rangfolge der Hemmnisse und Probleme der Unternehmen. Wenn allerdings offene Stellen nicht besetzt werden können, dann stellt dies ein bedeutendes Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Betriebes dar: 82 Prozent der Unternehmen mit offenen Stellen geben dies an. Diese sind auch überdurchschnittlich stark durch die Höhe der Arbeitskosten belastet (65 Prozent).

Probleme: Arbeitskosten Sorgenfaktor Nr. 1

Bereits in der Vorumfrage waren die Arbeitskosten branchenübergreifend der gewichtigste Sorgenfaktor der befragten Unternehmen und zu Jahresbeginn wächst der Problemdruck noch einmal deutlich an: 58 Prozent nennen diese Risikokategorie (Herbst: 51). Zum 1. Januar 2025 gestiegene (Zusatz-)Beiträge zur Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sowie steigende Bemessungsgrundlagen belasten die Betriebe zusätzlich zu weiterhin hohen Kosten für andere Vorleistungen. So stehen auch zu Jahresbeginn die „Energiepreise“ auf dem dritten Rang betrieblicher Probleme (51 Prozent, Vorumfrage: 48) und damit knapp hinter der Sorgenkategorie „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“, die im Vergleich zum Herbst um fünf Prozentpunkte auf 53 Prozent zugelegt hat. Gerade die – in den Freitextantworten besonders häufig genannten – Stichworte „Bürokratie“ bzw. „Überregulierung“ wirken lähmend und hemmen erheblich die Entwicklung der Betriebe.

Geschäftsklima in den Branchen

Industrie

Die Geschäftslage der befragten Industriebetriebe hat sich im Vergleich zur Vorumfrage etwas aufgehellt und kann den Einbruch vom Herbst 2024 wieder gut machen. Der Anteil der Firmen, die ihre gegenwärtigen Geschäfte positiv bewerten, hat sich auf 26 Prozent verdoppelt. Der Anteil der „schlechten“ Rückmeldungen sinkt um neun Prozentpunkte auf 17 Prozent. Der Geschäftslagesaldo pegelt sich mit nun neun Prozentpunkten wieder auf den Wert der Umfragen von Jahresbeginn und Frühsommer des vergangenen Jahres ein.
In der Tendenz nicht ganz so deutlich, aber dennoch positiv entwickeln sich die Geschäftsausblicke: Sahen in der Vorumfrage elf Prozent der Befragten optimistisch auf die kommenden Monate, so steigt dieser Wert zu Jahresbeginn auf 13 Prozent. Der prozentuale Anteil der Firmen, die von einer Verschlechterung ausgehen, bleibt nahezu unverändert (aktuell: 25, Herbst 2024: 24). Im Branchenvergleich steht die Industrie mit einem Geschäftsklimaindexwert von 99 Indexpunkten noch mit am besten dar. Dies zeigt sich auch in – auf niedrigem Niveau – verbesserten Auftragsbeständen: Aktuell gibt jeder dritte Industriebetrieb einen „eher zu geringen“ Auftragsbestand an, während dieser Anteil im Herbst noch bei 42 Prozent lag.

Baugewerbe

Auch im Januar 2025 zeigt sich die Lage der befragten Baubetriebe noch überwiegend positiv: 29 Prozent berichten von „guten Geschäften“, während 14 Prozent eine negative Rückmeldung geben. Allerdings schaut mit 57 Prozent die Mehrheit skeptisch in die nähere Zukunft und kein Bauunternehmen gibt einen optimistischen Ausblick. Der Erwartungssaldo sinkt im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst um 16 auf minus 43 Prozentpunkte. Der Branchengeschäftsklimaindex fällt auf 81 Indexpunkte und liegt damit sechs Indexpunkte unter dem Vorjahreswert sowie weit unter dem langjährigen Durchschnittswert von 110. Noch können zwei Drittel der Bauunternehmen auf einen „ausreichend großen/saisonüblichen“ Auftragsbestand (55 Prozent) zurückgreifen. Die Geschäftssituation stellt sich innerhalb der Branche stark differenziert dar: Während der Tiefbau wegen des langjährigen öffentlichen Investitionsstaus auf eine stabile Nachfrage bei Infrastrukturprojekten trifft, sieht sich der Hochbau – besonders Wohnungsbereich – großen Herausforderungen gegenüber.

Handel

Preisentwicklungen und -anpassungen in einzelnen Handelssegmenten, die fortgesetzte Konsumzurückhaltung der Verbrauchenden und ein eher durchwachsenes Weihnachtsgeschäft 2024 führen zu einem anhaltend schwierigen Geschäftsumfeld für einen Großteil der regionalen Handelsbetriebe. Der Branchengeschäftsklimaindex liegt mit 81 Indexpunkten zwar merklich höher als zu Beginn des Vorjahres, ist aber weit von seinem langjährigen Mittel von 107 entfernt. Der Anteil der Händler, die ihre gegenwärtige Geschäftslage positiv beurteilt, liegt mit 20 Prozent zwar fast gleichauf mit den negativen Einschätzungen (24 Prozent), allerdings stecken die Geschäftserwartungen weiter im Stimmungstal fest: Nur acht Prozent der befragten Betriebe gehen von einer Verbesserung, 53 Prozent von gleichbleibenden und 39 Prozent von schlechteren Geschäften im Jahr 2025 aus. Besonders die Entwicklung der Inlandsnachfrage wird von den Branchenvertretern, die sich pessimistisch äußern, überdurchschnittlich als Sorgenfaktor wahrgenommen (67 Prozent).

Verkehrsgewerbe

Vergleichbar trübe wie im Handel sieht es zurzeit im Verkehrsgewerbe aus. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für 2025 starten mit negativen Vorzeichen ins neue Jahr. Der Lagesaldo verschlechtert sich zum Herbst 2024 um elf auf minus vier Prozentpunkte. Mehr als jede dritte Firma geht von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte aus, während 22 Prozent optimistisch auf die nächsten zwölf Monate schauen. Die Stimmung ist dennoch nicht mehr ganz so finster wie im Herbst als lediglich acht Prozent zuversichtlich und 46 Prozent pessimistisch eingestellt waren. Die Auftragsbestände in der Branche haben sich dementsprechend auch etwas besser entwickelt: Sprach noch im Herbst fast die Hälfte der befragten Betriebe der Verkehrs- und Logistikwirtschaft von einem „eher zu geringen“ Auftragsbestand, sind es aktuell 41 Prozent. Der Branchenklimaindex liegt mit 81 Indexpunkten neun Punkte über dem Wert der Vorumfrage und deutlich über dem Vorjahreswert von 73 (langjähriger Mittelwert: 115). Der größte Sorgenfaktor für die Branche ist weiterhin die Entwicklung der Energie-/Kraftstoffpreise (69 Prozent). Zwar bleibt die Lkw-Maut im Jahr 2025 unverändert, allerdings setzen die zum Jahresbeginn gestiegene CO2-Abgabe auf Kraftstoffe und höhere Trassenpreise für den Schienenverkehr die Verkehrsbetriebe zusätzlich unter Druck, da diese Kostensteigerungen oft nur teilweise an die Auftraggeber weitergereicht werden können. Das hohe Maß an bürokratische Belastungen sowie der Zustand der Verkehrsinfrastruktur werden in den Freitextantworten am häufigsten angeführt.

Dienstleistungsgewerbe

Auch die Dienstleistungsbranche bekommt die Rezession deutlich zu spüren. Zwar steht der Wirtschaftszweig im Branchenvergleich immer noch verhältnismäßig ordentlich da, aber auch hier ist die geschäftliche Situation angespannt: 37 Prozent der Befragten beurteilen die aktuelle Lage positiv (Herbst: 35), 43 Prozent als neutral. Der Anteil der negativen Rückmeldungen liegt mit 19 Prozent sieben Prozentpunkte höher als im Herbst des Vorjahres. Der Geschäftslagesaldo geht im Vergleich zur Herbstumfrage um fünf auf 18 Prozentpunkte zurück. Knapp sechs von zehn Dienstleistern gehen weiterhin von gleichbleibenden Geschäften aus. Eine Aufhellung der Geschäfte erwarten zehn Prozent und ein Drittel blickt skeptisch auf das Jahr 2025. Der Branchenklimaindex sinkt im Vergleich zum Herbst um neun auf 96 Indexpunkte und liegt damit ebenfalls klar unter dem langfristigen Mittel von 119.

Gastgewerbe

Durch die – mit der jahrelangen Wirtschaftskrise einhergehende – schwache Inlandsnachfrage, gepaart mit einem hohen Arbeitskostendruck für die personalintensive Branche und anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreisen sehen sich viele der befragten Beherbergungs- und Gaststättenbetriebe einem sehr schwierigen Geschäftsumfeld ausgesetzt. Aktuell bewertet ein Viertel (26 Prozent, Herbst: 30) der Befragten ihre Lage als „gut“, 38 Prozent kommen zu einer negativen Beurteilung (Herbst: 18 Prozent). Für 2025 erwartet die Branche keine Trendwende: Nur zwölf Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung (Vorumfrage: fünf) und 44 Prozent gehen von einer (weiteren) Verschlechterung aus. Der Branchenklimaindex sinkt im Vergleich zur Vorumfrage deutlich um zehn auf 77 Indexpunkte (langfristiger Durchschnittswert: 107).

Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks

Im IHK-Bezirk Rostock bildet sich die konjunkturelle Situation zwischen den einzelnen Regionen traditionsgemäß unterschiedlich ab. Allerdings wirkt die angespannte Wirtschaftslage in gewissem Maße nivellierend, so dass die Abweichungen zwischen der Hanse- und Universitätsstadt Rostock und den beiden Landkreisen im IHK-Bezirk weniger stark ausfallen. Im regionalen Vergleich ist es aktuell für die Unternehmen im Landkreis Vorpommern-Rügen am schwierigsten (IHK-Konjunkturklimaindex: 86 Punkte, wie in der Vorumfrage). Die Situation der gewerblichen Wirtschaft im Landkreis Rostock und in der Hanse- und Universitätsstadt stellt sich etwas besser dar: Der IHK-Konjunkturindex liegt in beiden Regionen bei 91 Indexpunkten. Die Unterschiede innerhalb des IHK-Bezirkes basieren gegenwärtig im Wesentlichen auf den schlechteren Einschätzungen im Landkreis Vorpommern-Rügen. Der Lagesaldo liegt hier mit lediglich zwei Prozentpunkten deutlich unter den Werten der anderen beiden Gebietskörperschaften (Rostock: acht, Landkreis Rostock: sieben). Dies bildet sich auch bei den Erwartungen der befragten Unternehmen für das Jahr 2025 ab: Erwartungssaldo in Rostock: -23 Prozentpunkte, Landkreis Rostock: -22, Landkreis Vorpommern-Rügen: -28).

Die Wirtschaft in ganz Mecklenburg-Vorpommern auf einen Blick