Werften und Häfen auf Kurs - Schifffahrt erwartet schwere See

IHK Nord-Umfrage zeigt gespaltenes Bild in der maritimen Wirtschaft - Investitionsbedarf und Fachkräftemangel bleiben zentrale Herausforderungen

Hamburg/Rostock, 11. Juli 2025. Die Konjunkturaussichten in der maritimen Wirtschaft in Deutschland haben sich im Frühjahr 2025 im Schiffbau und in der Hafenwirtschaft im Vergleich zum Herbst 2024 verbessert. Rückläufig war das Konjunkturbarometer in der Schifffahrt mit einem Minus von über 30 Punkten. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage der IHK Nord (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 100 KB), dem Zusammenschluss 13 norddeutscher Industrie- und Handelskammern. Sorge bereiten den Unternehmen vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Entwicklungen der Arbeitskosten, der Fachkräftemangel sowie die Entwicklung der Auslandsnachfrage.
Leicht zulegen konnte das Konjunkturbarometer m Schiffbau mit einem Plus von rund acht Punkten. Dabei schätzen rund 84 Prozent der befragten Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage als gleichbleibend ein. Neun von zehn Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften (63,7 Prozent) als auch auf die Entwicklung der Arbeitskosten (56,9 Prozent) und der Auslandsnachfrage (39,2 Prozent). Die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bewerten nahezu alle befragten Betriebe (99 Prozent) derzeit als ein großes wirtschaftliches Risiko.

Bei der Hafenwirtschaft steigt der Geschäftsklimaindex deutlich um 20,4 auf 97,6 Punkte. Hier schätzen rund 89 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. 55 Prozent der Betriebe sehen Risiken mit Blick auf die Entwicklung der Arbeitskosten. Knapp 61 Prozent der Unternehmen klagt über Fachkräftemangel und mehr als 83 Prozent über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Auslandsnachfrage sehen über 63 Prozent als wirtschaftliches Risiko.
„Häfen und die Hafenhinterlandanbindungen sind system- und sicherheitsrelevant. Um sie zukunftsfest aufzustellen, müssen aus dem Infrastrukturfonds des Bundes mindestens 15 Milliarden Euro in norddeutsche Hafeninfrastruktur fließen“, fordert Knud Hansen, Vorsitzender der IHK Nord. „Die angekündigten zusätzlichen 400 Millionen Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds sind ein wichtiger Schritt, reichen jedoch bei Weitem nicht aus, um den Investitionsstau aufzulösen. Wer die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen sichern will, muss sich klar bekennen: Der Bund sollte sich dauerhaft mit mindestens 500 Millionen Euro an den jährlichen Hafenlasten der Länder beteiligen und dafür rasch die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen schaffen“, so Hansen.
In der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten der befragten Unternehmen stark eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Minus von 32,5 Punkten und liegt damit bei 76,0 Punkten. Große Sorge bereiten den Reedern mit 93,0 Prozent vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Weitere Risiken sehen die Unternehmen bei den Arbeitskosten (52,7 Prozent) sowie im Fachkräftemangel (42,1 Prozent).
„Die geopolitischen Spannungen und die Unwägbarkeiten in der amerikanischen Zollpolitik verunsichern sehr stark die Schifffahrtsmärkte, aber auch alle anderen Bereiche der maritimen Wirtschaft. Zwar wurden einige der neuen US-Zölle zunächst bis zum 1. August ausgesetzt, doch bleibt unklar, ob und in welcher Form sie anschließend greifen werden. Diese Hängepartie schafft weiterhin mittel- bis langfristige Unsicherheit für die betroffenen Unternehmen entlang globaler Lieferketten“, sagt Hansen mit Blick auf die Umfrageergebnisse.
„Die Ergebnisse der IHK Nord lassen sich auch auf unseren IHK-Bezirk übertragen. Viele der genannten Themen waren kürzlich Gesprächsstoff bei der Maritimen Zukunftskonferenz in Rostock und bei unserem IHK-Jahresempfang. Viele Unternehmen wünschen sich klare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, um mittel- bis langfristige Planungssicherheit für ihre Vorhaben zu erhalten“, sagt Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock.
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Anna-Louise Schröder, IHK Nord e.V., T 0049 (0)40 36138 657, schroeder@ihk-nord.de