Maritime Wirtschaft zwischen Auf- und Gegenwind
Konjunkturumfrage Herbst 2025: Schiffbau und Schifffahrt legen zu – Hafenwirtschaft unter Druck
Die Stimmung in der maritimen Wirtschaft Norddeutschlands ist im Herbst 2025 uneinheitlich. Während Schiffbau und Schifffahrt spürbar zulegen, trübt sich die Lage in der Hafenwirtschaft leicht ein. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Nord, dem Zusammenschluss von 13 norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Sorge bereiten den Unternehmen vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Energie- und Rohstoffpreise, die Entwicklungen der Arbeitskosten sowie die Auslandsnachfrage.
Hafenwirtschaft unter Druck
Der Geschäftsklimaindex der Hafenwirtschaft sinkt um 0,5 Punkte auf 97,1. Rund ein Fünftel der Unternehmen erwartet eine Verschlechterung der Geschäftslage. Knapp drei Viertel der Betriebe sehen Risiken bei der Entwicklung der Arbeitskosten. Knapp 57 Prozent der Unternehmen klagt über den Fachkräftemangel und mehr als 78 Prozent über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Auslandsnachfrage sehen über 70 Prozent der Betriebe als wirtschaftliches Risiko.
Thomas Buhck, Vorsitzender der IHK Nord, fordert klare Signale aus Berlin: „Ohne intakte Kaimauern steht die Versorgungssicherheit auf dem Spiel. Deshalb unterstützen wir die Forderung des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe nach 15 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen des Bundes, um den über Jahrzehnte gewachsenen Sanierungsstau in unseren Häfen endlich aufzulösen. Zusätzlich braucht es eine dauerhafte Beteiligung des Bundes von mindestens 500 Millionen Euro jährlich, um die maritime Infrastruktur langfristig zu sichern.“
Schiffbau stabilisiert sich
Leicht zulegen konnte das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Plus von 1,5 Punkten. Dabei schätzen rund 96 Prozent der befragten Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage als gleichbleibend oder günstiger ein. Mehr als zwei Drittel bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften mit Blick auf die Entwicklung der Arbeitskosten (79,7 Prozent) und der Energie- und Rohstoffpreise (53,6 Prozent). Die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen alle befragten Betriebe zurzeit als größtes wirtschaftliches Risiko an.
Schifffahrt mit deutlichem Plus
Die Schifffahrt verzeichnet den stärksten Zuwachs: plus 6,7 Punkte auf 82,7 beim Geschäftsklimaindex. Dennoch bleibt die Branche vorsichtig. 66,1 Prozent der Reedereien sehen die Auslandsnachfrage als größtes Risiko. Thomas Buhck warnt: „Die Unsicherheit über die amerikanische Zollpolitik und ihre globalen Folgen für den Außenhandel ist nach wie vor erheblich. Das bremst Investitionen und Planungssicherheit.“ Weitere Risiken sehen die Unternehmen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (60,4 Prozent), bei den Arbeitskosten (32,2 Prozent) sowie bei den Energie- und Rohstoffpreisen (45,7 Prozent).
Die maritime Wirtschaft steht zwischen Hoffnung und Herausforderung. Während Schiffbau und Schifffahrt positive Impulse setzen, bleibt die Hafenwirtschaft unter Druck. Die Unternehmen fordern verlässliche politische Rahmenbedingungen und eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes.