Durchstarter

Biofolie gegen Plastikflut

Die beiden Unternehmer Stefan Peuß und Dr. Dirk Hollmann wollen der Flut an Plastikmüll ein Ende setzen. Mit ihrer patentierten Biofolie könnte ihnen das sogar gelingen. 
Strände voll Müll, Meerestiere verfangen in Tüten und Alltagsverpackungen, alte Flaschen in den Wäldern: Der Blick in die Natur offenbart schnell die erschreckenden Ausmaße des Plastikmülls auf der Welt. Diesem Szenario wollen der Unternehmer Stefan Peuß und der Chemiker Dr. Dirk Hollmann ein Ende setzen. Mit ihrer patentierten Biofolie könnte es ihnen sogar gelingen, dieses Ziel zu erreichen.
Wir testen im Rahmen von Forschungsarbeiten, inwieweit wir auch Schilf, Stroh oder zellulose-haltige Abfallstoffe nutzen können.

Dirk Hollmann

Die Folie besteht ausschließlich aus Zellulose. Weichmacher und andere giftige Zusatzstoffe gibt es nicht. Somit ist sie biologisch abbaubar, hat aber die gleiche Stärke wie herkömmliche Plastikfolie. Die Zellulose wird im aktuellen Herstellungsverfahren noch aus Holz gewonnen. Dirk Hollmann: „Wir testen im Rahmen von Forschungsarbeiten, inwieweit wir auch Schilf, Stroh oder zellulose-haltige Abfallstoffe nutzen können.“ Die Produktion der neuartigen Folie ist laut Peuß und Hollmann umweltfreundlich und ohne den Einsatz giftiger Chemikalien möglich.

Suche nach Investoren

Um ihre Biofolie am Markt zu etablieren, wollen Dirk Hollmann und Stefan Peuß alles auf feste Füße stellen. Ihr Unternehmen Cell2Green befindet sich gerade in der Anfangsphase, die Uniausgründung läuft.
Die Geschäftsführung teilen sich die beiden Männer, die seit Langem befreundet sind. Während Dirk Hollmann der Mann für den wissenschaftlichen Teil ist, nutzt Stefan Peuß seine unternehmerischen Erfahrungen als Marketing- und Vertriebsspezialist. Beide hoffen, dass sie ihre Folie bald auch in industriellen Größenordnungen herstellen können. „Wir wollen die Produktion an einen großen Partner abgeben, dabei aber noch Einfluss nehmen können“, sagt Hollmann. 
Bis dahin, gibt es jedoch noch einiges zu meistern. Vor allem die Suche nach Investoren. Diese dürfte sich aber vielleicht gar nicht so schwierig gestalten. Denn im September haben Hollmann und Peuß mit Cell2Green den Inno Award gewonnen. Der Preis wird jährlich von den Technologiezentren in MV an besonders innovative Unternehmen und Ideen verliehen. 

Nicht mehr da nach zwölf Tagen

Noch ist Cell2Green in den Räumen der Universität Rostock zu finden. Dort testet Dirk Hollmann mit einer ersten Laboranlage die Produktion und den Zersetzungsprozess der Folie. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: Die Herstellung spart rund 70 Prozent CO2 ein. Die Untersuchung des Zersetzungsprozesses hat laut Hollmann zudem gezeigt: Die Folie baut sich bei 60 Grad innerhalb von zwölf Tagen vollständig ab. Auch im privat genutzten Kompost oder in Biotonnen baue sie sich schnell komplett ab. Grund dafür ist die enthaltene Zellulose, die von Bakterien zersetzt wird. Eine Testung im Wasser habe es bislang noch nicht gegeben, räumt Hollmann ein, Experimente sind jedoch schon in Planung. 
Ein wichtiger Baustein ist das Recycling der Biofolie. Zersetzten könne sich die Folie grundsätzlich überall, doch am günstigen sei es, wenn sie am Ende wieder bei Cell2Green ankommt, sagt Stefan Peuß. Dann könne sie als Ausgangsstoff für neue genutzt werden.

Pläne für die Zukunft

Abnehmer für das Produkt sehen Hollmann und Peuß vor allem im Umverpackungsbereich, bei Lebensmittelhändlern, Messeausstattern, Bäckereien oder Metzgereien. Das Interesse sei bisher groß und erste Verträge für die Nutzung der Folie unterschrieben. „In wenigen Jahren könnte eine große Produktionsanlage entstehen“ meint Stefan Peuß. 
In den Sternen steht noch der künftige Unternehmensstandort, wo es diese Pilotanlage geben soll. „Das hängt ganz von der weiteren Unterstützung ab“, sagt Stefan Peuß. „Ideal wäre für uns die Ansiedlung in klimaneutrale Gewerbegebiete.“ 
Christina Milbrandt

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