2. Teil der Sommertour der IHK-Präsidenten: Regionale Wirtschaft erwartet konkrete Entlastungen

Rostock, 22. Juli 2025. Die Präsidenten der Industrie- und Handelskammern zu Rostock und Schwerin haben heute im Bezirk der IHK zu Rostock ihre Sommertour in Unternehmen fortgesetzt. Nach gemeinsamen Besuchen in Westmecklenburg in der vergangenen Woche standen heute Betriebe in der Rostocker Region im Fokus. Ziel der Tour war der direkte Austausch mit Unternehmen, um über aktuelle Herausforderungen zu sprechen und die Interessenvertretung der IHKs zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Bei den Unternehmensbesuchen ging es um Themen wie nicht wettbewerbsfähige Energiepreise, hohe Netzentgelte – gerade im Nordosten – sowie fehlende Fortschritte beim Ausbau zukunftsfähiger Infrastrukturen.
Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, und Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin, betonen: „Die Wirtschaft erwartet konkrete Entlastungen und keinen Verweis auf politische Absichtserklärungen. Es ist höchste Zeit, dass die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern beim Bund nicht nur Initiativen ankündigt, sondern Ergebnisse einfordert – insbesondere bei den Netzentgelten, die dort niedrig sein müssen, wo der Strom erzeugt wird: in Mecklenburg-Vorpommern.“
Scharfe Kritik üben die Kammern außerdem am aktuellen Entschließungsantrag Mecklenburg-Vorpommerns zur Reform des nationalen Vergaberechts, der im Bundesrat behandelt wird. Der Antrag sieht vor, Teil- und Fachlose künftig häufiger als Gesamtvergabe zu bündeln, um angeblich die Vergabe zu beschleunigen.
„Das ist der völlig falsche Weg“, so Strupp. „Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sowie Planungsbüros würden durch eine solche Praxis systematisch vom Wettbewerb ausgeschlossen. Was angeblich effizient ist, zerstört in Wahrheit Vielfalt, Fairness und Innovationskraft.“
Auch Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin, findet klare Worte: „Wenn wir kleine und mittlere Unternehmen aus dem Vergabeprozess drängen, verspielen wir die Stärke unserer Wirtschaftsstruktur in Mecklenburg-Vorpommern. Wettbewerb, Vielfalt und regionale Wertschöpfung dürfen nicht aus Gründen vermeintlicher Effizienz geopfert werden. Eine Beschleunigung der Verfahren darf nicht zulasten des fairen Marktzugangs gehen.“
Darüber hinaus fordern die Industrie- und Handelskammern zügige Fortschritte bei der Ausweisung neuer Gewerbeflächen, der Gründung einer Innovationsagentur sowie eine engere Zusammenarbeit mit den Unternehmen in Fragen der Fachkräftesicherung.
„Wachstum entsteht durch Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Handeln ermöglichen“, so Klaus-Jürgen Strupp abschließend. „Unsere Kritik ist keine Fundamentalkritik, sondern ein Aufruf zum Handeln – für eine wirtschaftsnahe Landespolitik, die den Mittelstand nicht nur hört, sondern versteht.“
„Dass sich die Landesregierung auf vereinzelte Investitionen und makroökonomische Wachstumszahlen beruft, reicht nicht aus“, erklärt der Präsident der IHK zu Schwerin, Matthias Belke, und ergänzt: „Unsere Kritik basiert auf konkreten Rückmeldungen aus den Betrieben. Es geht nicht um einzelne Erfolge, sondern um strukturelle Probleme, die viele Unternehmen gleichermaßen belasten.“
Ein besonderer Programmpunkt war bei den heutigen Unternehmensbesuchen die Auszeichnung zweier Unternehmen als TOP-Ausbildungsbetriebe: die WARNOW METALL GmbH aus Pölchow und die Groth & Co. Bauunternehmung GmbH aus Rostock. Beide engagieren sich seit vielen Jahren stark in der betrieblichen Ausbildung und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Region. Die IHK zu Rostock würdigt mit dem Prädikat jährlich Unternehmen, die mit exzellenter Ausbildungsqualität überzeugen. Derzeit übergeben Mitglieder des IHK-Präsidiums und hauptamtliche IHK-Mitarbeiter die Auszeichnungen im Rahmen von Betriebsbesuchen an insgesamt 90 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK zu Rostock.